Die Frau scheint wie ein Engel und flucht wie der Teufel: Charlize Theron (49) Schauspielerin und Filmproduzentin, gebrauchte in einem Interview mit dem Branchenblatt «The Hollywood Reporter» in drei Stunden 154-mal (!) das F-Wort. Durchschnittlich alle 70 Sekunden rutschte ihr ein Fluchwort über die Lippen. Sie ist berühmt – eben nicht nur für ihre Schönheit und für ihre Schauspielkunst, sondern auch für ein loses Mundwerk und Kraftausdrücke.
«Atomic Blonde»: Als effiziente und brutale Agentin metzelt sich Charlize Theron in dem Action-Spektakel durch ein Berlin kurz vor dem Mauerfall. Sie selbst hat dank ihrer Mutter Gerda deutsche Wurzeln.
DukasCharlize Theron besitzt wie kaum eine andere die Fähigkeit, Gegensätze absolut überzeugend darzustellen. Damit hat sie es zu einer der gefragtesten und bestbezahlten Schauspielerinnen in der Traumfabrik gebracht. Eine Powerlady, die Mädchenpoesie liebt.
Kühe melken und Rilke rezitieren
Schon als Achtjährige putzt sie Ententeiche, melkt Kühe, fährt Traktor und pflügt Felder. Ihr Lieblingsdichter ist Rainer Maria Rilke. Seine Zeilen «Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, niemandes Schlaf zu sein unter so viel Lidern», zitiert die gebürtige Südafrikanerin, die seit 2007 auch den US-Pass besitzt, sogar auf Deutsch. Ihre Mutter Gerda hat deutsche Wurzeln, Charlize lebte fünf Monate in Berlin, und sie hätte gern den deutschen Pass gehabt. «Das klappte leider nicht, da ich ein Familienmitglied vorzeigen sollte, das aktuell hier lebt», verriet sie einst der «Gala».
Familienbande: Charlize Theron mit Mutter Gerda. Sie wanderte einst mit ihrem französischen Mann nach Südafrika aus.
WireImageTheron modelte als junge Frau in Paris und Mailand, tanzte am angesehenen Joffrey Ballet in New York – und lebt seit vielen Jahren in Los Angeles. Ihr Lieblingsort aber bleibt Südafrika. «Das ist in meine Gene eingeschrieben. Nichts prägte mich mehr als das Leben dort in der Natur. Die Gerüche, das Licht, die Farben, die lebensfrohen Menschen – ich träume mich auch heute noch oft dorthin zurück.»
Begnadet: Bei der Oscar-Verleihung 2013 zeigt sie an der Seite von Channing Tatum, was sie kann. Sie hat eine Ballettausbildung.
imago images/Cinema Publishers CollectionDabei ist ihre Heimat untrennbar mit einem Familiendrama verbunden, wie es kein Hollywood-Drehbuchschreiber besser hätten erdenken können. Geboren in der Kleinstadt Benoni bei Johannesburg, wächst Charlize als einziges Kind ihrer Eltern Charles und Gerda auf einer Farm auf. Die Mutter leitet ein Strassenbau-Unternehmen, der Vater ist Ingenieur – und alkoholkrank. Als er eines Tages durch eine verschlossene Tür auf seine 15-jährige Tochter schiesst, feuert die Mutter zurück und tötet ihn in Notwehr.
Zaghaft: Charlize mit 17. Zwei Jahre zuvor tötete ihre Mutter den Vater – in Notwehr.
Getty ImagesGlückliche Mutter auch ohne Mann
Den Tod des Vaters überwand Charlize. Seine Unberechenbarkeit und seinen Alkoholismus beschäftigen sie weiter. «Am meisten beeinflusst hat mich das Leben als ein Kind, das in einem Haus mit einem Alkoholiker lebt und nicht weiss, was als Nächstes passiert.
Der «Vampir»: Für den Darsteller Stuart Townsend schlägt ihr Herz von 2002 bis 2010.
imago images/Mary EvansDer «Bad Guy»: Mit Schauspielkollege Sean Penn ist sie von Ende 2013 bis Mitte 2015 liiert.
Getty ImagesDer «Rockstar»: Third-Eye-Blind-Sänger Stephan Jenkins liebt sie von 1997 bis 2001.
imago/Newscom WorldSie selbst wollte nie heiraten, sei «zu alt für den Mist». Wiederholt plädierte Theron dafür, das herrschende Familienbild in der Gesellschaft zu überdenken. Sie ist heute alleinerziehende Mutter zweier Kinder: 2012 adoptierte sie zuerst einen Buben, Jackson; drei Jahre später ein Mädchen, August – beide haben afroamerikanische Wurzeln. 2020 gab Theron bekannt, dass sich Jackson als Mädchen fühle, und sie deshalb von nun an zwei Mädchen grossziehe.
Liebevoll: Ihre Adoptivkinder Jackson (l.) und August haben afroamerikanische Wurzeln – und der Ältere fühlt sich als Mädchen.
InstagramAls eine der schönsten Frauen der Welt zierte Theron «Playboy»-Cover in den USA und Japan, warb als Hot Babe für Axe-Deos, als blonder Eisberg für Martini – und das Magazin «Esquire» kürte sie zur «Sexiest Woman Alive». Auf die Frage, ob sie ihre Karriere ihrer Schönheit verdanke, sagte sie einmal: «Ja, am Anfang. Meine erste Sprechrolle in ‹2 Days in the Valley› bekam ich aus optischen Gründen.»
Sie erhebt Hässlichsein zur Kunst
Jahrelang ist Charlize Theron auf Rollen als schöne Frau an der Seite männlicher Hauptdarsteller festgelegt. Das ändert sich 2003 mit dem Krimidrama «Monster», in dem sie die US-Serienmörderin Aileen Wuornos verkörpert – und dafür mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Die deutsche Tageszeitung «Welt» attestiert der schönen Südafrikanerin damals: «Sie bekam den Oscar fürs Hässlichsein. Auch das ist eine Kunst. Zumindest wenn man so aussieht wie sie.»
Ausgezeichnet: Als beste Hauptdarstellerin wird Charlize Theron 2004 für ihre Rolle in «Monster» mit einem Oscar geehrt.
imago/Newscom WorldEngagiert: Von der Uno 2008 zur Friedensbotschafterin ernannt, kämpft Theron seit Jahren gegen Aids, Tuberkulose und Malaria.
UN Photo/Marie FrechonApropos Frauen: Ihre Mutter Gerda sei, was Fluchen angeht, noch extremer als sie. Die unfeine Ausdrucksweise sei keine gänzlich unbewusste Angelegenheit, sondern diene dazu, deutlich zu machen, «dass ich trotz Berühmtheit ein Mensch wie jeder andere bin».