«Die Freilassung der Geiseln war ein Tag der Erleichterung, der Freude. Ich war schon in den frühen Morgenstunden auf dem ‹Platz der Geiseln› in Tel Aviv, wo bereits Tausende warteten. Als die Geiseln freikamen, spürte man, wie eine grosse Belastung von den Menschen abfiel.
Mich berührt ihr Schicksal und das ihrer Angehörigen, aber auch die Situation der Menschen in Gaza, die sehr schwierig bleibt. Wenn man solche Gefühle nicht zulassen kann – auch als Krisenmanager, der immer einen kühlen Kopf bewahren und oft harte und schnelle Entscheidungen treffen muss –, verliert man an Menschlichkeit.
Das will ich nicht. Deshalb war das Erlebnis auf dem Platz für mich persönlich berührend. Es gibt ein Forum hier in Israel, das sich um die Angehörigen der Opfer kümmert. Ich war oft dort. Einmal lud mich ein Vater zu sich nach Hause ein, dessen Tochter beim Nova-Festival umgebracht worden war. Er wollte einfach mit mir darüber reden. Zuhören ist bei solchen Konflikten etwas, das sehr geschätzt wird.
Die Stimmung in Gaza kenne ich nur aus zweiter Hand. Aber es ist klar, dass die Menschen dort froh sind, dass die Bombardierungen mit dem aktuellen Waffenstillstand stoppten. Die Bevölkerung hat viel Leid erlebt und ist ebenfalls traumatisiert. Aber es braucht viele weitere Schritte, damit sich die Lage tatsächlich stabilisiert und nachhaltiger Frieden Wirklichkeit wird.
Die internationale Gemeinschaft muss probieren, die Traumata auf allen Seiten abzubauen, damit der Frieden Bestand hat. Eine Herkulesaufgabe. Es reicht nicht, ein Stück Papier zu schreiben. Der Montag war ein Freudentag. Diesen Moment galt es zu geniessen. Es gab nicht viele davon in letzter Zeit.»