1. Home
  2. People
  3. Royals
  4. Geschmäht und verhasst: Queen Consort Camilla muss über viele Jahre Anfeindungen erdulden

Königsgemahlin Camilla

Geliebte, Feindbild – und nun die Krönung

Geschmäht und verhasst, erduldet Queen Consort Camilla über viele Jahre abscheuliche Schimpfkanonaden. Trotz allen Anfeindungen wegen Prinzessin Dianas Tod hat sich die Königsgemahlin von Charles III. ihre Würde, ihre Selbstachtung – und ihren Humor bewahrt. Am 6. Mai wird sie gekrönt.

Artikel teilen

ASCOT, UNITED KINGDOM - OCTOBER 15: (EMBARGOED FOR PUBLICATION IN UK NEWSPAPERS UNTIL 24 HOURS AFTER CREATE DATE AND TIME) Camilla, Queen Consort attends QIPCO British Champions Day at Ascot Racecourse on October 15, 2022 in Ascot, England. (Photo by Max Mumby/Indigo/Getty Images)

Genügsam: Camilla galt einst als meistgehasste Frau Grossbritanniens, heute nimmt man sie als hart arbeitende Monarchin wahr.

Getty Images

Mit welch bösen Schmähnamen ist Grossbritanniens neue Königin Camilla, 75, in der Vergangenheit bedacht worden: Verhöhnt als «Rottweiler», verunglimpft als «vertrocknete Makrele». Die tierischen Schimpfwörter scheinen an der «Queen Consort» – «Königsgemahlin» – so ihr offizieller Titel als Ehefrau von König Charles III. – nicht nur abgeprallt zu sein; sie hat den Spiess sogar umgedreht und lässt damit ihren subtilen Humor durchblitzen: Als Camilla zum 75. Geburtstag in Clarence House das internationale Modemagazin «Vogue» zum Fototermin empfängt, scherzt sie: «Tut mir leid, dass Sie eine alte Fledermaus fotografieren müssen.»

Queen Consort Camilla ist Fan von den Kreationen von Bruce Oldfield.

Frau mit Energie: Camilla ist Schirmherrin von über 100 karitativen Organisationen mit sozialen oder kulturellen Aufgaben.

Getty Images

Hoheit nimmt sich auf die Schippe – und lacht mit. Damit zeigt sich Camilla als würdige Nachfolgerin der verstorbenen Queen, die einst befand: «Wir sollten uns nicht zu ernst nehmen. Keiner von uns hat das Monopol auf die Weisheit.» So wie Elizabeth II. ihre Aufgaben sehr ernst nahm – sich selber aber weniger –, tut es ihr Schwiegertochter Camilla gleich. Seit vielen Jahren arbeitet sie hart an der Seite ihres Mannes Charles, 74, erfüllt ihre Pflichten mit Energie und Engagement, ist Schirmherrin von 100 Organisationen mit sozialen, medizinischen und kulturellen Aufgaben. Obwohl als Paar terminbedingt oft den ganzen Tag getrennt, hält Camilla an einem Liebesritual mit Charles fest: «Manchmal sind wir wie Schiffe, die nachts aneinander vorbeifahren. Aber wir setzen uns immer zusammen, trinken einen Tee und besprechen den Tag. Diesen Moment nehmen wir uns.»

SAINT GEORGE'S, GRENADA - MARCH 23: Prince Charles, Prince of Wales and Camilla, Duchess of Cornwall attend an engagement on the beach during their official visit to Grenada on March 23, 2019 in Saint George's, Grenada. (Photo by Chris Jackson/Getty Images)

Vertraut: Camilla schlendert mit Charles 2019 bei ihrem offiziellen Besuch der Karibikinsel Grenada entspannt dem Strand entlang.

Getty Images,
Verbotene Liebe, verhasste Geliebte

«Kummer ist der Preis, den wir für die Liebe zahlen» – auch dieser Satz stammt von Queen Elizabeth II. Wie viele Falten im Antlitz Camillas diesem Schmerz geschuldet sind, weiss nur sie selbst. Sie ist 23, als sie Charles beim Polospiel kennenlernt, es folgt eine heftige Affäre. Camillas Familie gehört zwar zum Adel, nicht jedoch zum Hochadel, sie gilt somit am Hof nicht als passende Braut. Ihr fehlt es am Image einer Märchenprinzessin.

Mandatory Credit: Photo By Rex Features PRINCE CHARLES TALKING TO CAMILLA PARKER BOWLES AT A POLO MATCH VARIOUS - 1975 BRITISH TV INITIALS CARVED IN TREE PICTURE CIRENCESTER PARK BRITAIN

Versteckt: Bei einem Polomatch in Cirencester wechseln Thronfolger Charles und die verheiratete Camilla heimlich einige Worte.

Dukas

Camilla heiratet Andrew Parker Bowles, einen Offizier, der notorisch fremdgeht; Charles sagt Ja zu Diana, ohne die Beziehung zu Camilla je ganz aufzugeben. Er ist sogar Patenonkel von Thomas «Tom» Parker Bowles, 48, Camillas Sohn, der mittlerweile sein Stiefsohn ist. Erst nach langen Jahren des Wartens heiratet Charles 2005 seine grosse Liebe – 35 Jahre nach ihrem stürmischen Liebesintermezzo. Nachdem endlich alle in seiner Familie akzeptieren, dass ihre Anwesenheit im Haus Windsor für ihn nicht verhandelbar ist. Dabei ist es Charles’ Mutter, die noch bis in die 1990er-Jahre verbietet, Camillas Namen im Palast auszusprechen. Für Elizabeth II. ist Camilla lange Zeit «die böse Frau». Für die Briten ist sie nach Dianas Tod die Hassfigur. Aber die Queen lässt sich trotz ihrem Zorn auf Camilla von Weisheit leiten, anerkennt, dass die einstige Nebenbuhlerin Dianas durchaus eine «patente, witzige Frau ist, die mit beiden Beinen auf der Erde steht» – und die ihrem Ältesten, Thronfolger Charles, guttut.

Camilla Shand and Major Andrew Parker-Bowles pass through the Guard of Honour after their wedding at the Guards Chapel, Wellington Barracks, 4th July 1973. (Photo by Wood/Express/Hulton Archive/Getty Images)

Vergrault: Weil der Palast Camilla als Frau für Charles ablehnt, heiratet sie 1973 Andrew Parker Bowles.

Getty Images

Bei seiner Hochzeit mit Camilla erhält diese offiziell den Titel «Her Royal Highness», womit sie nach der Queen zur zweitwichtigsten Frau in der britischen Monarchie aufsteigt. Endgültig geadelt wird Camilla von der Queen kurz vor deren Tod, als Elizabeth II. verlauten lässt, es sei ihr Wunsch, dass die Frau ihres Sohnes einmal den Titel «Queen Consort» tragen soll.

Camilla

Geadelt: Vor ihrem Tod verleiht Elizabeth II. Camilla offiziell den Titel «Queen Consort», zollt so der Schwiegertochter ihren grössten Respekt

BBC News & Current Affairs via Getty Images
Eine Stütze für König Charles III.

Auch in den Augen der meisten Briten hat sich Camilla von der Hexe zur Sympathieträgerin und zunehmend einflussreichen und «unersetzlichen Stütze» für Charles entwickelt, wie die Queen bei ihrem 70. Thronjubiläum im vergangenen Juni betont. Camilla und Charles – CC – sind wie eine Kopie: Beide lieben die Natur, das Gärtnern, Malerei und Jagd. Camilla besitzt mehrere Pferde, dazu zwei Jack Russell Terrier, Bluebell und Beth, und sie interessiert sich für Kunst. Während Diana einst mit Glamour punktete, tut dies Camilla mit Natürlichkeit, Warmherzigkeit und Diskretion. «Es war vor allem Camilla, die sich stark für die Idee eingesetzt hat, dass nichts über die Familie geht», sagt Katie Nicholl, 46, Royal-Expertin bei «The Mail on Sunday», «Vanity Fair», Sky News und BBC.

DUNEDIN, NEW ZEALAND - NOVEMBER 5: Prince Charles, Prince of Wales and Camilla, Duchess of Cornwall continue to laugh after a bubble bee took a liking to Prince Charles during their visit to the Orokonui Ecosanctuary on November 5, 2015 in Dunedin, New Zealand. The Royal couple are on a 12-day tour visiting seven regions in New Zealand and three states and one territory in Australia. (Photo by Rob Jefferies/Getty Images)

Unbeschwert: Eine aufdringliche Hummel, die am Anzug von Charles nach Nektar sucht, schafft bei ihm und Gemahlin Camilla Erheiterung. 2015 zeigen sie sich beim Besuch Neuseelands herzerfrischend lachend.

Getty Images

Ihre beiden Kinder aus der Ehe mit Andrew Parker Bowles rühmen Camilla «als vorbild-liche Mutter». Camilla ist zudem fünffache Grossmutter – von Lola, 15, Freddy, 13, Eliza, 15, sowie den Zwillingsbuben Louis und Gus, 13. In einem Interview mit dem «Daily Telegraph» sagte ihr Sohn Tom einmal über seine Mutter Camilla: «Sie verurteilt einen nie, ist sehr witzig, kocht leckeres Essen, und Besuche zu Hause sind im-mer eine grosse Freude.» Freunde und Gäste schwärmen von ihrem «ganz vorzüglichen Brathähnchen», «der köstlichen Lammkeule» oder «der allerbesten Seezunge».

POOL/AFP via Getty Images

Vereint: Gut 35 Jahre nach ihrem stürmischen Kennenlernen geben sich Charles und Camilla schliesslich 2005 das Jawort – mit dem Segen der Queen und zur Freude ihrer Kinder Harry , William, Laura und Tom (v. l.).

POOL/AFP via Getty Images

Den letzten Schliff für ihre Kochkünste erhält Camilla zwischen 1963 und 1964 in der Schweiz, wo sie als Camilla Rosemary Shand die «Mon Fertile» in Tolochenaz VD besucht. Das Internat gilt als typisch britische «Schule für gute Manieren». Charlotte «Lottie» Ericson, eine ehemalige Klassenkameradin, erinnert sich an Camilla: «Sie war verrückt nach den Beatles und nach Make-up.»

TETBURY, ENGLAND - OCTOBER 26: Camilla, Duchess of Cornwall, Patron of the Friends of Westonbirt Arboretum, visits Westonbirt, The National Arboretum on October 26, 2020 in Westonbirt, Tetbury, England. Her Royal Highness crossed the Treetop Walkway, visited Maple Loop, met staff at the Community Shelter and learnt of the Silk Wood Ash Dieback, during a tour of the site. (Photo by Arthur Edwards-WPA Pool/Getty Images)

Unprätentiös: Camilla ist Schirmherrin des Westonbirt-Baumgartens, sagt: «Es gibt nichts Besseres, als draussen zu arbeiten.»

Getty Images

Gemeinsam mit ihrer Schwester Sonia und ihrem 2014 verstorbenen Bruder Mark wächst Camilla wohlbehütet im kleinen Dorf Plumpton auf. Die adlige Familie ist durchaus wohlha-bend. Vater Bruce, ein britischer Offizier, gilt als «Meister der Fuchsjagd», hat einen gut laufen-den Weinhandel; Mutter Rosalind ist die Tochter eines Barons, Urgrossmutter Alice Keppel gar eine Mätresse von Charles’ Ururgrossvater, König Edward VII., der als «dicker Bertie» in den Geschichtsbüchern Eingang gefunden hat.

Camilla Parker-Bowles (left) and Lady Diana Spencer (later the Princess of Wales) at Ludlow racecourse to watch the Amateur Riders Handicap Steeplechase in which the Prince was competing. (Photo by PA Images via Getty Images)

Verlegen: Diana (r.) trifft bei einem Pferderennen von Charles 1980 in Ludlow erstmals dessen Geliebte Camilla.

PA Images via Getty Images

Nebst dem Vorwurf, die vermeintliche Märchenehe von Diana und Charles zerstört zu haben, blickt Camilla auf ein weiteres schwieriges Kapitel ihres Lebens. Jahrelang litt ihre Mutter an Osteoporose (Knochenschwund). In einem Interview offenbart die künftige Königin vor gut einem Jahr, wie sehr die Schmerzen und das Leiden der Mutter auf ihr und ihrer Familie lasteten. «Sie ging zu allen möglichen Leuten, die man sich vorstellen kann, alle sagten das Gleiche: ‹Tut mir leid. Sie sind alt.› Wir mussten zusehen, wie Mutter vor unseren Augen in sich zusammenfiel.»

Prince Charles and Lady Diana Spencer, 19, walking arm in arm at Buckingham Palace after announcing their engagement. (Photo by PA Images via Getty Images)

Verkuppelt: Charles und Diana bei ihrer Verlobung Anfang 1981. Zur Ehe fühlt er sich von den Eltern gedrängt.

PA Images via Getty Images
Nur für Harry bleibt sie die böse Stiefmutter

Auch wenn Camilla bei engen Freunden den Ruf geniesst, eine ebenso angenehme wie zuverläs-sige Zeitgenossin zu sein – ihr Stiefsohn Prinz Harry, 38, sieht inzwischen in ihr die böse Stiefmutter, ein Monster, das «gefährlich» ist. In seiner Biografie «Spare» wirft Charles’ Jüngster ihr vor: «Camilla opferte mich auf ihrem persönlichen PR-Altar.» Mark Bolland, 56, langjähriger stellvertretender Privatsekretär von Charles III., schüttelt darüber nur den Kopf. Er erinnert sich anders an Camilla. Bolland begleitete Charles 1997 nach Paris, um den Leichnam Dianas nach England zu überführen. «Ich unterhielt mich damals auch mit Camilla. Ihre erste Reaktion war, nachzufragen, wie es den Jungs ginge. Sie empfand offenkundig tiefes Mitgefühl für William und Harry. Ihre erste Reaktion war vor allem die einer Mutter.»

13/06/2019. London, United Kingdom: Camilla, Duchess of Cornwall and Prince Charles, Prince of Wales hold face masks as they host a reception for the Elephant Family Animal Ball at Clarence House in London. (i-Images / Polaris) (FOTO:DUKAS/POLARIS)

Uneigennützig: Für ein Hilfsprojekt ihres verstorbenen Bruders organisiert Camilla auch mal eine Maskenparty.

Dukas

«Sie ist ganz sicher keine böse Hexe», lässt Angela Levin in ihrer Biografie eine von Camillas engeren Freundinnen über die künftige Queen zu Wort kommen. Ganz im Gegenteil: «Camilla ist aufrichtig, bescheiden, einfühlsam, nahbar und zurückhalten.» Sie mache ihrem Namen alle Ehre. «Camilla» bedeutet: die Ehrbare, die Edle.

Von René Haenig am 17. März 2023 - 17:58 Uhr