Wie beurteilen Sie das Statement der Queen?
Anika Helm: Die Queen ist nun natürlich um Schadensbegrenzung bemüht. Dadurch, dass sie Unterstützung suggeriert, nimmt sie allen, die von einem Familienstreit sprechen, den Wind aus den Segeln. Egal, wie sie privat denkt: das ist taktisch ein kluger Zug. Auffällig ist, dass sie Prinz Harry und Herzogin Meghan nicht bei ihren Titeln nennt. Das macht es zwar persönlicher, wirft aber die Frage auf, ob die beiden künftig auf ihren Adelstitel verzichten werden. Im Moment scheint alles möglich zu sein.
Sie lässt aber auch durchblicken, nicht ganz happy zu sein. Wie enttäuscht ist die Queen?
Ich denke, als Grossmutter kann sie die Entscheidung von Harry durchaus verstehen. Auch sie wird in ihrem Leben das ein oder andere Mal mit ihrer Rolle gehadert haben. Als Königin allerdings ist es jedoch ihre Pflicht, die Monarchie zu schützen – je weniger Krisen und Skandale, umso besser. Prinz Harry hat der Königsfamilie mit seiner Entscheidung definitiv einen kleinen Schlag verpasst. Schliesslich gilt er als einer der wichtigsten Sympathieträger der britischen Königsfamilie und ist für die Beliebtheit der Windsors nicht unerheblich. Sein Rücktritt als «Vollzeit-Royal» ist ein grosser Verlust für die Krone, und das wird die Queen garantiert sehr bedauern.
Was bedeutet das nun für die anderen – muss insbesondere Kate mehr Pflichten übernehmen?
Ich denke, dass wir nicht nur Herzogin Kate, sondern auch ihre Kinder Prinz George, Prinzessin Charlotte und Prinz Louis künftig häufiger zu Gesicht bekommen werden. Sei es durch öffentliche Auftritte oder durch neue Familienfotos. Denn eins braucht die Königsfamilie nach dem Skandal um Prinz Andrew und den «Megxit» ganz dringend: positive Schlagzeilen. Prinz William und Herzogin Kate verkörpern mir ihren Kindern das Bild der harmonischen Familie und das gilt es nun besonders in den Fokus zu rücken. Der Palast wird nun alles tun, um die Aufmerksamkeit auf sie zu lenken.
Glauben Sie, dass der «Megxit» einen Schatten auf die Königsfamilie wirft?
Der «Megxit» wird definitiv in die Geschichte eingehen. Bei jeder Berichterstattung über die Geschichte der Windsors wird er wieder zur Sprache kommen. Ob der «Megxit» der Königsfamilie auf Dauer etwas anhaben kann? Definitiv nicht. Die Royals haben schon Schlimmeres überstanden und werden auch diese Krise meistern. Der private Zusammenhalt ist dagegen ein anderes Thema. Prinz Harry sprach davon, dass Prinz William und er sich auf «unterschiedlichen Pfaden» befänden – dieses Eingeständnis klingt alarmierend. Die Brüder sind definitiv nicht mehr so eng wie früher. Die Zukunft wird zeigen, ob sie diese Krise meistern werden. Prinzessin Diana hätte sich sicher nicht gewünscht, dass sich ihre Jungs so entfremden.
Ihre wichtigste Erkenntnis aus den Geschehnissen der letzten Woche?
Auch wenn sich Prinz Harry und Herzogin Meghan ein privateres Leben wünschen, wird dies wohl kaum möglich sein. Es scheint fast, als hätte ihr Rückzug das Interesse noch gesteigert. Egal, was Herzogin Meghan und Prinz Harry auch tun – sie werden immer Personen des öffentlichen Interesses bleiben.
Anika Helm betreibt das Portal adelswelt.de.