Die bisherigen Anlässe für eine ausserordentliche Rede von Queen Elizabeth II., 93, waren der Golf-Krieg, der Tod von Lady Diana, †36, und derjenige der Queen Mum – und nun die Corona-Krise. Gestern Sonntag richtete sich die Queen nach 68 Jahren auf dem britischen Thron zum vierten Mal mit einer ausserordentlichen Ansprache an ihr Volk.
Für den Köngishaus-Experten der BBC, Nicholas Witchell, kann die jüngste Rede der Queen aber mit keiner vorherigen verglichen werden, wie «tagesschau.de» schreibt. Denn nun sei Grossbritannien einer echten Gefahr ausgesetzt. «Wenn man Parallelen finden will, dann muss man bis ins Jahr 1940 zurückgehen», sagt Witchell. In diesem Jahr hielt die 14-jährige Elisabeth – damals noch als Prinzessin – eine Ansprache während der deutschen Luftangriffe.
Gestern wirkte die Queen in ihrem grünen Kleid und mit der schlichten Perlenkette gewohnt ruhig und souverän. Auf ihrem Schreibtisch standen – anders als bei den traditionellen Weihnachtsansprachen – keine Bilder. Offensichtlich sollte nichts von ihren Worten ablenken.
Und die hatten es in sich: «Ich richte mich an Sie in einer Zeit, die, wie ich weiss, zunehmend herausfordernd ist», sagte die Queen einleitend. «Es gibt einen Bruch im Leben unseres Landes: Ein Bruch, der einigen Leid gebracht hat, vielen finanzielle Schwierigkeiten und enorme Veränderungen im alltäglichen Leben von uns allen.»
Trotz der belastenden Situation – am Samstag verzeichnete das britische Gesundheitsministerium mit 708 Menschen die bislang höchste Zahl von Todesfällen innerhalb eines Tages – sprach die Queen den Briten Mut zu: «Es werden wieder bessere Tage kommen, wir werden wieder mit unseren Freunden vereint sein, wir werden mit unseren Familien vereint sein. Wir werden uns wiedersehen.»
Die 93-Jährige nahm ihre Rede auch zum Anlass, um sich bei Ärzten, dem Pflegepersonal und allen Menschen in derzeit wichtigen Berufen zu bedanken, die «weiter selbstlos ihren tägliche Pflichten ausserhalb ihres Zuhauses nachgehen, um uns alle zu unterstützen.» Weiter dankt sie allen, die zu Hause bleiben und damit die Risikogruppen schützen. Sie hoffe, «dass in den kommenden Jahren alle stolz darauf sein können, wie sie mit dieser Herausforderung umgegangen sind.»
Im Grunde wurde die Rede der Queen erst zu Ostern erwartet. Ihr Appell ans Volk sollte nun aber dazu beitragen, dass sich die Briten auch bei schönem Wetter an die Ausgangsbeschränkungen halten. Laut «welt.de» ist etwa James O'Rourke, Professor für Kommunikation und Management der Universität Notre Dame überzeugt davon, dass die Queen ihre Rede genau im richtigen Moment hielt: «Jetzt, mehr denn je, brauchen die Menschen des Vereinigten Königreichs jemanden, an den sie sich halten können, jemanden, dessen Worten man vertrauen kann.»