Helle Farben, überraschende Architektur, spektakuläre Akustik: Die Andermatt Konzerthalle verleiht jeder Symphonie Flügel. Von aussen fällt das architektonische Juwel kaum auf. Der Saal befindet sich im Bauch des Radisson Blu Hotel Reussen. Auf der Bühne haben bis zu 80 Musizierende Platz. 72 Lautsprecherboxen wurden in die Wände eingelassen. 32 Mikrofone hängen von der Decke. Über den Köpfen der maximal 650 Zuhörerinnen und Zuhörer schweben Raumkörper in Form von Wolken. Durch die grossen Dachfenster blickt man auf wildromantische Urner Berggipfel, die das einst vergessene Tal umarmen.
Heute ist Andermatt weltbekannt. Dank seiner Spitzengastronomie und Hotellerie. Mit 180 Pistenkilometern und 33 Liftanlagen, die bis nach Sedrun und Disentis reichen, sowie dem 18-Loch-Golfplatz. Und dem am höchsten gelegenen Konzertsaal der Alpen. Finanziert hat das alles Samih Sawiris. Der 64-jährige Investor und Multimilliardär aus Ägypten liebt das Meer, trotzdem ist er vor über 15 Jahren hier gestrandet. «Viele denken, die Bergler seien verschlossen und stur. In Bezug auf die Andermatter ist das ein Vorurteil. Ob Römer oder Russen: Die Menschen sind hier seit Jahrhunderten an Ausländer gewöhnt und viel weltoffener als manche Städter.»
Sawiris Milliardeninvestition im ehemaligen Militärdorf, das lange mit Imageproblemen zu kämpfen hatte, sind in dieser Grössenordnung und Nachhaltigkeit einmalig für die Schweiz. Bereits verfolgt der Visionär neue Ziele: Am Urnersee bei Flüelen will er zwei Hafenprojekte realisieren. «Ich bin ein Wenn-schon-denn-schon-Mensch, mit allen Konsequenzen», sagt er auf der Empore seines Konzertsaals. Dem scharfen Blick des Geschäftsmanns entgeht nichts. «Wo kommt das Wasser her?», fragt er höflich, aber bestimmt und zeigt auf eine Lache, die sich unten auf der Bühne gebildet hat. Seine Assistentin klärt ab – und gibt Entwarnung. Weder ein Rohrbruch ist schuld, noch hat das Dach ein Leck. Die Bühne wurde gerade frisch gereinigt.
Ursprünglich war der neue Musiksaal als Kongresszentrum geplant. «Mir ist wichtig, dass Andermatt ganzjährig attraktiv bleibt und in der Nebensaison nicht zu einem Geisterdorf verkommt. Ich mag den Gedanken der Saisonalität überhaupt nicht und arbeite in allen meinen Destinationen daran, sie zu vermeiden.» Das gilt sowohl für die von ihm gegründete Stadt El Gouna am Roten Meer als auch für das Fünfsternehotel The Chedi Andermatt. Sawiris ist überzeugt: «Hochkarätige Konzerte geben der ganzen Region neuen Schub.» Für die Eröffnung im Sommer 2019 liess er extra die Berliner Philharmoniker einfliegen. Sie spielten die 34. Sinfonie von Mozart. «Es war das bisher grösste emotionale Highlight für mich in Andermatt. Dass der Saal so gelungen ist, dass sogar die Besten der Besten hier auftreten!» Es hat ihm einmal mehr klargemacht, wie bedeutsam und bereichernd Musik für die Seele ist – besonders in Zeiten wie diesen.
Mit von der Partie ist seit dem ersten Januar Star-Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer. Als neue Intendantin von Andermatt Music gibt sie künftig den Takt an. Sawiris Angebot, die Konzerthalle mit Lebensfreude und Musik zu füllen, nahm die 38-Jährige ohne Zögern an. Seit vier Jahren tourt die ambitionierte Zürcherin mit ihrem Swiss Orchestra durch die Schweiz, gibt Gastauftritte in ganz Europa. Was dem jungen Ensemble bisher fehlte, war ein eigener Konzertsaal. Vom vierten bis sechsten Februar findet der Auftakt-Event statt. «Andermatt Konzerthalle und Swiss Orchestra – das ist der perfekte Match. Die Gegend am Fuss des Gotthards ist eine Kraftquelle. Wir pflegen ein Repertoire, in dessen Zentrum die Schweizer Sinfonik steht. Es ist meine Leidenschaft, Klassik und Romantik neu zu beleben und den Werken unbekannter Schweizer Komponisten ein Gesicht zu geben.» In den Archiven von Bern bis Berlin macht sie sich auf die Suche nach musikalischen Trouvaillen. In Andermatt plant Lena-Lisa Wüstendörfer (ihr Dirigentenstab kostet übrigens 39 Franken) verteilt auf das Jahr zwanzig Konzerte.
Mit von der Partie ist seit dem ersten Januar Star-Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer. Als neue Intendantin von Andermatt Music gibt sie künftig den Takt an. Sawiris Angebot, die Konzerthalle mit Lebensfreude und Musik zu füllen, nahm die 38-Jährige ohne Zögern an. Seit vier Jahren tourt die ambitionierte Zürcherin mit ihrem Swiss Orchestra durch die Schweiz, gibt Gastauftritte in ganz Europa. Was dem jungen Ensemble bisher fehlte, war ein eigener Konzertsaal. Vom vierten bis sechsten Februar findet der Auftakt-Event statt. «Andermatt Konzerthalle und Swiss Orchestra – das ist der perfekte Match. Die Gegend am Fuss des Gotthards ist eine Kraftquelle. Wir pflegen ein Repertoire, in dessen Zentrum die Schweizer Sinfonik steht. Es ist meine Leidenschaft, Klassik und Romantik neu zu beleben und den Werken unbekannter Schweizer Komponisten ein Gesicht zu geben.» In den Archiven von Bern bis Berlin macht sie sich auf die Suche nach musikalischen Trouvaillen. In Andermatt plant Lena-Lisa Wüstendörfer (ihr Dirigentenstab kostet übrigens 39 Franken) verteilt auf das Jahr zwanzig Konzerte.
Dabei hegte Wüstendörfer, die Assistentin von Weltklasse-Dirigent Claudio Abbado war, eigentlich gar nicht den Wunsch, einmal Dirigentin zu werden. In Basel studierte sie Violine. «Durch die Mitwirkung im Orchester kam ich auf den Geschmack des Dirigierens.» Erhebt die Maestra den Taktstock, blicken bis zu 80 Augenpaare erwartungsvoll zu ihr hoch. Ihre Konzerte sind ein Erlebnis für Augen und Ohren: Sie dirigiert in High Heels und wandelt klassische Musik in pure Energie um. «An Lena-Lisa fasziniert mich ihre Professionalität, Intelligenz und die Begabung, Musik greifbar zu machen», sagt Sawiris, der fünf Kinder hat. Kürzlich übergab er sein Tourismus-Imperium Orascom an seinen Sohn Naguib. Der 30-Jährige, ebenso smart und gebildet wie sein Vater, logiert auch im «The Chedi Andermatt». Während des Interviews kommt er kurz vorbei, um Hallo zu sagen. Sie tauschen ein paar Worte. Dann geht er wieder seinen Geschäften nach.
Die Coronapandemie hat Samih Sawiris und seine Unternehmungen bisher 100 Millionen Franken gekostet. «Wir konnten dank Real Estate alles wieder ausgleichen. Was mir wehtut, sind all die Angestellten, die weltweit unter der Arbeitslosigkeit und den Repressionen leiden – alles im Namen der Gesundheit.» Sawiris wurde schon früher für seine klare Meinung kritisiert. Heftig traf es auch die Kulturbranche. Lena-Lisa Wüstendörfer blickt trotzdem voller Hoffnung in die Zukunft. Zukunftspläne ganz anderer Art hegt auch Sawiris: Der Hobby-Pianist, der auch ein exzellenter Koch ist, will eines Tages im eigenen Konzertsaal sein Debüt geben. Dafür übt er seit sechs Jahren fast täglich wie ein Besessener. «Auf meiner Bucketlist war alles abgehakt, ich suchte eine neue Herausforderung. Ein Instrument spielen ist etwas vom Schwierigsten – jeder Fehler ist so offensichtlich!» Später setzt sich der Klassikfan in der gut besetzten Lobby seines Hotels an den Flügel. Unter dem strengen Blick von Lena-Lisa Wüstendörfer spielt er mehrere Sonaten. Er macht das ganz meisterhaft. Die Finger wirbeln über die Tasten, die Gedanken sind bei der Musik. Den Komponisten verrät er nicht. «Das bleibt bis zum Auftritt mein Geheimnis.» Ob er die Konzertreife bereits erlangt hat? Die Intendantin lächelt engelhaft, geniesst – und schweigt.
Andermatt Music lädt zur Konzertpremiere: Am 4. Februar lässt das Residenzorchester unter der Leitung von Lena-Lisa Wüstendörfer Highlights von Mozart bis Beethoven erklingen. Star-Pianistin Hélène Grimaud spielt am 5. Februar Werke von Debussy, Chopin & Co. Am 6. Februar gibt die Urner Formation «Gläuffig» ihr Heimspiel. Zudem steht am 17. April Prokofjews Familienmärchen «Peter und der Wolf» auf dem Programm – mit Ski-Legende Bernhard Russi als Erzähler.
Mehr Infos unter Andermattmusic.ch