Sie hat etwas vom Schlimmsten erlebt, das einem Kind passieren kann. Als Natascha Kampusch zehn Jahre alt ist, wird sie im Jahr 1998 vom arbeitslosen Nachrichtentechniker Wolfgang Přiklopil in Wien entführt und mehr als acht Jahre in seinem Haus in der Nähe von Wien gefangen gehalten. Als es Natascha 2006 im Alter von 18 Jahren schafft, aus der Gefangenschaft zu fliehen, berichten Medien auf der ganzen Welt von der Tragödie.
Jetzt, 15 Jahre später, ist Natascha 33 Jahre alt. In einem neuen Interview mit der «Bild» erzählt sie von ihrem selbstbestimmten Leben und offenbart, dass sie den Lockdown und die Corona-Zeit allgemein nicht als schlimm empfand. «Ich fand es nicht dramatisch, keinen Kontakt mit Freunden und Familie haben zu dürfen. Ich war ja acht Jahre eingesperrt. Ich war dem Willen einer anderen Person ausgeliefert, durfte nicht selbstbestimmt leben. Ich bin es gewohnt, allein zu sein.»
Kampusch, die sich selber als «Überlebenskünstlerin» bezeichnet, lebt zurzeit alleine in einer Wohnung. Den grössten Teil ihrer Freizeit verbringt sie mit ihrem Pferd.
Ihre Verbundenheit zu Pferden hat schon früh angefangen. «Mit drei, vier Jahren fing ich an, Pferde zu lieben. In Gefangenschaft malte ich mir aus, wie es wäre, reiten zu können. Nach meiner Selbstbefreiung nahm ich Reitunterricht. Ich bin sehr diszipliniert. Wenn ich etwas anfange, will ich es richtig können. Mich beruhigt es, bei Pferden zu sein, und die Pferde finden mich beruhigend, ich scheine etwas Besonderes auf sie auszustrahlen. Ich bringe ihnen Zucker mit.»
Obwohl es Kampusch heute gut geht, offenbart die Österreicherin, dass es in den Jahren seit ihrer Befreiung «viele belastende Situationen» gab. «Es war mir nicht vergönnt, in Frieden zu leben. Viele Menschen waren und sind böse und missgünstig zu mir. Anfangs nahm ich mir das sehr zu Herzen. Es verletzte mich.»
Heute ist Kampusch eine selbstbewusste Frau, die weiss, was sie will. Und sie hat noch viele Träume, die sie realisieren möchte.
Einen Partner aber hat sie nicht, sagt Kampusch. Dafür muss sie sich mit vier Stalkern rumschlagen. Die Polizei aber sei informiert und involviert. «Ich finde die meisten Männer anstrengend.» In Sachen Liebe will Kampusch dennoch nicht ganz aufgeben: «Entweder, es ergibt sich noch, dass ich mich verliebe, oder eben nicht. Ich fühle mich auch ohne Partner glücklich. Ich bin grundsätzlich ein Glückskind und möchte mich nicht mit negativen Personen umgeben. Ich bin ein grundsätzlicher Optimist.»