1. Home
  2. People
  3. International Stars
  4. Boris Becker spricht über seine Angst vorm Duschen im Gefängnis
«Meine grösste Angst»

Boris Becker fürchtete sich vorm Duschen im Gefängnis

Tennis-Legende Boris Becker hatte eine schwere Zeit im Knast. In einem Podcast hat er jetzt über die schlimmen Bedingungen im Gefängnis gesprochen.

Artikel teilen

<p>Boris Becker spricht offen über seine Zeit in Haft.</p>

Boris Becker spricht offen über seine Zeit in Haft.

imago/Andreas Gora

Boris Becker (57) verbrachte vier Wochen im berüchtigten Gefängnis Wandsworth im Südwesten Londons – nur wenige Kilometer vom Center Court in Wimbledon entfernt, wo ihm 1985 als 17-jährigem Tennisspieler sein grösster Triumph gelang. Becker fürchtete sich im Gefängnis vor allem vor den Insassen, wie im «High Performance»-Podcast herauszuhören ist.

Umso glücklicher war er, als er erfuhr, eine Einzelzelle zu haben. Das hielt jedoch nur so lange an, bis er den Grund dahinter verstand: Gefährdung. Er habe erst gar nicht gewusst, was der Direktor, der ihm die Begründung lieferte, damit meinte. «Er sagte, ‹andere Häftlinge würden Sie ausnutzen. Sie kennen Sie vielleicht, sie kennen Ihren Hintergrund, Sie haben wohlhabende Freunde, Sie sind ein berühmter Mann, also wollen wir Sie vor den anderen schützen›».

Das brachte Becker nur zu einer Frage: «Was ist mit den Duschen?» Die Antwort des Gefängnis-Direktors darauf gefiel ihm nicht wirklich: «Seien Sie einfach vorsichtig. Suchen Sie sich die richtige Gruppe von Leuten aus, denn die Duschen lassen sich von innen abschliessen». Was in den Filmen jeweils in den Gefängnis-Duschen passiere, entspreche durchaus der Wahrheit, so Becker. «Meine grösste Angst war es, dass ich mit Leuten zusammen dusche, die mich ausnutzen», die Gefängniswärter würden da nämlich nicht hineingehen.

«Du schaust niemandem in die Augen, weil du Angst hast»

Angst habe er auch gehabt, als er das erste Mal aus seiner Zelle in die Kantine gelassen wurde. «Man befindet sich in einer völlig unbekannten Umgebung», man wisse, dass alle kriminell seien, aber nicht, was sie getan hätten, führt Becker weiter aus. «Aber dann realisiert man, dass es Mörder gibt, Pädophile, Drogendealer, Menschenschmuggler. Die schlimmsten Menschen, die man sich vorstellen kann. Und sie sehen auch so aus.» Er sei der Einzige ohne Tätowierungen gewesen. «Und dann gehst du hin und bleibst an der Ausgabetheke stehen, mit deinem kleinen Teller, und schaust auf den Boden. Du schaust niemandem in die Augen, weil du Angst hast.»

Erst als er die Regeln etwas besser verstand, wusste, von wem er Abstand halten musste und wem er zumindest teilweise etwas vertrauen konnte, wurde es allmählich besser. Dazu trug auch die Struktur bei, die ihm sein an ihn herangetragener Job als Englisch- und Mathelehrer gab.

Von Saskia Schär vor 3 Stunden