Die traurige Geschichte hinter Schottlands Steinpyramide

Es ist ein Anblick, den man in Ägypten erwarten würde, nicht allerdings in Schottland. Mitten auf einem Hügel, von grünen Bäumen umgeben, steht eine Steinpyramide. Erkundet man die Ländereien, die zum Schloss Balmoral gehören – bekanntlich das Sommerschloss der britischen Royals und der Ort, an dem Queen Elizabeth II. (†96) verstarb –, kann es passieren, dass man mit einem Mal vor einer grossen Pyramide steht.

Doch was genau hat es damit auf sich? Stammt diese noch aus alten Zeiten, als Highlander mit ihren Schwertern für Freiheit kämpften? Nein, ganz so weit geht die Entstehung dieser bestimmten Pyramide nicht zurück. 

Erbaut wurde die Pyramide im 19. Jahrhundert, zur Zeit, als Queen Victoria (†81) das Land regierte. Und der Grund ist so romantisch, wie er tragisch ist. Queen Victoria war von 1837 bis 1901 Königin von England, doch für mehr als 20 Jahre war sie auch die Ehefrau von Prinz Albert, der im Alter von nur 42 Jahren starb – ob an Typhus, Magenkrebs oder Morbus Crohn ist nicht gänzlich geklärt. Was aber sicher ist: Albert war Victorias grosse Liebe und mit seinem Tod starb auch ihre Lebensfreude. 

So liess sie aber keine Gelegenheit aus, ihrem Liebsten auf besondere Arten zu gedenken, benannte etwa die Royal Albert Hall in London nach ihm. Ein ganz besonderes Andenken an Albert liess Victoria aber auch auf den Ländereien von Schloss Balmoral bauen, welches Alberts Lieblingsschloss war. 

Auf einer dreizehn mal dreizehn Meter grossen Steinplatte liess Victoria die «Prince Albert's Cairn»-Pyramide erbauen, welche, umringt von Bäumen und mit Blick auf die wunderschöne und wilde Landschaft Schottlands auf den Besitztümern von Schloss Balmoral steht. «Cairn» ist ein altes gälisches Wort, welches «Gebilde» bedeutet.

Eine trauernde Witwe – bis an ihr Lebensende

Doch es ist nicht die Pyramide an sich, welche einem fast das Herz zerreisst, sondern die Inschrift, die Victoria für Albert anfertigen liess. «Zum liebevollen Andenken an Albert, den grossen und guten Prinzgemahl, errichtet von seiner Witwe mit gebrochenem Herzen, Victoria R., am 21. August 1862.» Diese Inschrift zeigt, wie schwer Victoria der Tod ihres geliebten Ehemannes getroffen hatte.

Das Andenken an Albert ist mit Sicherheit das grösste in der Form, welches Victoria auf den Ländereien erstellen liess, doch finden sich im Wald und neben den Wanderwegen unzählige kleinere solcher Steingebilde, welche hauptsächlich für die Enkelkinder der einstigen Königin errichtet wurden, sei es anlässlich von Hochzeiten oder Geburten. 

Nach Alberts Tod trug Queen Victoria bis an ihr Lebensende nur noch schwarze Kleidung, die Farbe der Trauer in den westlichen Gefilden. Ihren Kindern gegenüber soll sie nie die Liebe empfunden oder entgegengebracht haben, die sie für Albert übrig hatte, denn die beiden galten zur damaligen Zeit als Traumpaar. Nachdem sie ihre grosse Liebe jedoch viel zu früh verlor, konnte Queen Victoria kaum mehr Freude in ihrem Leben finden, bis sie im Alter von 81 im Jahr 1901 starb.