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Julian F.M. Stoeckel

Enger Freund erinnert sich an Helmut Berger

Die beiden Männer waren eng verbunden. Entertainer Julian F.M. Stoeckel erinnert sich an an seinen verstorbenen Freund Helmuth Berger.

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Helmut Berger war zeitlebens ein Lebemann und liebte ausschweifende Auftritte, wie hier 2014 in Berlin.

Helmut Berger war zeitlebens ein Lebemann und liebte ausschweifende Auftritte, wie hier 2014 in Berlin.

Getty Images

Er kannte ihn, wie kaum ein anderer: Entertainer, Moderator und Schauspieler Julian F. M. Stoeckel (36) war 15 Jahre lang eng mit Schauspiellegende Helmut Berger (†78) befreundet. Sie seien Seelenverwandte gewesen, erzählt der 36-Jährige im exklusiven Interview mit BUNTE.de. Kennengelernt hatten sich die beiden Schauspieler bei einer Pressekonferenz Bergers in Berlin, zu der Julian F. M. Stoeckel mitgenommen worden war. Damals veranstaltete er noch Modenschauen und hatte sich Berger immer als Star-Gast dafür gewünscht. Nach der Pressekonferenz ging er zu dem Hollywood-Star und sprach ihn einfach an – obwohl er anfangs Bedenken hatte, denn der Agent des Schauspielers hatte ihn zuvor stets abgewimmelt. Es stellte sich heraus, dass Berger darauf nicht viel gab. «Nein!», habe er geschrien. Der habe ihm gar nichts zu sagen. Er liess sich Stoeckels Visitenkarte geben und lud ihn noch am selben Abend zum Essen ein. Der Beginn einer wundervollen Freundschaft, die bis zum Tod Bergers am heutigen Donnerstag (18. Mai) hielt.

Vom Ableben seines guten Freundes erfuhr der Schauspieler am Set eines Drehs. Er habe etliche Screenshots der Todesmeldungen von Freunden erhalten und sich danach kaum noch auf die Arbeit konzentrieren können. «Es hat mich sehr getroffen», erzählt der 36-Jährige. «Wir hatten eine lange, schöne, exzentrische Freundschaft.» Traurig sei er aber überraschenderweise nicht über den Tod Helmut Bergers. «Ich glaube, es war schon ein Stück weit auch eine Befreiung für ihn. Die letzten Jahre waren sehr schwierig.»

«Helmut Berger war ein Grand Seigneur», sagt Julian F.M. Stoeckel über seinen Freund.

«Helmut Berger war ein Grand Seigneur», sagt Julian F.M. Stoeckel über seinen Freund.

Getty Images

Das Leben, das Helmut Berger zuletzt führte – er war in einem Stift in Salzburg untergebracht – sei nicht das gewesen, was er so lange gelebt hatte. Die alten Freunde mittlerweile grösstenteils tot, das Leben sei für Helmut Berger einfach uninteressant geworden, glaubt Julian F. M. Stoeckel. Er war bis zuletzt mit ihm in Kontakt, sprach hin und wieder mit ihm, erhielt von Bergers Betreuerin Karin Fotos und Videos. 

«Er hat ein Leben gelebt, wie kein anderer», weiss der 36-Jährige. Selbst durch seine Arbeit und seine Beziehung mit italienischen Regisseur Luchino Visconti zum Star avanciert, sei Helmut Berger «das Gesicht des Jet-Sets der 60er» gewesen, so Stoeckel, befreundet «mit den grössten Leuten, mit Elizabeth Taylor und und Maria Callas». Über die Jahre baute sich Helmut Berger nicht nur einen Ruf als erstklassiger Schauspieler auf. Er wurde auch für seine Exzentrik berühmt. Doch das laute Bild, das er nach aussen pflegte, war nur zu Teilen auch das, das enge Freunde zu Gesicht bekamen. «Helmut war ein grosszügiger Gentleman hinter der Exzentrik», erzählt sein enger Freund. «Hinter dem Klaus Kinski, den er gab, war er ein Grand Seigneur wie Gunter Sachs. Privat war er viel ruhiger, aufgeräumter und genauso lustig.» Leute wie Helmut Berger gäbe es heute kaum noch.

Von der grossen Persönlichkeit der Schauspielikone zeugt auch eine der Lieblingsankedoten Julian Stoeckels. Berger sei in Berlin gewesen, um seinen Bildband vorzustellen. Von der Presse gelobt, habe Helmut Berger das Werk insgeheim gehasst. Nach der Präsentation hätten sich die beiden mit einer weiteren Freundin zum Essen auf Helmuts Suite im Regent Hotel begeben. Der Etagenkellner, der ihnen das Essen brachte, habe Berger Komplimente für den Bildband gemacht: «Sie sehen toll darauf aus», habe der Kellner gesagt. «Etwas übergriffig», wie Julian F. M. Stoeckel fand. Doch statt den Kellner einfach zu bitten, zu gehen, habe Helmut Berger zum Freund gesagt: «Gib es ihm!» Julian Stoeckel habe verdutzt reagiert, Helmut Berger nur geschnauzt: «I hate it!», also: «Ich hasse es!» Und so sei der Etagenkellner zur persönlichen Erstausgabe des Bildbandes Helmut Bergers gekommen. «Wenn ich in dem Alter bin, werde ich es genauso machen, meine Erstausgaben an den Etagenkellner verschenken», sagt der Schauspieler und lacht. «Geschichten wie diese habe ich mit Helmut Tausende erlebt.»

Julian F.M. Stoeckel: «Ich wollte wie er sein»

Dass sich die beiden Männer so gut verstanden, habe vermutlich auch daran gelegen, dass sich Berger im exzentrischen Multitalent selbst wiedererkannt habe. «Und ich wollte wie er sein», so der Schauspieler. Während Helmut Berger mit den meisten Newcomern um sich herum nicht viel anfangen konnte, habe er Julian Stoeckel eine alte Seele gehalten, die gut in das einstige Jet-Set-Leben des Hollywood-Stars gepasst hätte. Wie sehr Helmut Berger ihm vertraute, zeigt sich auch daran, dass es auf den Rat des Entertainers hin war, dass er beim Dschungelcamp 2013 mitmachte. «Ich sagte ihm, so lernt dich eine ganz neue Generation kennen», erzählt der 36-Jährige. Nach zwei Tagen war für Helmut Berger zwar aus gesundheitlichen Gründen Schluss, doch tatsächlich wurde Dank der Sendung ein ganz neues Publikum auf ihn aufmerksam. 

Doch die gesundheitlichen Probleme blieben, 2019 zog Helmut Berger nach mehreren Lungenentzündungen den Schlussstrich unter seine Schauspielkarriere und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. «Er hatte ein exzessives Leben und das hat sich irgendwann bemerkbar gemacht», sagt sein guter Freund. Seinen Tod müsse man daher nun akzeptieren. «Er hat mehr erlebt, als heute machbar ist. Er hat in einer anderen Welt gelebt.» Eine Welt, wie es sie so heute nicht mehr gibt. Und die mit dem Tod Helmut Bergers nun noch ein Stück weiter fortgerückt ist. Und so fasst Julian F. M. Stoeckel seine Gefühle zum Tod seines Freundes dann auch so zusammen: «Ich bin nicht traurig», stattdessen solle man Helmut Berger «mit Freude und Glück gehen lassen». Und er findet rührende Abschiedsworte für seinen engen Freund und Wegbegleiter: «Schön, dass es dich gab.»

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Bunte.de

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit Bunte.de

ZVG
Von Schweizer Illustrierte am 19. Mai 2023 - 16:54 Uhr