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«Sing meinen Song» greift Tabuthema auf

Rapper MoTrip weint um sein ungeborenes Kind

Dass bei «Sing meinen Song» die Tränen fliessen, ist nichts Neues. Dass sich prominente Musiker tief in ihre Seele schauen lassen, auch nicht. Und so berührte auch der deutsche Rapper MoTrip seine Kollegen und die Zuschauer gestern mit seiner Geschichte tief und sprach ganz offen ein grosses Tabuthema an.

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Rapper MoTrip bei Sing meinen Song

Der deutsche Rapper MoTrip gab einen tiefen Einblick in seine Seele. 

TVNOW/Markus Hertrich

Das Tauschkonzert «Sing meinen Song» ist wie eine Selbsthilfegruppe. Das betonte Sänger Seven, 41, im Interview mit schweizer-illustrierte.ch deutlich. Und wie sehr das stimmt, war gestern in der deutschen Ausgabe der Sendung zu sehen. Gastgeber Michael Patrick Kelly, 41, führte durch den Abend für den Rapper MoTrip. Der 32-Jährige ist im Moment einer der wichtigsten Player im Deutschrap und lieferte auch in den vergangenen Folgen von «Sing meinen Song» stets grossartige Auftritte ab. 

Nun war es aber an ihm, auf dem Sofa zu sitzen und sich mit seinem Schaffen konfrontieren zu lassen. Kelly richtete dann auch mit der ganz grossen Emotions-Kelle an. Er interpretierte das Lied «Embyro» von MoTrip. Und forderte den Rapper auf, die Geschichte hinter dem tiefgründigen Song zu erzählen. 

«War nicht in der Lage, sie zu halten»

Und so brach der Deutsche auch mit einem Tabu: nämlich, zur Primetime im TV über Abtreibung zu sprechen. Seine heutige Verlobte Larissa wurde ungewollt schwanger, als beide noch Teenager waren. Sie entschied sich für einen Schwangerschaftsabbruch, das Paar trennte sich für einige Jahre, kam später wieder zusammen und hat heute zwei Kinder. 

«Sie ist meine erste grosse Liebe», erzählt MoTrip. «Ich war aber offensichtlich noch nicht bereit dazu. Ich wollte sie unbedingt. Aber ich war nicht in der Lage, sie zu halten und sie gut zu behandeln.» Er sei der typische wilde, naive Idiot gewesen, reflektiert er. «Ich habe ihr nicht den Platz gelassen, sich zu entfalten.»

«Abtreibung ist ein kontroverses Thema»

2012 verarbeitet MoTrip die schwierige Zeit der ungewollten Schwangerschaft und deren Abbruch im Song «Embryo». Auf dem «Sing meinen Song»-Sofa legt er dann offen, wie tief er das Geschehene vergraben hat. «Ich glaube, das ist das einzige Mal, dass ich mich damit beschäftigt habe … in diesem Song. Ich habe da alles reingeschrieben, was ich da empfunden habe.»

«Ich glaube, der einzige Mensch, mit dem ich mich darüber direkt ausgetauscht habe, ist Larissa. Weil es ist auch mit ihr, es ist autobiografisch. Mehr kann ich dazu nicht sagen.» Mehr bringt der Musiker nicht mehr raus. Er bricht in Tränen aus. Michael Patrick Kelly will noch einen wichtigen Satz loswerden, bevor er auf die Bühne geht und die Dämme endgültig brechen. «Abtreibung ist ein kontroverses Thema. Mo hat keine Angst davor, da hereinzugehen und zu sagten: ‹Das ist meine Story.›»

Bei der Neuinterpretation von «Embryo» konnte niemand mehr seine Gefühle zurückhalten. Besonders MoTrip selber und Sänger Nico Santos, 27, liessen ihren Tränen freien Lauf, trösteten sich gegenseitig. Der Rapper war kaum in der Lage, dem Auftritt seines Kollegen Kelly zu folgen und entschuldigte sich im Anschluss. «Nimm mir bitte nur nicht übel, dass es mir so weh tut und ich das irgendwie eher nur als puren Schmerz wahrnehmen konnte.»

Von Berit-Silja Gründlers am 27. Mai 2020 - 17:16 Uhr