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12 Antworten im Stromchaos – mit Gewinnspiel!

Darf ich noch jeden Tag 5 Minuten lang warm duschen?

Die zwölf wichtigsten Fragen zu Strom, Energie und Mobilität in diesem Winter – mit Antworten der besten Energie-Experten der Schweiz. Wer aufmerksam liest, kann ein Weekend mit dem vollelektrischen VW ID.5 gewinnen!

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Energie Extra Strom
Mario Wagner
1. Was spare ich wirklich ein, wenn ich daheim die Wohnungstempe­ratur von 22 auf 19 Grad reduziere?

Flurin Buchholz-Baltermia, Leiter Energieberatung IWB Basel: «Deutlich weniger heizen bedeutet nur minimalen Komfortverlust. Und freut das Portemonnaie. Erträgliche 19 Grad statt der gemütlichen 22 sparen fast 20 Prozent. Denn jedes Grad weniger spart etwa 6 Prozent Heizenergie. Wer 3000 Franken jährlich fürs Heizen bezahlt, kann also leicht über 500 Franken sparen. Noch mehr spart, wer die Heiztemperatur über Nacht absenkt – besonders, wenn das Gebäude schlecht gedämmt ist. Unbedingt vermeiden: permanent gekippte Fenster, weil dann viel Wärme verloren geht, welche die Heizung nachliefern muss.»

2. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich jeden Tag allein 5 Minuten lang ganz warm dusche?

Marianne Zünd, Leiterin Medien und Politik beim Bundesamt für Energie: «Nein, sicher nicht. In über einem Drittel der Haushalte lebt nur eine Person. Die können nicht alle den Nachbarn zum gemeinsamen Duschen einladen. Fünf Minuten sind nicht überdurchschnittlich lang. Die meisten stehen etwa so lange oder länger unter der Dusche. Tipp: Mit wassersparendem Duschkopf braucht man beim Duschen weniger Warmwasser und spart Energie. Ganz Clevere haben die wärmerückgewinnende Duschrinne Joulia, ein Schweizer Produkt, eingebaut. Darum: Wenn es Ihnen guttut, geniessen Sie die tägliche Dusche. Vielleicht geht es ja mit etwas weniger warmem Wasser, so ist der Kälteschock kleiner, wenn man aus der Dusche kommt.» 

Stromquiz: Ein Weekend mit dem VW ID.5 gewinnen!

Lest Fragen und Antworten aufmerksam durch und beantwortet unsere Wettbewerbsfrage: 

Wie viele Kilowattstunden (kWh) verbraucht jemand, der eine halbe Stunde lang 2 Watt verbraucht?

Wer die Frage richtig beantwortet, fährt mit etwas Glück ein ganzes Wochenende lang den neuen vollelektrischen SUV ID.5 von Volkswagen probe.

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3. Was ist der Unterschied zwischen Kilowatt und Kilowattstunde?

Prof. Dr. Gabriela Hug, Leiterin Energy Science Center der ETH Zürich: «Leistung misst man in Kilowatt, und es besagt, wie viel Energie pro Sekunde verbraucht wird, das heisst 1 kW = 1 kJ/s (J = Joule). Energie misst man in Kilowattstunden, das ist die Leistung aufsummiert über eine gewisse Zeit. Wenn man zum Beispiel über eine Stunde lang 1 kW verbraucht, dann hat man 1 kWh verbraucht. Aber auch wenn man über eine halbe Stunde 2 kW verbraucht, dann hat man in dieser halben Stunde 1 kWh verbraucht.»

4. Warum wird eigentlich der Strom knapp, wenn Putin den Gashahn abstellt?

Philipp Mäder von der Stadtwerke-Allianz Swisspower: «Viele europäische Länder produzieren im Winter einen grossen Teil ihres Stroms mit Gaskraftwerken. Die Schweiz ist darauf angewiesen, dass sie im Winter Strom aus dem Ausland importieren kann. Wenn nun das Gas knapp wird und damit die ausländischen Gaskraftwerke keinen Strom mehr produzieren können, gefährdet das die Versorgung nicht nur in unseren Nachbarländern, sondern auch in der Schweiz. Um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu verringern, müssen wir nun in der Schweiz möglichst schnell erneuerbare Energien zubauen – Biogasanlagen, Solaranlagen, Wasserkraftwerke und Windräder. Und wir brauchen mehr Importe an Biogas und synthetischen, CO2-neutralen Gasen und Brennstoffen.»

5. Soll ich mir ein Elektroauto kaufen, wenn der Strom knapp wird?

Nationalrat Jürg Grossen, Präsident Swiss eMobility und Präsident GLP Schweiz: «Ja, es ist sinnvoll, auf Elektroautos umzusteigen, sie sind dreimal energieeffizienter als Verbrenner. In diesem Jahr verbrauchen Elektroautos nur 0,4 Prozent des Schweizer Stroms, und auch wenn später einmal alle Autos elektrisch fahren, sind es nur rund 20 Prozent. Aktuell vergeuden wir demgegenüber rund 40 Prozent Strom, das können und müssen wir stoppen. Zudem müssen wir, wie im Parlament beschlossen, den Ausbau in die erneuerbaren Energien stark beschleunigen. Insbesondere in die Fotovoltaik, welche neben der Wasserkraft zur wichtigsten Energiesäule der Schweiz wird. Die Versorgungssicherheit und die Klimaziele werden damit Hand in Hand erreicht.»

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Mario Wagner
6. Warum ist ein Elektroauto für die Umwelt besser als der beste Benziner?

Mathias Gabler, Managing Director Amag Retail: «Ein Elektrofahrzeug ist mit einem Wirkungsgrad von 64 Prozent viel effizienter als ein Auto mit Verbrennungsmotor, das einen Wirkungsgrad von 20 (Benzin) bis 45 (Diesel) Prozent hat. Zudem stösst ein E-Auto im Vergleich zu Verbrennern im Fahrbetrieb kein CO2 aus und ist deshalb klimaneutral. Aktuell sind rund 4,7 Millionen Verbrenner auf Schweizer Strassen, und 2040 werden noch über 2 Millionen davon unterwegs sein, darunter viele Oldtimer. Hierfür müssen sinnvolle umweltfreundliche Lösungen gefunden werden. Deshalb hat sich Amag an Synhelion beteiligt, einem ETH-Spin-off, das Synfuels (synthetische Treibstoffe) aus Solarwärme produziert. In einer Testreihe mit der Empa erforscht die Amag, wie sich Synfuels in Motoren von Oldtimern verhalten.»

7. Soll ich als Mieter auf dem Balkon oder als Hausbesitzer auf dem Dach eine Solar­anlage installieren?

Hans-Kaspar Scherrer, CEO Eniwa AG: «Eine Dachanlage bringt wesentlich mehr als eine auf zwei Module beschränkte Balkonanlage. Trotzdem kann es Sinn machen, eine Kleinanlage als Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energie anzuschaffen, wenn der Vermieter oder die anderen Wohnungsmieter kein Interesse an der Eigenproduktion zeigen. Mit dem Ausbau der Fotovoltaik und der erneuerbaren Stromproduktion müssen wir 2035 im Idealfall 35 Terawattstunden produzieren können. Pro Einwohnerin und Einwohner bedeutet dies im Schnitt 3500 kWh pro Jahr. Dies entspricht etwa acht bis zehn Fotovoltaikmodulen – und nicht nur zwei Balkonmodulen.»

8.  Was passiert, wenn plötzlich grosse Stromlieferanten im In- oder Ausland ausfallen?

Nell Reimann, Head of System Operations bei Swissgrid: «Die Netzfrequenz beträgt normal 50 Hertz, das heisst, das Netz schwingt mit 50 Schlägen in der Sekunde. Bei einem unvorhergesehenen Ereignis, zum Beispiel beim Ausfall eines grossen Schweizer Kraftwerks, fällt sie unter diesen Wert. Sofort weist die Netzleitstelle von Swissgrid andere Kraftwerke an, ihre Produktion zu erhöhen. Somit stabilisiert sich die Netzfrequenz. Diese Energie wird Regelenergie genannt. Swissgrid beschafft diese vorgängig auf dem Regelenergiemarkt. Schweizer Wasserkraftwerke bieten dort Swissgrid ihre flexible Energie an. Unsere Netzleitstelle arbeitet eng mit den Nachbarn zusammen. Wir helfen uns bei grösseren Störungen aus. Das wird regelmässig im Simulator geübt.»

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Mario Wagner
9. Die Energiekrise als Chance: Was für interessante Berufe der Energiebranche haben jetzt Hochkonjunktur?

Katharina Brettschneider, Hitachi Energy Talent Acquisition Lead Central Europe: «Wir setzen uns für eine nachhaltige Energiezukunft ein wie andere Firmen, welche CO2-neutral agieren möchten. Die Nachhaltigkeit und die aktuellen Entwicklungen geben dem Energiesektor vermehrt Relevanz. Der Arbeitsmarkt boomt. Allein bei Hitachi Energy Schweiz mit rund 3000 Mitarbeitenden sind derzeit über 180 Stellen offen: so im technischen Bereich, wo man mit einer Ausbildung oder einem Ingenieurstudium in Engineering oder Projektmanagement, aber auch in Forschung & Entwicklung interessante Positionen findet. Gesucht werden auch ControllerInnen, Business DeveloperInnen, die Technologien und die Energiebranche verstehen, und IT-ExpertInnen.»

10. Ist ein Nachmittag ohne Strom echt so schlimm? Was wäre das Gefährliche eines Blackouts für die Wirtschaft?

Pascal Daleiden, Country Managing Director Hitachi Energy Deutschland, Österreich und Schweiz: «Ein Blackout würde für die Wirtschaft erheblichen Schaden verursachen. Wir bereiten uns auf Szenarien für kurzfristige Stromausfälle vor, indem wir Batterien oder Notstromaggregate vorhalten. Aber bei Produktionsprozessen, die kontinuierlich laufen müssen, geht das nur bedingt. Bereits ein kurzzeitiger Stromunterbruch beziehungsweise eine Stromreduzierung könnte in einer Fabrik mit komplexen Produktionsprozessen zu einem langen Unterbruch der Fertigung mit einhergehendem unverhältnismässigen wirtschaftlichen Schaden führen. Eine sichere,  bezahlbare Stromversorgung ist sehr wichtig.»

11. Was tut die Schweiz, um die Energieversorgung zu stärken?

Bundesrätin und Energieministerin Simonetta Sommaruga: «Die Schweiz hat sich viel zu lange auf Importe verlassen. Bei Öl und Gas sind wir vollständig davon abhängig. Das macht uns verletzlich, wie der Krieg zeigt. Putin setzt Energie als Waffe ein. Er hat den Gashahn zugedreht. Der Bundesrat hat darum frühzeitig zusätzliche Reserven beschafft und Sicherheiten aufgebaut, damit unser Land für den Winter gut aufgestellt ist. Dazu gehören die Wasserkraftreserve, mobile Reserveanlagen in Birr AG sowie Notstromaggregate. Um von der Auslandabhängigkeit wegzukommen, müssen wir vorwärtsmachen mit dem Ausbau der einheimischen Energien. Dazu habe ich ein Gesetz ins Parlament gebracht. Der Ständerat hat es einstimmig unterstützt. Das freut mich.»

12. Skilifte und Schneekanonen brauchen viel Strom. Werden wir trotzdem Ski fahren können?

Damian Constantin, Direktor Wallis/Valais Tourismus: «Das Wallis setzt alles daran, die Gäste unter den besten Bedingungen zu empfangen. Die Bergbahnen haben bereits energiesparende Massnahmen ergriffen. Eine Schliessung der Skilifte sollte so vermieden werden können. Der nationale Verbrauch macht mit total 0,34 Prozent für Skilifte und Schneeproduktion einen sehr kleinen Teil des gesamten Schweizer Energieverbrauchs aus. Eine Schliessung wäre unverhältnismässig und hätte massive negative Auswirkungen auf die Walliser Wirtschaft, die in keinem Verhältnis zur möglichen Einsparung stehen. Ein attraktives Angebot ist wichtig, damit die Gäste ein unvergessliches Erlebnis haben.»

Von Werner De Schepper am 25. November 2022 - 01:00 Uhr