1. Home
  2. People
  3. International Stars
  4. Schlagersängerin Vanessa Mai spricht über die Schattenseiten ihres Erfolgs

Von falschen Freunden manipuliert

Vanessa Mai packt über brutale Schlagerbranche aus

Schlagersängeirn Vanessa Mai offenbart in einem Interview und auf Instagram, wie schlecht es ihr ging. Sie fühlte sich buchstäblich im falschen Film.

Artikel teilen

Vanessa Mai

Vanessa Mai hat schwere Zeiten hinter sich.

Getty

Was sie sagt, will nicht in die Schlagerbranche passen, in diese beste aller möglichen Welten, wie es Voltaires Superoptimist «Candide» ausdrückte. Eine Welt ohne Sorgen und Probleme, wo es nur Singen, Lachen und Schunkeln gibt.

Denn Vanessa Mai, 27, sagt jetzt, wie ihre Schlagerwahrheit wirklich aussieht. Dass ihr kometenhafter Aufstieg mit zwei Nummer-eins-Alben, ausverkauften Konzerten und einer rasant wachsenden Social-Media-Gefolgschaft auch eine B-Seite hatte.

«Wenn Ihr denkt, dass ihr alles über mich wisst, ich kann euch heute sagen – ihr wisst nicht alles», schreibt sie ihren Fans auf Instagram. Sie habe eines Tages das Gefühl gehabt, in einem irre schnellen ICE zu sitzen. «Links und rechts rasten die wunderschönen Bilder an mir vorbei und ich konnte die Momente überhaupt nicht mehr realisieren. Wer war ich? Was wollte ich da eigentlich? Warum tue ich das? Und was macht mich glücklich?» Diese Fragen habe sie sich gestellt.

«Dieser Erfolgsdruck hat mich zermürbt»

Vanessa Mai ist erst 27 Jahre alt. Doch in sehr kurzer Zeit ist so viel passiert, dass die Seele in dieser zu schnellen Zugfahrt offensichtlich auf der Strecke blieb.

«Es gab eine Zeit in diesem Jahr, da ging es mir wirklich nicht gut. Ich hatte zwar Erfolge, war aber trotzdem unglücklich», offenbart sie gegenüber «Bild» ihre Gefühle. Sie habe sich sehr unter Druck gesetzt gefühlt, dabei habe sie doch nur Musik machen wollen. «Es ging nur noch um schneller, höher, weiter. Dieser Erfolgsdruck hat mich zermürbt.» Oder anders ausgedrückt: Sie ist fast daran zerbrochen. 

Vanessa Mai nennt es ihr ehrlichstes Interview. Es geht darin auch um Menschen, von denen sie dachte, dass sie es gut mit ihr meinten, sie aber schliesslich tief enttäuscht hätten. Falsche Freunde und Berater, die sie manipuliert hätten. «Es gab Leute, die gaben mir das Gefühl, ich müsse mich für meine Musik schämen», so Mai nachdenklich.

«Ich fühlte mich nur noch leer und unendlich traurig»

Im März dieses Jahres dann der Hammer: Die Sängerin musste ihre geplante Arena-Tournee absagen. «Ich befinde mich seit einiger Zeit in einem wahnsinnig kreativen Schaffensprozess, das bekommt ihr vielleicht mit. Und ihr wisst: Ich habe keine Angst vor Veränderungen. Ich liebe sie!», begründete Mai die Absage damals auf Facebook.

Heute sagt sie, was wirklich zur Absage führte. Wie sie wirklich fühlte. «Nur noch leer und unendlich traurig.» Sie habe Angst gehabt, nicht mehr gefragt zu sein, habe sich mit anderen Sängerinnen zu vergleichen begonnen. «Ich dachte, dass alle besser waren als ich. Darüber wurde ich unzufrieden mit allem.»

Doch Mai fand die Notbremse auf dieser «Horrorfahrt im ICE». Sie sei ausgestiegen, habe sich in die Sonne gesetzt, zurückgelehnt und über alles nachgedacht. Und sie griff rigoros durch: Die falschen Freunde hat die Musikerin aus ihrem Leben verbannt, gönnte sich eine lange Auszeit. Bilder von schönen Stränden auf Instagram zeugen davon. Und das Seele-baumeln-lassen hat Früchte getragen. Es gehe ihr jetzt besser als je zuvor, gibt Mai Entwarnung. «Ich bin wieder da, wo ich hingehöre.»

«Mein Mann Andreas war immer an meiner Seite»

Geschafft hat sie es auch dank viel Zuspruch von ihrem Mann: «Andreas war immer an meiner Seite, auch als es mir nicht so gut ging und ich nicht mehr ich selbst war – und dafür bin ich ihm dankbar», schreibt sie glücklich. Und auch ihren Fans, die sie liebevoll «Mai-Team», eine Alliteration zu «my team», nennt, windet sie ein Kränzchen. «Euch bin ich ganz besonders dankbar, weil Ihr immer zu mir steht. Für immer. Das weiss ich jetzt.»

Mittlerweile hat der Schlagerstar wieder die Power, die es braucht, um erneut durchzustarten. Um im Leben wieder das Steuer zu übernehmen, nicht mehr länger Passagier zu sein. «Jetzt ist es für mich wieder wie am Anfang meiner Kariere: Mein Manager und Ehemann Andreas und ich entscheiden alles selbst. Und das fühlt sich gut und richtig an», sagt sie erleichtert.

Nächstes Jahr plant Vanessa Mai mit einem neuen Album, einem TV-Film und einer Tournee ihr grosses Comeback. Die grossen Arenen will die Sängerin aber nicht mehr buchen. «Sonst würde ich ja gleich wieder in das Hamsterrad einsteigen, aus dem ich mich gerade befreit habe.»

Von Tom Wyss am 6. November 2019 - 12:33 Uhr