Es gibt manchmal diese Momente, die an der Menschheit zweifeln lassen. Dass Herzogin Meghan, 37, irgendwann wie Moses das Meer, die menschliche Gemeinschaft in zwei Gruppen spaltet, kam nun doch etwas unerwartet. Aktuell lässt sich dieses Phänomen an ihrem Besuch in Wimbledon aufschlüsseln.
Kurz zu den Fakten: Die Herzogin von Sussex besuchte das Tennis-Match ihrer Freundin Serena Williams. Mit dabei hatte sie laut britischen Medien ein paar Schulfreundinnen aus College-Zeiten.
Mit dieser Grundlage walzt seit ein paar Tagen eine Woge aus Meghan-Hass rund um den Globus. Divenhaftes Verhalten wird der «Duchess Difficult» zur Last gelegt. Dann hat sie mit einem Paar Jeans schnurstracks Jahrhunderte voll britischer Tradition in die Tonne gekloppt. MIT JEANS NACH WIMBLEDON?!?!?!? Alles, was wir zu wissen glaubten, ist nun infrage gestellt. Die Welt steht Kopf (und ist vielleicht eine Scheibe?!?).
Wer weiss, die Meghan, die ist vielleicht tatsächlich schwierig. Vielleicht nervt sie auch. Vielleicht hat sie sich die Dresscodes für die Royal Box in Wimbledon einfach nicht durchgelesen, vielleicht hat sie absichtlich provoziert. Unterm Strich: Das ist doch gehupft wie gesprungen. Wichtiger ist doch, was hier auf einem anderen Level passiert. Öffentliches (und inzwischen durchaus systematisches) Mobbing ist offenbar wieder salonfähig.
Da texten Grundschulen und andere Ausbildungsstätten Anti-Mobbing-Regeln und investieren mehr oder weniger Ressourcen in deren Umsetzung und gleichzeitig wird Meghan aufs Schafott geführt. Doppelmoral wäre hier das Keyword. Auf dem Pausenhof, am Arbeitsplatz in der Familie, auf der ISS Space-Station – da ist Mobbing böse. Aber bei Herzogin Meghan, ja da drücken wir ein Auge zu. Die ist ja berühmt, steinreich und hat sich einen Prinzen geangelt. Die darf man mobben, der gehts ja gut.
Hier liegt vermutlich der Hund begraben: Der Meghan, der gehts vermutlich zu gut. Sie sieht gut aus, hat eine glückliche Beziehung und jetzt auch noch ein gesundes Kind. Schon die Formulierung «sie hat sich einen Prinzen geangelt» ist in den Grundzügen zutiefst sexistisch. Die Femme Fatale, die ihre Tentakel nach besagtem Prinzen ausgeworfen und ihn wie ein hilfloses Opferlamm sirenengleich in ihren Schlund gezogen hat (in dieser Analogie ist Harry übrigens der schottische Lachs, der geangelt wird). So nebenbei: Der Harry, der findet seine Meghan sicher ziemlich gut. Der ist freiwillig in dieser Ehe (Exkurs: Hätte die Queen wie in Königshäusern anno dazumal üblich eine Heirat arrangiert, hätte sie vermutlich eine Prinzessin, zur Not eine Gräfin oder eine Herzogin, in irgendeiner benachbarten Monarchie aufgetrieben – sie wäre mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht ans «Suits»-Set gereist und hätte Meghan Markle abgeworben).
Über Herzogin Meghan bildet sich jeder eine Meinung. Das bringt ein öffentlichkeitswirksamer Beruf so mit sich. Jetzt könnten Kritiker unken: Die Vorteile dieses Lebens nimmt sie ja gerne in Kauf. Und bei den Nachteilen dann rüsseln? Ein Gedanke mit Berechtigung. Und doch ist der Grat zwischen systematischem Mobbing und Meghan-Kritik im Moment ziemlich klar überschritten. Dies alles basierend auf einer Faktenlage, die im Maximum als durchaus wacklig beschrieben werden müsste.
Vielleicht ist sie ja eine «Duchess Difficult», die ihren Angestellten das Leben schwer macht? Vielleicht hat sie mit voller Absicht die Wimbledon-Kleidervorschriften ignoriert, weil sie denkt, sie ist was Cooleres. Vielleicht haben Kate und Meghan Streit, weil Meghan doof ist. Das grosse ABER hier – wissen wirs?
Das Gute daran: Das Meghan-Mobbing ist eine gute Lektion im Menscheln. Schon immer installierten menschliche Gesellschaften gewisse Doppelstandards. Da predigten die einen Wasser – und schlürften heimlich den Wein. Meghan hat einfach das Pech, dass sie in die vermutlich traditionellste Familie Grossbritanniens eingeheiratet hat. Und das als Amerikanerin. Historisch gesehen hatten die USA und ihr Mutterschiff eine durchaus explosive Beziehung. Wobei der Fall hier vermutlich noch viel einfacher ist: Neid ist menschlich. Oder wie es der grosse Robert Lembke einst ausdrückte: «Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen.» Das heisst – Meghan arbeitet aktuell einfach ganz besonders hart.