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TV-Star im Interview

Ulla Kock am Brink: «Früher konnte ich mit Lob gar nicht gut umgehen»

«Ich habe schon immer einen Widerwillen gegen verordnete Ideale empfunden» - Ulla Kock am Brink spricht im Interview über Schönheitstrends, Selbstzweifel, Stutenbissigkeit und ihr neues Lebensgefühl.

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«Die Glücksritterin. Leben ist, wenn man trotzdem lacht: Geschichten und Erinnerungen aus meinem sehr schönen Leben» heisst das Buch von Ulla Kock am Brink.
«Die Glücksritterin. Leben ist, wenn man trotzdem lacht: Geschichten und Erinnerungen aus meinem sehr schönen Leben» heisst das Buch von Ulla Kock am Brink. Streetsyleshooters

Stutenbissigkeit, Schönheitsideale und fehlendes Selbstwertgefühl - offen und mit viel Witz berichtet TV-Star Ulla Kock am Brink (61) in ihrem Buch «Die Glücksritterin. Leben ist, wenn man trotzdem lacht» (11.10., Kampenwand Verlag) aus ihrer Karriere und ihrem Leben. «Es geht um meine wilde Pippi Langstrumpf Kindheit in Bottrop bis hin zu der Ulla, die ich heute bin», schreibt sie selbst über ihr Werk auf Instagram. Im Interview mit spot on news verrät die 61-Jährige: «Ich bin heute ausgeglichener und zufriedener und weiss genau, was mich ausfüllt, welche Menschen ich in meinem Umfeld lieb habe.»

Welche Rolle spielen Lachen und Humor in Ihrem Leben?

Ulla Kock am Brink: Beide sind mein Lebenselixier. Den Ereignissen und Herausforderungen im Leben eine skurrile oder lustige Seite abzugewinnen, erleichtert das Leben ungemein. Lachen und Humor verbindet die Menschen untereinander und reduziert zudem atmosphärische Spannungen.

Hatten Sie lange überlegt, ob Sie eine Biografie schreiben wollen?

Kock am Brink: Am Anfang standen eigentlich nur Kurzgeschichten da, die mir in einer schwierigen Lebenssituation geholfen haben, einiges aus meinem Leben zu verarbeiten. Und dann kam von Freunden, die die eine oder andere Geschichte gelesen hatten, der Vorschlag, doch ein Buch daraus zu machen. Eigentlich stand eine Veröffentlichung gar nicht zur Debatte. Mein Umfeld ermunterte mich immer wieder, es auch anderen zugänglich zu machen. Und mit der Zeit legten sich meine Zweifel und ich dachte, dann raus damit!

Gerade haben Sie ein gefeiertes Comeback mit der Neuauflage der «100.000 Mark Show» auf RTL hingelegt. Welches Fazit ziehen Sie selbst nach der Show und wie geht es nun damit weiter?

Kock am Brink: Für mich war die Neuauflage der Show wie ein Wiedersehen mit einer alten Freundin, die man aus den Augen verloren hatte - die Chemie stimmte sofort. Mir hat es viel Freude gemacht, und ich glaube, die Zuschauer haben das auch so empfunden. Ich habe nach der ersten Ausstrahlung viel Positives gehört und gelesen. Das ist nicht selbstverständlich, und ich habe mich sehr darüber gefreut. Die zweite «100.000 Mark Show» läuft am Sonntagabend, den 23. Oktober.

Stört es Sie, dass Ihre Karriere oft auf die «100.000 Mark Show» reduziert wird?

Kock am Brink: Das stört mich überhaupt nicht, denn schliesslich hatte ich mit dieser Show meinen Durchbruch und über einige Jahre ein erfolgreiches Programm, das ich präsentieren durfte. Und ich mag die «100.000 Mark Show» immer noch so sehr, dass ich gern mit ihr identifiziert werde.

Sie beschreiben im Buch «Stutenbissigkeit», bösartige Kommentare, die Sie sich in der Branche anhören mussten. Hat sich hier Ihrer Ansicht nach etwas geändert?

Kock am Brink: Da hat sich einiges verändert - dank der öffentlichen Diskussion um die Themen Mobbing, Solidarität und Support unter Frauen ist die soziale Ächtung solcher Verhaltensweisen mittlerweile in der Breite der Bevölkerung angekommen. Es gibt ein stärkeres Bewusstsein für diese Thematik - und ich hoffe, dass sich diese Entwicklung weiter fortsetzen wird.

Wie hat sich die TV-Branche in den vergangenen Jahren generell gewandelt?

Kock am Brink: Auffällig sind die vielen Realityformate, die von dem sozialen oder intellektuellen Unvermögen der F-Z-Prominenz leben. Das ist manchmal ziemlich amüsant und manchmal einfach nur endpeinlich. Erfreulicherweise gibt es bei den Shows neue Leuchttürme wie «Wer stiehlt mir die Show?» oder «Denn sie wissen nicht, was passiert!». Originell, lässig, humorvoll und mit schlauen, begabten Hosts ausgestattet. Da hat sich einiges getan. Die Unterhaltung ist variantenreicher geworden - etwas mehr davon würde aber nicht schaden.

«Ich empfehle jedem und vor allem jeder einen etwas grosszügigeren Umgang mit dem eigenen Körper», schreiben Sie. Haben Sie das bei sich selbst immer so gehalten?

Kock am Brink: Auf jeden Fall! Jeder Mensch sollte für sich entscheiden, wie er sich wohlfühlt - sich ein bisschen unabhängig machen von jeweiligen Schönheitsidealen kann nur gesund sein und vermindert den ewigen Kampf gegen «was auch immer». Ich habe schon immer einen Widerwillen gegen verordnete Ideale empfunden und stets selbst entschieden, ob ich an mir etwas optimieren will - oder eben nicht. Diese Entscheidungen habe ich immer unabhängig von Trends getroffen. Ein Stresspunkt weniger im Leben - herrlich!

Gibt es die «Referenzjeans» noch und die dazu passende Strategie, wenn der Bund zwickt?

Kock am Brink: Ja, es gibt eine Hose ohne Elastananteil, sie ist aber gerade eine Nummer grösser als früher. (lacht)

Sie erzählen zudem, dass Sie sich angewöhnt haben, «die schönen Seiten meiner Freundinnen anzuschauen und ihnen Komplimente zu machen». Sind Sie selbst gut darin, Komplimente anzunehmen?

Kock am Brink: Früher konnte ich mit Lob oder Komplimenten gar nicht gut umgehen - habe sie abgetan oder sogar verneint. Das hat sich zu meinem Glück geändert. Es liegt vielleicht daran, dass ich heute mein Selbst viel besser wertschätzen und auch einordnen kann.

Sie wurden lange von Selbstzweifeln begleitet. Wie geht es Ihnen heute damit? Wie konnten Sie diese überwinden?

Kock am Brink: Es ist wirklich unangenehm, wenn so viele Ängste das Denken und Handeln mitbestimmen. Also habe ich in mich hineingehorcht und darüber nachgedacht, wie ich dieses Gefühl durch andere, positive Selbsteinschätzung ersetzen kann. Statt zu sagen: «Oh Gott, was denkt jetzt diese Person über mich, bin ich heute sicherer und sage lieber: »Ich bin gut in dem, was ich tue - wenn die andere Person das nicht so empfindet, arbeite ich lieber gar nicht mit ihr oder suche mir einen anderen Projektpartner". Selbstzweifel entstehen ja gern dort, wo man nicht weiss, ob man in der Lage ist, den Erwartungen anderer zu genügen. Dabei sind die eigenen Erwartungen an sich doch viel wichtiger. Die Kunst besteht darin, wohlwollend zu sich selbst zu sein, d.h. realistische Erwartungen an sich selbst zu stellen. Dazu ist es hilfreich, wenn man durchaus selbstkritisch auf die eigenen Schwächen, aber vor allem auf die Stärken blickt. Und dann Dinge macht, die die Stärken sichtbar machen.

Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Zeit zurück, als die Negativ-Schlagzeilen um Ihr Liebesleben Ihr Leben bestimmten?

Kock am Brink: Dieses Thema hat sich endgültig aus-gefühlt!

Wie würden Sie Ihr Lebensgefühl heute beschreiben?

Kock am Brink: Ich bin heute ausgeglichener und zufriedener und weiss genau, was mich ausfüllt, welche Menschen ich in meinem Umfeld lieb habe. Ich weiss, was ich zu meinem Glück brauche und kenne den Weg, wie ich dieses Gefühl erhalten kann. Mein Leben gestalte ich wesentlich einfacher und klarer. Ich weiss heute einfach, was und wen ich für ein gutes Lebensgefühl brauche.

Von spot on news AG am 11. Oktober 2022 - 14:00 Uhr