Der deutsche Star-Schauspieler Thomas Kretschmann (60) ist bekannt aus Erfolgsfilmen wie «Stalingrad» (1993), «Der Pianist» (2002) oder «King Kong» (2005). Im mit Spannung erwarteten fünften «Indiana Jones»-Teil «Indiana Jones und das Rad des Schicksals», der am 29. Juni in den deutschen Kinos startet, macht Kretschmann als Nazi-Oberst Weber der Titelfigur das Leben schwer - in einer den Abenteuer-Film eröffnenden Rückblende ins Jahr 1944.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news beschreibt Kretschmann seinen Eindruck von Franchise-Star Harrison Ford (80) und verrät, warum er zur Vorbereitung auf die Dreharbeiten Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (80) einen Besuch abstattete.
Wie fit mussten Sie sein, um sich auf die Rolle vorzubereiten?
Thomas Kretschmann: Ich hatte mir beim Film davor das Knie verletzt. Meine Vorbereitung bestand also darin, dass ich nach München zu Dr. Müller-Wohlfahrt gefahren bin. Ich hatte wirklich Angst, dass ich den Film verliere, weil mein Knie gerade kaputt war. Und da bin ich zum Müller-Wohlfahrt gegangen und habe gesagt: ‹Herr Doktor, können Sie sich vorstellen, ich wäre Schweinsteiger und in sechs Wochen ist die WM?› Da hat er mich angeguckt und gesagt: ‹Das macht mir jetzt Spass.› Im Anschluss hat er sich ein paar Wochen lang wirklich um mich gekümmert.
Während der Produktion wurde dann auch noch Reha mit mir gemacht, noch beim Drehen. Die Stunt-Leute haben nämlich alle gesagt: ‹Jeder zweite von uns hatte genau das Gleiche. Wir machen jetzt das und das und das...› Als wir dann gedreht haben, war ich wirklich auf den Punkt fit. Das war meine Vorbereitung.
Wie war Ihr Eindruck von Harrison Ford während der Dreharbeiten? Wie ist diese Kino-Ikone am Set?
Kretschmann: Der ist mega. Er ist so süss und besitzt auch eine Energie, da können sich viele von uns etwas abschneiden. Mindestens einmal pro Tag hat er in die Hände geklatscht und gesagt: ‹Okay, lass uns diesen verdammten Film drehen.› Er war immer nett, immer süss. Ich bin ein Fan, ein richtiger Fan, obwohl ich sonst nie Fan von irgendwas bin.
Hat man als Deutscher in US-Produktionen die Rolle als Nazi gepachtet?
Kretschmann: Früher, als ich angefangen habe mit der Schauspielerei, habe ich in Frankreich den ersten Film mit Patrice Chéreau gedreht. Und da dachte ich so: Jetzt geht‹s international los. Doch dann kamen so ein paar Nazi-Angebote, also ›Stalingrad‹. Da habe ich zu Patrice Chéreau gesagt: ›So was mache ich nicht mehr.‹ Er entgegnete: ›Na ja, viel Spass, Thomas. Bei deiner Herkunft, im internationalen Kino... Wenn du das nicht machst, brauchst du auch gar nichts mehr zu machen.'
Haben Sie sich zur Vorbereitung auch ältere Indiana-Jones-Schurken angeschaut?
Kretschmann: Ich habe mir die Filme natürlich aus Spass nochmal angeschaut, einfach so für den Vibe. Aber die Schurken habe ich mir vorher nicht speziell angeguckt. Das mache ich nie. Ich habe ja auch schon ein paar Mal irgendjemanden gespielt, den jemand anders schon mal vorher gespielt hat. Ich hab mir nie angeguckt, was die anderen machen, sondern immer die Szenen angeguckt, mit dem Regisseur geredet und dann das erfunden, was ich schön fände oder was wir schön fänden.
In ihrem Segment des Films sind beide Hauptdarsteller, Mads Mikkelsen und Harrison Ford, digital verjüngt. Wie hat das die Produktion für Sie verändert? Waren die beiden zum Beispiel überhaupt am Set?
Kretschmann: Also Mikkelsen wurde nicht digital verjüngt. Ich habe mit ihm gedreht. Er war auch am Set, als ich mit ihm gedreht habe. Mit ihm habe ich sogar an den deutschen Dialogen gearbeitet, da er ja kein Deutscher ist.
Wir alle fanden das schön, wenn sich die Deutschen in einem so grossen Film auch mal nicht anhören wie Vollidioten und richtig Deutsch reden können. Wir haben also zusammen an der Aussprache gearbeitet.
Harrison Ford war auch die ganze Zeit am Set. Er hat auch wirklich alles gespielt, weil ihm das wichtig ist. Er hatte halt diese [Motion-Capture-]Punkte auf dem Gesicht. Da wird dann aus dem Computer der passende Winkel seines eigenen Gesichts von früher draufgelegt. Aber er hat das alles gespielt. Er war da.
Man muss sich das also nicht so vorstellen, als ob die beiden ein-digitalisiert worden wären. Die spielen das schon wirklich und das ist auch er. Ich habe mit ihm die ganze Zeit gespielt. Es war ein Riesenvergnügen.