Eigentlich wollte Birgit Schrowange, 62, nur kurz übers Wochenende ihren Verlobten Frank Spothelfer, 54, in Lachen SZ besuchen. Der Terminkalender für die kommenden Monate war rappelvoll. Ihr neues Buch «Birgit ungeschminkt» wurde gerade veröffentlicht. Fotoshootings waren geplant und über Ostern ein Abstecher nach Mallorca, wo die deutsche Moderatorin seit vielen Jahren ein Haus besitzt. Und danach mit der «Queen Mary» über den Atlantik nach New York für den Auftakt ihrer mehrwöchigen Lesetour. Doch Corona machte ihren Plänen einen Strich durch die Rechnung.
Schrowange nimmts gelassen. «Ich geniesse jetzt das ganz normale Leben. Lange Spaziergänge mit Frank am Zürichsee, und ich habe meine Leidenschaft fürs Kochen entdeckt», sagt sie strahlend, «das ist ganz neu für mich!» Vergangene Woche feierte Schrowange ihren 62. Geburtstag. Und gibt offen zu: «Ich bin schon eitel. Aber ich will kein Botox, Lifting oder so was. Und ich bin nun mal ein Jo-Jo-Typ. Manchmal habe ich fünf Kilo mehr und dann wieder fünf Kilo weniger auf der Waage.» In ihrem Schrank habe sie deshalb tatsächlich Kleider in drei verschiedenen Grössen. «Ich bin eine Lustesserin, erst recht in Zeiten von Corona.»
Nach der Trennung 2006 von Moderator Markus Lanz, 51, mit dem sie den gemeinsamen Sohn Laurin, 19, hat, war Birgit zehn Jahre Single. «Ich hatte zwar einige Verehrer und auch Dates, aber der Richtige war nicht dabei.» Die meisten Männer, die sich getrauten, eine prominente Frau anzusprechen, seien Alphamänner. «Und einen solchen Mann wollte ich nicht.»
Doch vor drei Jahren lernt Birgit auf einer Kreuzfahrt durch den Norden ihre grosse Liebe kennen. «Ich machte mit meinem Sohn und zwei Freunden Ferien», erinnert sie sich. An Bord wird Schrowange gebeten, doch abends einmal in die Show zu kommen. Beim Smalltalk auf der Bühne wird sie dann gefragt, ob eine Frau in ihrem Alter überhaupt noch an Männern interessiert sei. «Klar doch! Vielleicht ist hier ja ein netter Single-Mann?», gibt Birgit Schrowange lachend zur Antwort. Prompt geht im Publikum ein Arm hoch. Es ist Frank. Und obschon Birgits erster Gedanke war: «Ist der aber dünn!», geht ihr der gut aussehende Schweizer nicht mehr aus dem Kopf.
«Ich habe immer an die grosse Liebe geglaubt. Mit Frank zusammen will ich alt werden »
Birgit Schrowange
«Früher hätte ich einen Mann wie Frank vielleicht übersehen», gesteht sie. Auch ihre Freunde sind von ihm begeistert und machen sich auf die Suche nach dem unbekannten Single. Doch bis zum Schluss der Schiffsreise scheint er wie vom Erdboden verschluckt. Erst auf der Rückreise im Zug entdecken ihn Birgits Freunde und entlocken ihm seine Handynummer. «Mir rutschte das Herz nicht nur in die Hose, es plumpste geradewegs bis in meine Schuhe», erinnert sich die Kölnerin an diesen Moment. Was Frank zu diesem Zeitpunkt nicht weiss: Die dunkelhaarige Schönheit trägt eine Perücke, darunter verbirgt sie zentimeterkurze weisse Haare.
Wochenlang schicken sie einander E-Mails, Whatsapp-Nachrichten und telefonieren. Doch erst beim zweiten Date lüftet sie das Geheimnis. «Als ich meine Perücke abnahm, fand er mich toll!» Von diesem Augenblick an ist Birgit klar, dass er der Richtige ist.
Als Frank letzten Frühling dann die Frage aller Fragen stellte, musste Birgit nicht zweimal überlegen. «Das Beste kommt zum Schluss! Wir wollen zusammen alt werden», sagt sie glücklich. Die Hochzeit plante das Paar für diesen Herbst. «Doch da wussten wir noch nichts von der Heiratsstrafe in der Schweiz», sagt Schrowange enttäuscht. «Bei so viel höheren Steuern hört bei mir die Romantik auf.» Darum wird jetzt erst geheiratet, wenn Frank nicht mehr arbeitet. Viel lieber geniessen sie zusammen das Leben.
Als Mädchen aus einem kleinen Dorf und einfachen Verhältnissen hatte Birgit Schrowange einen Traum: Sie will unbedingt beim Fernsehen arbeiten. Heimlich bewirbt sich die 18-Jährige beim WDR. «Wäre ich dort meinen Vorgesetzten nicht mit Hartnäckigkeit und Penetranz auf die Nerven gegangen, hätte es für mich nie ein Casting gegeben.» Es war der Anfang ihrer grossen TV-Karriere. Fünf Jahre später wechselt sie zum ZDF. Und die letzten 25 Jahre arbeitet Schrowange beim Privatsender RTL und ist das Aushängeschild der Sendung «Extra». «Ich habe viel Glück gehabt im Leben, aber auch hart gearbeitet.» Ende 2019 verabschiedet sich Birgit Schrowange nach 40 Jahren TV-Geschichte vom Bildschirm. «Das Jubiläum schien mir perfekt dafür geeignet.» Ohne dass ihr der Sender je zu verstehen gegeben habe, es wäre langsam Zeit aufzuhören. Im Gegenteil. Ihr wurde nochmals ein Zweijahresvertrag angeboten. Zudem seien immer mehr normale Frauen am Bildschirm gefragt. Erst kürzlich hat RTL eine Moderatorin für die Sendung «Explosiv» eingestellt, die Kleidergrösse 46 trägt.
Birgit Schrowange ist sicher: «Frauen können besser loslassen als Männer.» In dieser Hinsicht lobt sie auch unsere «Tagesschau»-Lady Katja Stauber. «Sie war eine fantastische Moderatorin und hat trotzdem entschieden: Jetzt ist Schluss!» Männern falle diese Entscheidung viel schwerer. «Die bleiben trotz dickem Bauch, einer Glatze oder schlechten Zähnen», sagt sie schmunzelnd. Birgit blickt mit grosser Dankbarkeit auf ihre TV-Zeit zurück. «Ich bin für RTL um die ganze Welt geflogen und habe spannende Prominente getroffen und interviewt. Michael Douglas, Bryan Adams oder Monica Lewinsky, die damalige Geliebte des US-Präsidenten Bill Clinton.» Sogar ein Astronauten-Training in Moskau habe sie machen dürfen. «Es war eine tolle Zeit!»
Seit je war es Birgit Schrowange wichtig, auf eigenen Beinen zu stehen. Und für das Alter etwas zurückzulegen. «In Deutschland ist die Altersvorsorge viel schlechter als in der Schweiz.» Schon von ihrem ersten Lohn habe sie zehn Prozent auf ein Sparbuch eingezahlt. «Früher gabs noch fünf Prozent Zins, aber diese Zeiten sind schon lange vorbei», sagt sie und will vor allem auch jungen Frauen ans Herz legen: «Nicht nur konsumieren. Spart und investiert auch was!» Schon mit 25 Franken im Monat könne man in einen Aktienfonds einzahlen. So habe sie in den letzten 30 Jahren durchschnittlich acht Prozent Rendite gemacht – auch in Krisenzeiten. Und jetzt im Alter etwas vom Wichtigsten gewonnen: «Finanzielle Freiheit.»
Die Moderatorin schreibt in «Birgit ungeschminkt: Vom Leben gelernt» (ZS Verlag) über ihr spätes Liebesglück, Männer, Finanzen, das Älterwerden und ihre TV-Zeit.