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Der US-Botschafter im grossen Interview

Ed McMullen: «Die Schweiz ist Europas Rohdiamant»

Er bringt Bundespräsident Ueli Maurer ins Weisse Haus. Er holt Trumps Aussenminister Mike Pompeo in die Schweiz. Nun plaudert US-Botschafter Ed McMullen aus dem Nähkästchen. «Trump und Maurer witzelten und lachten.»

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Edward Thomas McMullen Jr. Seit dem 21. November 2017 ist er Botschafter der Vereinigten Staaten in der Schweiz und in Liechtenstein. Aufgenommen am 05.06.2019 Bild © Remo Naegeli

Stolz: Ed McMullen in der Residenz der US-Botschaft in Bern. Das Gemälde zeigt das Gelände hinter seinem Haus in Charleston, South Carolina/USA.

Remo Nägeli

Der Schweizer Bundespräsident Ueli Maurer, 68, ist zu Gast bei US-Präsident Donald Trump, 72, im Weissen Haus in Washington. Kurz danach trifft US-Aussenminister Mike Pompeo, 55, bei seiner dreitägigen Schweiz-Visite Bundesrat Ignazio Cassis, 58, in Bellinzona TI. Immer dabei: Ed McMullen, 55, US-Botschafter in der Schweiz, der Mann, der die Strippen zieht.

Besuch in McMullens Residenz in Bern neben der US-Botschaft. Im Treppenhaus zu den Privatgemächern im ersten Stock hängt ein Gemälde, das seinen Chef zeigt, Donald Trump. «Bitte nicht fotografieren. Das ist mir zu privat. Das Bild ist noch nicht versichert», sagt der Hausherr und lacht. «Was wollen Sie wissen? Let’s go!»

Mister Ambassador, warum sind die USA zurzeit so interessiert an unserem Land?
Präsident Trump ist sich bewusst, dass die Schweiz ein sehr wichtiges Land ist für die USA. Die Schweiz kämpft in einer höheren Gewichtsklasse, als es ihrer Grösse entspricht. Sie ist der siebtgrösste Investor in den USA. Das gegenseitige Handelsvolumen beträgt jährlich 120 Milliarden Franken. Diese Beziehung muss auch in Zukunft stark bleiben!

Sie waren hautnah dabei, als Bundespräsident Ueli Maurer Ihren Präsidenten in dessen Amtssitz White House in Washington traf. Erzählen Sie!
Präsident Trump war happy, Präsident Maurer zu Besuch zu haben. Ich hatte ihm vorgehend erzählt, was für ein great leader Ueli Maurer ist.

Erst trafen sich die beiden im Roosevelt Room. Wie war die Stimmung?
Die beiden verstanden sich von Anfang an prächtig! Sie witzelten, lachten, hatten guten Small Talk. Ueli Maurer trug sich ins Gästebuch ein. Dann, im Oval Office, dem Büro des Präsidenten, wurde ernsthaft diskutiert.

Ed McMullen weissen haus weissen haus ueli maurer

Im Zentrum der Macht: Ed McMullen (r.) am 16. Mai beim Treffen von Ueli Maurer (Mitte l.) mit Donald Trump (neben ihm) im Oval Office in Washington.

White House

Was war das Hauptthema?
Das Freihandelsabkommen zwischen unseren beiden Staaten. Man war sich einig: Wir wollen zusammenarbeiten! Nie waren die Beziehungen zwischen den USA und der Schweiz enger als heute. Und sie sollen noch enger werden. Es war ein historisches Meeting, sehr positiv, sehr produktiv. We had a great time! Präsident Trump liebt die Schweiz. Er sagte mir: Switzerland is great! Er war früher mal hier zum Skifahren mit seinen Söhnen Donald Junior und Eric.

Warum schätzt Präsident Trump die Schweiz so sehr?
Unsere zwei Länder teilen dieselben Werte: Sie sind eigenständig, demokratisch. Schwesterrepubliken!

Nach dem Verabschieden der Schweizer Delegation waren Sie noch ein paar Minuten mit Donald Trump allein. Was besprachen Sie mit ihm?
Ich erzählte ihm von meiner Arbeit in der Schweiz. Seit eineinhalb Jahren bin ich nun in diesem wonderful country! Dabei habe ich viel mit Businessleuten zu tun. Präsident Trump und ich sind uns einig, wie wichtig die guten Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern sind. Die Schweiz ist Europas Rohdiamant! Wir werden auch in Zukunft gute Deals machen. Und die USA können viel vom Schweizer Bildungssystem lernen. Präsident Trump ist ein grosser Fan Ihres Landes.

US Secretary of State Mike Pompeo (R) and Swiss counterpart Ignazio Cassis walk near the Castelgrande during a bilateral meeting on June 2, 2019 in Bellinzona, southern Switzerland. - The US top diplomat is on a European tour that will take him to Switzerland, the Netherlands and Britain. (Photo by Fabrice COFFRINI / AFP)

Im Takt: Ignazio Cassis zeigt Mike Pompeo die Burg Castelgrande in Bellinzona TI.

AFP

Wie geht es weiter auf dem Weg zu einem gegenseitigen Freihandelsabkommen?
Das Fundament ist nun gelegt, der Ball rollt. Now, we will put meat on the bones – jetzt bringen wir Fleisch an die Knochen! Wir werden vorwärtsgehen. Doch die Bedingung ist, dass ein Abkommen für beide Länder von Vorteil sein muss.

Wann wird das Abkommen in trockenen Tüchern sein?
Diese Prognose wage ich nicht.

«Mister Maurer spricht sehr gut Englisch!»

In der Schweiz hagelte es Kritik betreffend der Englischkenntnisse unseres Bundespräsidenten. Wie beurteilen Sie das?
Protest! Das Treffen dauerte 40 Minuten. Das zeigt, wie wichtig Präsident Trump die Schweiz ist. Ich war die ganze Zeit dabei und kann sagen: Mister Maurer spricht sehr gut Englisch! Präsident Trump stellte ihm toughe Fragen, Herr Maurer antwortete spontan und ebenso tough. Er hatte keine Probleme, ich war beeindruckt. Die Kritik ist ungerechtfertigt.

Wieso?
Manchmal geben die Schweizer Medien ihren nationalen Politikern nicht genügend Anerkennung. Da kommt mir auch die Kritik am ehemaligen Bundesrat Johann Schneider-Ammann in den Sinn.

Gibts Gemeinsamkeiten zwischen den Präsidenten Trump und Maurer?
Yes! Die beiden sind aus demselben Holz geschnitzt. Sie haben einen guten Humor, sind hervorragende Vertreter der Eigenständigkeit ihrer Nationen. Und erfolgreiche Businessmen

ed mcmullen

Interessiert: Pompeo, seine Gattin und McMullen (l.) lassen sich Berns Zytgloggeturm erklären.

ZVG

Kam das Treffen im Oval Office auch dank Ihnen zustande?
Mein ganzes Team der US-Botschaft in Bern und ich sind sehr geehrt, dass wir das erste und historische Treffen eines Schweizer Bundespräsidenten im Oval Office organisieren und unterstützen konnten.

Viel zu tun hatten Sie auch kurz danach: Drei Tage lang weilte US-Aussenminister Mike Pompeo auf seiner siebentägigen Tour durch Europa in der Schweiz. Seit 20 Jahren waren kein Secretary of State mehr in der Schweiz.
Ich war die ganze Zeit mit ihm unterwegs. Er und seine Gattin waren im Gästezimmer unserer Residenz untergebracht. Wir hatten ein reich befrachtetes Programm. Am ersten Abend gaben ich und meine Gattin Margaret Ann unserem Gast, dem Secretary, ein Dinner in unserer Residenz. Geladen waren hochkarätige Schweizer Wirtschaftsvertreter.

Wer sass an der Tafel?
Das ist vertraulich. Doch das Menü verrate ich Ihnen.

Was gabs denn?
Hummer, Ravioli mit Schweizer Ente, Rindsfilet, Caramelköpfli, der Weisswein war ein Dézaley. Das passte fantastisch zum Casual Businesstalk.

Ed McMullen Pompeo

Meet & greet: Im Garten der Residenz begrüsst Pompeo Mitarbeitende der US-Botschaft in Bern.

ZVG

Das weitere Programm?
Tags darauf führte uns Nationalrätin Christa Markwalder auf Wunsch von Mike Pompeo durchs Bundeshaus. Er war beeindruckt vom grossen Landschaftsgemälde im Nationalratssaal – und natürlich vom Wesen der Schweizer Demokratie. Anschliessend besuchten wir das Berner Münster und die Schaukäserei in Gruyères.

Was noch?
Am letzten Tag flogen wir ins Tessin, für Gespräche mit Aussenminister Ignazio Cassis. Es war der Wahnsinn! Die Strassen in Bellinzona waren gesäumt von Einheimischen, die uns zujubelten. Grandioso, gli ticinesi! Aussenminister Pompeo war bewegt.

Und die Gespräche mit Aussenminister Cassis?
Auch auf der Burg Castelgrande wurde über das Freihandelsabkommen diskutiert. Mike Pompeo betonte, dass die USA und die Schweiz Partner sind, was ihre Werte anbetrifft. Beim Abschied sagte er: «Ich habe ein wunderbares Land kennengelernt.»

«Mein geliebtes Zermatt.»

Sie wollen möglichst schnell alle 26 Kantone besuchen, sagten Sie zu Beginn Ihrer Tätigkeit als US-Botschafter in der Schweiz und Liechtenstein. Haben Sie es schon geschafft?
Ja, und überall traf ich auf grossartige Menschen und hörte interessante Geschichten. I love Switzerland!

Wohin gehen Sie in die Sommerferien?
In den nächsten Tagen fliege ich in meinen Heimatstaat South Carolina, für Businesstalks. In den Sommerferien bleibe ich in der Schweiz und gehe mit meiner Familie und Bekannten aus Amerika nach St. Moritz. Dort zeige ich ihnen die fantastische Natur. Wandern, biken, vielleicht eine Partie Tennis. Dann gehts weiter in mein geliebtes Zermatt.

Dieser Ort hats Ihnen angetan?
The Matterhorn is absolutely wonderful! Und ich habe dort schon fantastisches Raclette gegessen. Mein Sohn Thomas hingegen schwört, dort gebe es den weltbesten Burger. Mit direktem Blick auf den berühmten Berg, das Matterhorn. Wie heisst er auf Walliserdeutsch? Horu?

Thomas Kutschera
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Von Thomas Kutschera am 9. Juni 2019 - 10:00 Uhr