Hans Gruber, Sheriff von Nottingham oder Professor Severus Snape – die Figuren aus den drei Filmen «Stirb langsam», «Robin Hood» und «Harry Potter» haben nicht nur eine dunkle Seite gemeinsam, sondern vor allem den Schauspieler, der sie in den jeweiligen Blockbustern portraitierte: Alan Rickman (†69).
Der Brite war schon lange vor der Verfilmung der «Harry Potter»-Bücher erfolgreich, doch die Filme über die magische Welt sollten ihn für immer unsterblich machen. Für Millionen von Fans auf der ganzen Welt war Alan Rickman die einzig logische Wahl, wenn es zur Rolle von Professor Severus Snape kam, der Lehrer, der Zaubertränke unterrichtet, in die Mutter von Harry Potter verliebt war und sich am Ende für Harry und seine Freunde opfert.
In dem Buch «Madly, Deeply: The Diaries of Alan Rickman» wurden nun die Tagebücher des Schauspielers veröffentlicht und diese zeigen: Beinahe hätte man sich nach dem zweiten «Harry Potter»-Film mit einem anderen Severus Snape anfreunden müssen, denn Rickman dachte ernsthaft daran, auszusteigen. Von 1993 bis zu seinem Tod im Jahr 2016 schrieb Alan Rickman seine Gedanken in einem Tagebuch nieder. Das erste Mal ans Niederlegen der legendären Rolle des Severus Snape dachte Rickman am 4. Dezember 2002. Der zweite Film der «Harry Potter»-Reihe war soeben veröffentlicht worden, doch Alan Rickman reichte es. Sein Manager soll es demnach damals für möglich gehalten haben, dass der Schauspieler zu dem Zeitpunkt noch einen Rückzieher machen könne, doch die Produktion wollte davon anscheinend nichts wissen.
Was war der Grund für sein Hadern mit den Filmen?
Ohne Professor Snape hätte die Geschichte von Harry Potter wohl anders aussehen können und ohne Alan Rickman hätte die Rolle des Professors wohl kaum die Popularität erhalten, die sie bis heute hat. Doch Rickman selbst haderte damals. Nicht mit dem Charakter an sich, sondern mehr mit der Umsetzung der Bücher in die Filme. Am 11. Dezember, noch während der Dreharbeiten zum ersten Film schrieb Rickman in sein Tagebuch: «Um 7 Uhr abgeholt. Zurück zu Harry P.. [...] Aber das ist ein Dreh nach dem Motto ‹Einstellung im Kasten, abhaken, und weiter geht’s› – über die Szenen und darüber, was wir alle dazu meinen, wird nicht viel geredet. Vielleicht gibt es ja keine Zeit dafür ... Vielleicht ... sind zu viele Leute in die Entscheidungen einbezogen. Für Snape wurde ein Hut angefertigt. Ein Hut? Für Snape?»
Seine Verwunderung darüber, dass Snape einen Hut bekommen sollte, versteht man wohl nur, wenn man begeistert von den Filmen und auch den Büchern ist, denn jeder eingefleischte Fan wird Alan Rickman wohl zustimmen, dass Professor Snape weder einen Hut braucht, noch einen bekommen sollte. Sein stilistisches Markenzeichen in der Kleidung ist sein langes schwarzes Cape, welches stets sehr dramatisch hinter ihm her weht, wenn er einen Ort schnellen Schrittes verlässt.
Snapes dunkler Charakter ist Snape zuwider
Dass Professor Snape nicht unbedingt ein Sonnenschein ist, ist wohl klar. Doch sein dunkler Charakter, seine Zurückgezogenheit und seine Persönlichkeit als Einzelgänger machten Alan Rickman offenbar ebenfalls zu schaffen. Während der Dreharbeiten zum fünften «Harry Potter»-Film schrieb er seine Gedanken erneut nieder und gestand: «Sobald [Snapes] Ring und das Kostüm angezogen sind, merke ich – irgendetwas geht vor sich. Es fühlt sich fremd an, offen und gesprächig zu sein und zu lächeln. Die Rolle schränkt mich ein, spannt mich an. Keine guten Eigenschaften an einem Filmset. Ich habe noch nie so wenig mit einer Filmcrew interagiert.» Er fühlte sich durch den Charakter seiner Rolle offenbar isoliert.
Wie man aber inzwischen weiss, kehrte Alan Rickman dem Filmset von «Harry Potter» am Ende doch nicht den Rücken. Weshalb er sich dazu entschied, zu bleiben, schrieb er ebenfalls in seinen Tagebüchern nieder: «Das Argument, das gewinnt, ist das, welches sagt: Bring es zu Ende. Es ist deine Geschichte.»
Snapes Tod gab Rickman Bedeutung für die Rolle
Im letzten Teil der «Harry Potter»-Reihe stirbt Professor Severus Snape. Rickman erinnerte sich in seinen Tagebüchern an den Moment, in dem er las, wie die Geschichte des Zaubertrank-Lehrers endet: «Ich habe den letzten Harry-Potter-Band zu Ende gelesen», schrieb er am 27. Juli 2007. «Snape stirbt als Held, Potter beschreibt ihn seinen Kindern als einen der mutigsten Männer, die er je kannte, und nennt seinen Sohn Albus Severus. Das war ein wirklich feierlicher Augenblick. Diese eine kleine Information von J.K. Rowling vor sieben Jahren – Snape liebte Lily – gab mir einen Klippenrand, an dem ich mich festhalten konnte.»
So zwiegespalten seine Gefühle während der Dreharbeiten auch gewesen sein mögen, als die letzte Klappe fiel, war es für Alan Rickman trotz allem ein emotionaler Moment, den er in seinen Tagebüchern festhielt: «Alles irgendwie schwer zu fassen. Ich glaube, sogar Daniel [Radcliffe, Anm. d.R.] war schockiert über die Endgültigkeit. Überall, so schien es, waren Kameras (für den Dokumentarfilm). ‹Und wie fühlen Sie sich jetzt?› Bevor man es überhaupt gefühlt hat, bevor das Gefühl einen Namen hat. ‹Das ist etwas Privates›, stiess ich hervor, ‹und das werde ich dem nicht anvertrauen.›»
Am 14. Januar 2016 starb Alan Rickman in London an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er hinterliess seine Ehefrau Rima Horton, mit der er 47 Jahre zusammen war, bevor die beiden 2012 heirateten.