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Neue Serie des Kultregisseurs

Vom Metzger zum Gottesmann: Stephan Zinner in neuer Bogner-Serie

Die neue Serie «Himmel, Herrgott, Sakrament» von Kultregisseur Franz Xaver Bogner startet. Im Mittelpunkt steht Stephan Zinner als unkonventioneller Pfarrer Hans. Im Interview verrät der Schauspieler Details über die Arbeit am Set.

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«Himmel, Herrgott, Sakrament»: Gerät Pfarrer Hans Reiser (Stephan Zinner) etwa schon an seinem ersten Tag mit dem Gesetz in Konflikt?
«Himmel, Herrgott, Sakrament»: Gerät Pfarrer Hans Reiser (Stephan Zinner) etwa schon an seinem ersten Tag mit dem Gesetz in Konflikt? BR/ORF/maze pictures GmbH/Barbara Bauriedl

Mit seien Strassenfegern «Familie Meier» (1981–1983) und «Irgendwie und Sowieso» (1986) sowie der preisgekrönten Fernsehserie «Zur Freiheit (1987–1988) wurde der bayerische Regisseur und Drehbuchautor Franz Xaver Bogner (74) Kult. Ebenfalls sehr erfolgreich war seine Polizeiserie »München 7« (2004–2006, 2012–2016). Am heutigen Freitag startet seine neue genreübergreifende Serie »Himmel, Herrgott, Sakrament" (27.10., 20:15 Uhr, BR) mit einer Doppelfolge. Die weiteren Doppelfolgen werden am 3. und 10. November auf dem Primetime–Sendeplatz ausgestrahlt.

Serviert bekommen die Zuschauerinnen und Zuschauer dann lustige, ernste oder Krimi–Geschichten aus dem Leben von Pfarrer Hans Reiser (Stephan Zinner, 49), der gegen seinen Willen vom Land in eine Münchner Gemeinde versetzt wurde. In seiner neuen Kirche hat er vor allem mit gähnender Leere zu kämpfen, doch das nimmt der pragmatische und unkonventionelle Prediger nicht einfach so hin: Mit Freibier beim Kirchenfest, Tieren im Gottesdienst und anderen Aktionen hält er dagegen – was natürlich nicht allen gefällt...

Die Hauptrolle hat Stephan Zinner übernommen. Bekannt ist der bayerische Schauspieler als Metzger Simmerl in den Eberhofer–Filmen (seit 2013), als Kommissar Dennis Eden im München–«Polizeiruf» (seit 2021) und als langjähriger Söder–Parodist vom Nockherberg (2006–2021). Im Interview mit der Nachrichtenagentur beantwortet er die Gretchenfrage «Wie hast du's mit der Religion?» (Faust). Ausserdem verrät er ein paar Details zu seinen anderen Projekten.

Sie sind mit Bogners Kultserien wie «Irgendwie und Sowieso» aufgewachsen. Wie war es für Sie, bei der ersten Serienhauptrolle ausgerechnet mit ihm zusammenzuarbeiten?

Stephan Zinner: Das stimmt. Es war und ist schon etwas ganz Besonderes für mich. Vor dem ersten Treffen mit Franz war ich wirklich sehr aufgeregt.

Was werden Sie von den Dreharbeiten nicht vergessen?

Zinner: Das ist zwar nicht schön oder lustig oder cool, aber nicht vergessen werde ich, dass ich während der Drehzeit Corona bekommen habe, obwohl ich so viel zu tun gehabt hätte. Das war wirklich ärgerlich. Wir hatten so ausgefeilte Sicherheitsmassnahmen am Set und ich war auch brav und habe mich an alles gehalten. Nachdem es dann aber doch ein paar erwischt hat, hat es einfach auch gedauert, bis alle wieder ganz fit waren. Das möchte ich am liebsten nicht nochmal erleben. Besonders gut in Erinnerung bleibt mir dafür ganz klar, dass ich selten mit so liebenswerten Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet habe. Von den zwischenmenschlichen Begegnungen her war diese Arbeit wirklich etwas sehr Schönes.

Als neuer Pfarrer müssen Sie sich unter anderem mit leeren Gottesdiensten und Kirchen beschäftigen. Haben Sie sich darüber vor der Serie schon mal Gedanken gemacht?

Zinner: Da bei mir im Familien– und Freundeskreis einige in der Katholischen Kirche aktiv sind, habe ich das schon mitbekommen. Bei der konkreten Vorbereitung auf die Serie ist mir dann aber klargeworden, dass das Wort «Dilemma» es schon trifft – und der Kirchenapparat bekommt es aktuell auch nicht gestemmt.

Wie halten Sie selbst es mit der Kirche, regelmässigen Kirchenbesuchen oder sind Sie eher der Weihnachtskirchengänger?

Zinner: Ich war mal evangelisch, was vermutlich alles sagt. Meine frühere Konfession war im Übrigen auch keine einfache Voraussetzung für ein Aufwachsen im oberbayerischen Trostberg. Aber ich war ganz gut beim Fussball, das hat es wieder wettgemacht.

In der Serie haben Sie eine schöne Tanzszene in der Kirche. Wie war das bei den Dreharbeiten, konnten Sie vorher tanzen?

Zinner: Ich danke meiner Schauspielkollegin Anne Schäfer [44, Rolle: Grafikerin Lisa, Red.] für die Führung bei dieser Szene. Dank ihr lief es unter Tanzszene und nicht unter Stunt. Generell kann ich durchschnittlich gut tanzen, würde ich sagen. Nach dem Schulabschluss habe ich einen Tanzkurs gemacht. Das ist schon lange her, aber ein paar Tänze habe ich behalten. Walzer oder Foxtrott – die, die man ab und zu mal wieder braucht.

Sie haben auch mit vielen Tieren in der Kirche gedreht. Wie war das, gab es nicht ein grosses Gebell?

Zinner: Wir mussten schon auch mal einen Take abbrechen, weil die Tiere nicht ganz gemacht haben, was sie sollten. Ich meine mich auch zu erinnern, dass ein Hund ein kleiner Störenfried war und irgendwann sogar einen Platzverweis bekommen hat. Insgesamt war es aber spannend, weil ich zwar im Drehbuch gelesen hatte, dass Tiere kommen, in welcher Dimension wusste ich aber nicht – und das Team hat ja schon auch Exotisches aufgefahren, nicht nur Hunde und Katzen.

Wie finden Sie Tiere in der Kirche?

Zinner: Ich habe damit kein Problem. Wenn es der Sache dient, warum nicht.

Der Viktualienmarkt kommt in den jüngeren Serien «Moni's Grill» oder «München Grill» von Franz Xaver Bogner immer wieder vor. Warum ist das so?

Zinner: Der Viktualienmarkt steht sehr für München und der Franz mag diesen Ort einfach auch sehr gerne. Er kennt dort fast jeden und begrüsst sie alle. Zum Drehen ist es allerdings nicht unbedingt lustig am Viktualienmarkt, weil da so viel los ist. Vielleicht hatten wir deshalb auch viele Nachtszenen vor Ort.

Noch kurz zu den anderen beiden grossen Reihen, mit denen man Sie verbindet. Die Eberhofer–Filme feiern in diesem Jahr zehnjähriges Kinojubiläum. Andererseits ist nicht ganz klar, wie es weitergeht. Was sagt Ihr Bauchgefühl und ist die Geschichte auserzählt?

Zinner: Mein Bauchgefühl sagt, dass es weitergeht. Wissen tue ich es aber leider auch nicht. Die Filme laufen seit zehn Jahren im Kino, aber der zehnte Film steht noch aus – «Rehragout–Rendezvous» (2023) war ja der neunte. Irgendwie fände ich persönlich eine Art Abschlussfilm schon schön. Aber ob das andere auch so sehen oder ob es überhaupt machbar ist, weiss ich nicht. Jetzt ist ja erstmal der nächste Eberhofer–Roman «Steckerlfischfiasko» veröffentlicht worden...

Beim Münchner «Polizeiruf 110» sind sie fester Ermittler. Der erste Fall mit der neuen Kollegin Johanna Wokalek (48) ist bereits ausgestrahlt. Ist der nächste schon in Arbeit?

Zinner: Der nächste «Polizeiruf 110» ist sogar schon gedreht – Drehbuch und Regie hat diesmal Alexander Adolph [57, «München Mord», «Tatort», Red.] übernommen. Ich glaube, der Krimi soll im kommenden Frühjahr ausgestrahlt werden – und natürlich ist es komisch, das über ein eigenes Projekt zu sagen, aber ich glaube, der Film ist richtig gut geworden.

War es beim Dreh des zweiten Krimis schon vertrauter mit den neuen Kolleginnen und Kollegen?

Zinner: Mit der Johanna ging das sehr schnell. Natürlich wusste ich vorab wie alle, dass sie eine tolle Schauspielerin ist. Aber sie ist einfach auch mega nett, ein cooler, unkomplizierter Typ und guter Mensch – und das macht es natürlich einfach. Sie glänzt durch Können. Es macht sehr, sehr viel Spass.

Von 2006 bis 2021 haben Sie Politiker Markus Söder am Nockherberg parodiert. Vermissen Sie es?

Zinner: Das vermisse ich nicht, weil ich es lang genug und mit grosser Freude gemacht habe. Ich freue mich aber schon sehr auf das nächste Jahr und wie die Kollegen damit umgehen.

Und worauf dürfen sich Ihre Fans sonst noch freuen?

Zinner: Ich schreibe gerade an einem Band mit Kurzgeschichten. Ab November geht es mit meinem Kabarett–Solo und mit dem Kollegen Hannes Ringlstetter wieder auf die Bühne. Und im März/April geht es mit den Dreharbeiten für den nächsten «Polizeiruf 110» weiter.

Von SpotOn am 28. Oktober 2023 - 00:10 Uhr