Während die einen seine Bilder liebten, konnten andere ihn so gar nicht leiden: Fotografen-Legende Ron Galella (†91) gilt als Mitbegründer der Sensationspresse und war Paparazzo der ersten Stunde. Während seiner langen Karriere als Star-Fotograf hatte er so ziemlich jede und jeden vor der Linse, der Rang und Namen hat – gewollt und ungewollt waren ab den 60-er Jahren Grössen wie Jackie Kennedy, Marlon Brando oder Frank Sinatra seine Lieblingsmotive. Jetzt ist der «Paparazzi-Papst» im Alter von 91 Jahren am 30. April 2022 verstorben.
Ron Galellas Methoden waren oftmals fragwürdig: Der New Yorker mit italienischen Wurzeln bestach gerne auch mal Portiers, Chauffeure oder das Putzpersonal, um möglichst nahe an die Stars ranzukommen. «Der Ausdruck eines Gesichts ist grenzenlos, wenn sie einen nicht erwarten», sagte er einst. Während seine Kultbilder von diversen Magazinen abgedruckt wurden und inzwischen sogar in Museen hängen, machte er sich unter den Promis so natürlich keine Freunde.
1973 rückte Ron Galella dem Schauspieler Marlon Brando (†80) so lange auf die Pelle, bis dieser seine Beherrschung verlor und den Paparazzo mitten ins Gesicht schlug.
«Was willst Du denn noch, was Du nicht schon hast?» fragte Brando Galella, als dieser ihn bis in ein Restaurant in New York verfolgte. «Ein Foto ohne Sonnenbrille. Das ist es, was die Chefredaktoren wollen», soll Galella geantwortet haben. Darauf verlor Brando die Fassung und schlug ihm mit einem einzigen Schlag fünf Schneidezähne heraus und brach ihm den Kiefer. Später verklagte Galella Brando und die beiden einigten sich auf eine Schadenszahlung von 40'000 US-Dollar.
Eine besondere Besessenheit hatte der New Yorker, der in der Bronx aufgewachsen war, für die First Lady «Jackie» Jacqueline Kennedy Onassis. Das gestand der Fotograf später im Dokumentarfilm «Smash His Camera» selber - er sagte, Jackie Kennedy sei für ihn gewissermassen eine Freundin gewesen.
Jedenfalls beschattete er die First Lady mit seiner Kamera so lange, bis sie ihn in den 70-er Jahren vor Gericht verklagte. Von nun an musste Galella mindestens 50 Meter Abstand zu Jackie und den Kennedys halten. In einem Berufungsverfahren wurde der Abstand später auf 25 Meter reduziert.
Auslöser für den Gerichtsprozess war ein Bild von Galella, dass Jackie Kennedy mit vom Winde verwehten Haaren zeigt. Das Foto «Windblown Jackie» gilt als Geburtsstunde der Paparazzi-Kultur und ist heute Kult.
Der Start einer ganzen Fotoserie Ron Galellas von prominenten Stinkefingern machte wohl einst Mick Jagger (78). 1983 erwischte der Paparazzo Jagger auf dem Rücksitz eines Autos gemeinsam mit seiner damaligen Freundin Topmodel Jerry Hall (65).
Doch auch Spucke im Gesicht soll bei Ron Galella an der Tagesordnung gestanden haben. So habe ihn etwa Sean Penn angespuckt, weil der Fotograf ihn so belagerte und Elvis Presleys Leibwächter schlitzten ihm die Reifen auf.
So unbeliebt er bei den Stars war, so populär waren seine Fotos gleichzeitig. Magazine wie «Time» oder «Life» nahmen Galellas Fotos mit Handkuss und zahlten dafür hohe Preise. Doch der Fotograf, der mit oftmals unlauteren Mitteln sein Geld verdiente, war mehr als nur ein Paparazzo. Nicht nur in der Boulevard-Presse waren seine Fotos beliebt - Galella hat zahlreiche Fotobände herausgebracht. Ausserdem hängen heute fünf von seinen Werken im New Yorker Museum of Modern Art.
Der New Yorker Pop-Art Künstler Andy Warhol, der selbst auch immer wieder von Galella abgelichtet wurde, hat die Arbeit von der Fotografen-Legende verehrt. In einem Interview mit «The Telegraph» sagte Warhol: «Meine Vorstellung von einem guten Bild ist eines, das scharf ist und eine berühmte Person zeigt, die etwas Anrüchiges tut. Es geht darum, zur falschen Zeit am richtigen Ort zu sein.»
Dies ist dem New Yorker Fotografen offenbar gut gelungen. Seine Bilder bleiben unvergessen.