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Wann kommt Threads nach Deutschland? Es ist kompliziert

Metas Kurznachrichtendienst Threads ist online, doch vorläufig steht die App innerhalb der EU nicht zum Download zur Verfügung. Zu gross sind aktuell die Auflagen für Konzerne wie Meta, um Apps in Europa veröffentlichen zu dürfen.

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In weltweit 100 Ländern können Smartphone-User Threads auf ihr Gerät laden - in Deutschland jedoch nicht.
In weltweit 100 Ländern können Smartphone-User Threads auf ihr Gerät laden - in Deutschland jedoch nicht. Ascannio/Shutterstock.com

Metas Kurznachrichtendienst Threads geht in Deutschland und Europa vorläufig nicht an den Start. Konzernchef Mark Zuckerberg (39) begründet die Entscheidung bislang nicht offiziell, sondern freut sich über mehr als 30 Millionen weltweite User in den ersten 24 Stunden. Es gibt triftige Gründe, warum Menschen aus der Europäischen Union die Anwendung in ihrem Play- oder Appstore nicht zum Download angeboten bekommen - und derzeit keine Anzeichen, wann sich das ändern könnte.

Als die Europäische Kommission im Dezember 2020 ihren Vorschlag zum Digital Markets Act (DMA) vorlegte, kam schnell die Frage auf: Wie reagieren die von der EU als sogenannte Gatekeeper definierten Konzerne auf die neuen Regularien? Rund zwei Monate nach Inkrafttretens des DMA liefert Meta eine eindeutige Antwort: Man verzichtet vorläufig komplett auf den europäischen Markt.

Als Gatekeeper gilt eine Plattform dann, «wenn sie in den vergangenen drei Geschäftsjahren in der Europäischen Union einen Jahresumsatz von mindestens 7,5 Mrd. Euro erzielt hat oder ihr Börsenwert mindestens 75 Mrd. Euro beträgt und sie monatlich mehr als 45 Millionen in der Union niedergelassene oder aufhältige Endnutzer bzw. mehr als 10.000 in der Union niedergelassene gewerbliche Nutzer hatte.»

Social Media: Gratis Nutzung im Tausch mit persönlichen Daten

Im Falle Metas ausserdem wichtig zu wissen: Der Konzern machte laut seinem öffentlich einsehbaren Geschäftsbericht 2022 mehr als 97 Prozent seines Umsatzes (rund 113,6 von 116,6 Milliarden Dollar) mit Werbung. Das Argument: Damit Plattformen wie Facebook, Instagram und nun eben auch Threads gratis zur Verfügung stehen können, sammeln sie umfangreich Nutzerdaten, um Werbung gezielt und individualisiert zu schalten.

Manchmal geht dieses Prinzip auch zu weit, zuletzt etwa im Januar dieses Jahres. Die Europäische Datenschutzbehörde in Irland untersagte Meta, in Europa auf WhatsApp Werbung zu schalten, die via Facebook und Instagram generierte Daten nutzen sollte. Und auch im Falle von Threads ist die Datensammelfreude so gross, dass sie mit dem DMA kaum in Einklang zu bringen ist. Meta teilte daher kurz vor dem Launch von Threads mit, dass der Kurznachrichtendienst vorläufig in der gesamten EU nicht zum Download angeboten werde.

Ein offizielles Statement von Meta gibt es zu dem Vorgang bislang nicht, doch Experten gehen aktuell davon aus, dass Threads auf absehbare Zeit nicht in der EU veröffentlicht wird. Denn am Prinzip, dass ein Threads-Account automatisch mit einem Instagram-Account verlinkt ist, dürfte Meta nichts ändern. Auch löschen lässt sich ein Threads-Account nur, wenn das dazugehörige Insta-Konto ebenfalls gelöscht wird. Wie das Branchenmagazin «The Verge» berichtet, überlegt Meta sogar, seine Nutzer Apps künftig über Facebook Apps direkt laden zu lassen - als eine Art Alternative zum Playstore und Appstore, mit der sich bestimmte Regelungen möglicherweise umgehen lassen.

Threads trotzdem nutzen: Möglich, aber nicht ohne Risiko

Unterdessen haben europäische Nutzerinnen und Nutzer bereits Workarounds gefunden, um die App doch auf ihren Smartphones zu installieren: Android-User behelfen sich mit dem Download der APK-Datei und der Nutzung eines VPN-Dienstes; iOS-Nutzer müssen im Appstore einmalig zu einem Land wechseln, in dem Threads zur Verfügung steht, etwa den USA oder Grossbritannien. Zu empfehlen ist Letzteres allerdings nur bedingt, denn im schlimmsten Fall kann diese Praxis zu einer Account-Sperre vonseiten Apple führen.

Wann also Threads nach Deutschland kommt, ist derzeit nicht absehbar. Es gibt kein offizielles Statement des Mutterkonzerns Meta und die Position der Europäischen Union dürfte sich so bald nicht ändern. Dementsprechend bleibt aktuell nur zu hoffen, dass sich die Pattsituation auflöst und Meta, sowie die sechs weiteren von der EU als Gatekeeper identifizierten Konzerne (Alphabet, Amazon, Apple, ByteDance, Microsoft und Samsung) zeitnah datenschutzkonforme Lösungen für ihre Angebote finden und anwenden.

Von SpotOn am 10. Juli 2023 - 20:33 Uhr