Wer zurzeit an der Seebahnstrasse im Zürcher Kreis 3 sein Auto tankt, wird vielleicht von einer der stärksten Frauen weltweit bedient: Jaqueline «Jay» Fuchs steht dort seit Mitte Juli am Tresen. «Ich erlebe sehr viele spannende Momente und Begegnungen an der Tankstelle», sagt die 48-Jährige zu SI Online.
Doch dass die Bodybuilderin im für sie ungewohnten Terrain tätig ist, geschah nicht ganz freiwillig. Denn während Fuchs letztes Jahr noch erfolgreich Wettkämpfe in den Staaten bestritt, muss sie dieses Jahr pausieren. Eine wichtige Geldquelle ist versiegt. «Nachdem mein Sponsor ‹Wings of Strength› abgesprungen ist, nutze ich jetzt die Zeit für eine Neuorientierung», erklärt sie.
Anfangs sei es schwierig gewesen, ohne Sponsor dazustehen. Zumal Fuchs an der Bodybuilding-Weltmeisterschaft 2018 mit dem zehnten Platz zu der Top 10 der Welt gehört und auf Instagram über 65 000 Follower hat. «Aber so kann es halt gehen», sagt sie.
Bei «Wings of Strength» handelt es sich um eine junge Organisation, die Frauenbodybuilding fördert. «Sie haben dann andere und teilweise jüngere Athletinnen gesponsert.» Fuchs lässt sich aber nicht unterkriegen. «Ich verbringe jeden Tag rund vier Stunden im Gym und arbeite hart daran, mich körperlich noch mehr zu verbessern.»
Die Bodybuilderin hofft jetzt auf einen neuen Geldgeber. Spätestens nächstes Jahr will sie wieder an grossen Wettkämpfen teilnehmen. «Ohne Sponsor ist das aber nicht möglich.» Die Vorbereitungen nämlich gleichen einem Full-Time-Job. «Du verbringst deine ganze Zeit im Gym. Daneben bist du mit dem Halten einer Diät und genug schlafen beschäftigt.»
Bis es aber so weit ist, geniesst Jay jetzt ihren Job an der Tankstelle. «Es macht mir enorm Spass, aus meiner Welt auszutreten und an der Kasse in Kontakt mit Kunden zu treten.» Das Klientel sei sehr vielfältig und unterschiedlich. «Einige sprechen mich auch auf meine Muskeln an», sagt die Single-Frau.
Über fehlende Avancen kann sich Fuchs sowieso nicht beklagen. «Es gibt genug Männer, die mir den Hof machen.» Der Eine aber sei noch nicht darunter gewesen. Ihr Traummann müsse nicht zwingend Bodybuilder sein, aber intellektuell besteht das Kraftpaket auf Augenhöhe. «An diesem Punkt scheitern bereits viele.»
Obwohl es mit der Liebe noch nicht geklappt hat, will sich Fuchs nicht beklagen: Nebst des Sports und des Jobs ist die Schweizerin zurzeit sowieso sehr ausgelastet. «Ich beziehe gerade eine neue Wohnung im Aargau.» Fuchs freut sich auf ihre neue Oase der Ruhe.
Als Sportlerin und Tankstellenmitarbeiterin hat sie schliesslich mehr als genug Action im Alltag. Hat denn ein Mann da überhaupt noch die Chance auf eine Beziehung mit ihr? «Klar, wenn der Richtige auftaucht, dann passt es dann ganz automatisch!»