Es war einer der schlimmsten Fernsehmomente: Am 4. Dezember 2010 trat der damals 23-jährige Samuel Koch in der TV-Show «Wetten dass..?» auf. Sein Ziel: Mit Sprungstelzen wollte er Saltos über fahrende Autos machen. Der Stunt ging jedoch schief. Koch stürzte auf den Kopf und brach sich viermal das Genick. Seither ist er vom Hals abwärts gelähmt.
Nun, knapp zehn Jahre nach dem Unglück, blickt Samuel Koch auf den Tag zurück, der sein Leben radikal verändert hat. Vom Unfall selber weiss er aber nicht mehr viel. Im Interview mit «bild.de» sagt er, seine Erinnerungen an den Abend enden wenige Sekunden vor dem Aufprall und setzen erst wieder ein, als er auf der Intensivstation erwachte.
Rückblickend sagt er über den 4. Dezember 2010 salopp: «Das war nicht gerade der allerbeste Tag in meinem Leben.» Da er nach dem vierfachen Genickbruch aber auch hätte tot sein können, schaue er sein Überleben als eine Art zweiten Geburtstag an.
Im Interview verrät Koch jedoch auch, dass es fast gar nie zu seinem TV-Auftritt mit tragischem Ausgang gekommen wäre. Mehrere Male habe er dem «ZDF» abgesagt, als sie ihn anfragten, ob er mit seiner akrobatischen Nummer bei der TV-Show auftreten wollen.
Nach vielem Abwägen habe er sich schliesslich eine Ruck gegeben und gesagt: «Okay, ich habe diese Sprünge über Autos schon hundert- wenn nicht sogar tausendmal gemacht. Und mit der Gage kann ich mir mein Studium bis zum Schluss finanzieren.»
Ganz gut habe er sich mit der Zusage allerdings nicht gefühlt. Unter Kunstturntrainern sei es nicht gerne gesehen, wenn man seinen gezüchteten Körper für eine «verhältnismässig unehrenhafte» Show hergibt. Zudem hätte er an diesem Abend mit seiner Mannschaft einen Bundesligawettkampf gehabt. Heute denke sich Samuel: «Ich Vollpfosten hätte mal lieber weniger vernünftig abgewogen und mehr auf mein Bauchgefühl gehört.»
Vergleiche er seinen aktuelle Zustand jedoch mit dem von vor zehn Jahren, sei er dankbar. «Damals konnte ich nicht mal selber atmen. Heute schafft es meine Stimme auch, in den letzten Reihen des Theaters gehört zu werden.» Was in seinem Körper irgendwann wieder funktionieren könnte, wisse man noch nicht so genau. «Aber es passieren immer wieder Dinge, welche die Schulmedizin nicht erklären kann», sagt Koch.
Der 33-Jährige, der seit 2018 zum festen Ensemble des Nationaltheaters Mannheim gehört, wünscht sich für die Zukunft, dass die Leute sein Gesicht mit guter Schauspielerei verbinden – «und nicht mit dem ätzenden Rollstuhl.» Er freue sich, wenn die Leute sehen, was er geschafft hat und nicht nur die eine Sache, die er versaut hat. «Ich bin ungern für immer der Mann, der bei ‹Wetten dass..?› auf die Schnauze gefallen ist.»