Aktuell bewegt mich die Frage, ob wir mit unseren Kindern Lio (3) und Levi (1) in die Schweiz zurückkehren, wenn sie schulpflichtig werden. Denn in Japan herrscht bereits früh ein sehr hoher Leistungsdruck.
Wenn ich morgens aufwache, höre ich Vögel zwitschern und den Nachbarn beim lautstarken Öffnen seiner Rollläden.
Zum Frühstück esse ich ab und zu Reis mit Miso-Suppe, ansonsten Müesli und Toast.
Zur Arbeit fahre ich nicht, bringe aber unsere Kleinen mit dem Velo in den Kindergarten.
Mein Arbeitstag dauert unterschiedlich lang. Die Videos zu meinen Lunchboxes produziere ich morgens – und am Abend widme ich mich anderen Inhalten.
Am Feierabend gönne ich mir ab und zu ein kleines Bier mit meinem Mann.
Typisch japanisch an mir ist meine Pünktlichkeit. Da sind wir Schweizer und die Japaner uns sehr ähnlich.
Touristen aus meiner Heimat zeige ich lieber den Vulkan Fuji als die meistfrequentierte Strassenkreuzung der Welt, die berühmte Shibuya.
Überschätzt wird hier die eben genannte Shibuya-Crossing.
Am meisten stört mich an Tokio die latente Bedrohung durch Erdbeben. Schon im Chindsgi lernen die Kleinsten, sich zum Schutz Kissen überzustülpen. Mich beunruhigt das.
Von der Schweiz vermisse ich: Familie, Freunde, Gipfeli, Zopf – und die Luft in den Bergen.
Die Schweiz kann von Japan lernen, dass Mütter und Väter überall Räume finden, in denen sie Babys stillen, wickeln oder den Schoppen in vorhandenen Mikrowellen aufwärmen können.
Mein Tipp an andere Auswanderer: Springt über euren Schatten, trefft euch mit Einheimischen, macht bei Festivals mit. So hat man weniger Heimweh. Und lernt die Sprache. Auch wenn man die nicht perfekt beherrscht, die Leute schätzen es hier ungemein, wenn man sich bemüht.
Die Fakten zur Person
Sandra Tanaka (32)
Beruf:
Auf Tiktok und Instagram gibt sie als Influencerin «sandra_n_yusuke» Einblicke in ihr Leben – und Tipps, wie man Lunchboxes für seine Lieben zubereitet.
Leben in Zahlen:
Mit ihrer Familie wohnt die Ostschweizerin in einer 94-Quadratmeter-Wohnung in einem Aussenbezirk Tokios. Ein Säckchen mit sechs Scheiben Toastbrot kostet im Supermarkt 90 Rappen, das Brot beim Bäcker ein «kleines Vermögen», der Coiffeur rund 50 Franken.
Woher und wohin:
Die gelernte Fachangestellte Gesundheit studierte Internationalen Tourismus und flog als Flight-Attendant für Swiss. Ihren japanischen Ehemann lernte sie bei einem Sprachaufenthalt in Australien kennen. Seit Februar 2018 leben sie in dessen Heimat, führten zuvor eine sechsjährige Fernbeziehung.