Seit dem ersten Tag ist sie bei der erfolgreichen Telenovela «Sturm der Liebe» (seit September 2005, wochentags, 15:10 Uhr, das Erste) dabei und als Köchin Hildegard Sonnbichler, geb. Hansen, einer der ganz grossen Fanlieblinge. Am heutigen Donnerstag feiert Schauspielerin Antje Hagen ihren 85. Geburtstag. Wie bodenständig die Feier in diesem Jahr ausfällt, hat sie im Interview mit spot on news verraten. Erzählt hat sie dabei auch von ihrem ersten Berufswunsch Försterin, von ihrem Weg zur Schauspielerei, dem grossen Kick bei Autorennen und ihrem effektiven Fitnessprogramm.
Ihr erster Berufswunsch war Försterin. Was hat Sie davon abgehalten?
Antje Hagen: Damals war ich elf Jahre alt. Ich habe gedacht, eine Försterin trägt schöne grüne Sachen und sucht den ganzen Tag Pilze. Zu jener Zeit waren wir ständig im Wald, weil wir Beeren und Pilze gesucht haben, und das machte mir grossen Spass. Es gab wenig zu essen. Ich war einfach auf das Forstamt gegangen und wollte gleich anfangen. Da riet man mir jedoch, ich sollte mir das noch mal überlegen, denn man sässe auch viel im Büro - ich habe es mir überlegt.
Wann haben Sie sich dazu entschlossen, Schauspielerin zu werden?
Hagen: Als ich mit meiner Mutter in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt, Red.) gelandet bin. Meine Mutter war als Solobratschistin am Dreispartentheater im Orchester und nahm mich oft mit zu den Proben. Ich fand das Theater schon immer toll und es war mir keinesfalls fremd, weil ich aus einer Theaterfamilie kam. Damals konnte ich endlich hinter die Kulissen blicken und diese ganz besondere Atmosphäre ist plötzlich auf mich übergesprungen. Dieser Humor und diese Fröhlichkeit gepaart mit grosser Ernsthaftigkeit gefielen mir schon immer. Musik kam für mich allerdings nie in Frage, ich wollte immer auf die Bühne.
Autos und Autorennen haben Sie auch fasziniert. In Ihrem Buch «Und dann kam es anders: Erinnerungen» (2021) beschreiben Sie den Kick, den Sie auf der Rennstrecke gespürt haben, als Sie einmal Probe fahren durften...
Hagen: Mich haben Autos zwar immer schon fasziniert, aber durch meinen Mann bin ich dann endgültig damit in Berührung gekommen. Er war Motorjournalist und selber ausgebildeter Rallyefahrer und er nahm mich an die damaligen Rennstrecken mit und zeigte mir diesen faszinierenden und gefährlichen Sport aus aller nächster Nähe. So lernte ich auch die damalige Fahrerprominenz persönlich kennen. Ich hatte auch das Glück, dass ich keine Angst hatte.
Das Autofahren geniessen Sie heute immer noch?
Hagen: Ich geniesse das Autofahren heute immer noch sehr. Ich habe ein sehr hochmotorisiertes Auto, aber ich fahre nicht besonders schnell - nur zügig.
Mit Günter Jendrich (1920-1969) waren Sie von 1966 bis zu seinem Tod im Jahr 1969 verheiratet. Ihre grosse Liebe hatten Sie also leider nur eine kurze Zeit für sich. Wie war das für Sie?
Hagen: Ich bin froh, meinen Mann vor dem richtigen Start meiner Karriere kennengelernt zu haben. So haben wir noch ein unbeschwertes Familienleben führen können, und ich konnte mich auf ihn und seine Bedürfnisse einstellen. Leider hatten wir nur eine kurze Zeit, unser Sohn war erst zwei Jahre alt als mein Mann an Leukämie starb.
Wenn Sie jetzt auf Ihr Leben blicken, würden Sie etwas anders machen?
Hagen: Ich habe die einzelnen Dinge immer so gelöst, wie ich meinte, es aus der jeweiligen Situation heraus entscheiden zu müssen. Das wäre heute auch nicht mehr zu ändern. Vielleicht bin ich heute etwas reifer und denke anders darüber, aber entschieden habe ich damals.
Welches Projekt hat Sie am meisten erfüllt?
Hagen: Bei so vielen Projekten, die ich gemacht habe, waren da einige dabei. Ich habe im Theater die Rolle der Mutter Wolffen in «Der Biberpelz» von Gerhart Hauptmann (1862-1946) gespielt. Das war eine tolle Rolle und eine grosse Herausforderung. In der Fernsehlandschaft war es der Sechsteiler «Die Affäre Semmeling» (2002) und die Arbeit mit Dieter Wedel (1939-2022).
Sie haben den Ruhestand für «Sturm der Liebe» auf Eis gelegt. Was hat Sie dazu bewogen?
Hagen: Es gibt in diesem Beruf keinen klassischen Ruhestand mit 65. Man steht ja nicht nur auf der Bühne oder vor der Kamera. Man synchronisiert, hält Vorträge und Lesungen, unterrichtet. Ich kann Menschen beibringen, wie sie das Telefonbuch interessant vorlesen können. (lacht) Ich habe Drehbücher, unter anderem zwei «Traumschiff» -Episoden geschrieben. Ich langweile mich nie. Bei «Sturm der Liebe» hat mich gereizt, dass es ein Neustart war und wir alle etwas gemeinsam entwickelt haben, von dem keiner wusste, was daraus werden würde. So etwas schweisst unglaublich zusammen.
Wie hat sich das Drehen bei «Sturm der Liebe» im Laufe der Zeit verändert?
Hagen: Ich habe natürlich nicht das gleiche Programm wie meine jungen Kollegen. Das haben Sepp (Schauer, 74) und Dirk (Galuba, 82) auch nicht. Aber verändert hat sich eigentlich nichts. Ich fühle mich nach wie vor unglaublich wohl beim «Sturm». Es ist wirklich eine grosse Familie, das muss ich sagen. Und das ist bei so einer langen Produktion nicht selbstverständlich.
Was bedeutet Ihnen die Rolle der Hildegard Sonnbichler?
Hagen: Im Grunde genommen haben wir nur die Stimme gemeinsam. Im Laufe der vielen Jahre habe ich mich aber natürlich in sie hineinversetzt und mit dem Sepp zusammen eine Ehe entwickelt, die ausserordentlich harmonisch und verlässlich ist. Sie hat sich an unsere Kulisse, an das 300 Jahre alte Bauernhaus, angepasst. Ich mag Hildegard inzwischen sehr gerne. Ich habe ihr natürlich einiges von mir gegeben. Inzwischen habe ich sogar etwas von ihrer Schlichtheit übernommen und sie so in mein Herz geschlossen.
Was machen Sie, um sich fit zu halten?
Hagen: Ich mache drei Mal in der Woche Kieser-Training (Krafttraining) und gehe täglich eine Stunde im Wald laufen. Ich muss nicht darüber nachdenken, wie ich eine Treppe hochkomme. Ich halte meine Muskulatur straff und das möchte ich, damit mir das Leben mehr Spass macht.
Was ist Ihr liebster Freizeitausgleich?
Hagen: Ich beschäftige mich sehr mit Kunst, auch mit bildender Kunst. Ich lese sehr viel darüber, gehe in Ausstellungen und höre gerne Musik. Jazz, aber auch Klassik. Ich treffe mich gern mit lieben Freunden- viel mehr Zeit bleibt nicht.
Wie verbringen Sie Ihren anstehenden Geburtstag?
Hagen: Meinen 80. habe ich ganz gross gefeiert. Dieses Mal wird es ruhig. Mein Sohn kommt mit meiner Schwiegertochter. Sie haben einen Van und wir werden uns in der herrlichen Umgebung von München einen ruhigen Ort mit einer wunderbaren Aussicht suchen. Ich werde im Auto bekocht und es gibt ein schönes Weinchen. Dazu werden wir philosophieren und das Leben besprechen.
Was wünschen Sie sich für ihre Zukunft?
Hagen: Dass ich mir - trotz aller Horrorszenarien dieser Welt - meine Lebensfreude erhalte und noch ein paar gute Jahre im Kreis meiner Freunde und Familie verbringen kann.