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Social-Media-Star Manuela Leonhard

«Social Media hat mein Leben verändert»

Aus Liebe zur Fotografie hat Manuela Leonhard angefangen, Fotos von Zürich auf sozialen Plattformen zu posten. Mittlerweile ist die Thurgauerin damit so erfolgreich, dass sie mit 58 ihren Job als Assistentin der Stadtpräsidentin aufgibt.

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Manuela Leonhard 2023

Schönheit in Szene setzen: Auf dem Karlsturm des Grossmünsters überblickt Influencerin Manuela Leonhard Zürich. «Alle Städter sollten einmal hier oben gewesen sein.»

Thomas Buchwalder

Vor der grauen Fassade der Grossmünster-Kirche ist der violette Blazer und das blonde Haar von Manuela Leonhard (57) schon von Weitem zu sehen. «Ich bin zwar von Natur aus brünett – aber das Leben ist so viel lustiger», sagt sie und lacht laut. Wer die Influencerin trifft, muss mit Schlagfertigkeit rechnen. Mit ihren Inhalten, die sie unter «zurich_is_beautiful» auf den sozialen Medien (50'000 Follower auf Linkedin, 24'000 auf Instagram) postet, will sie «den Menschen einen Mehrwert bieten. Viele haben eine Beziehung zu Zürich. Bei ihnen wecke ich schöne Erinnerungen.»

Gute Restaurants, angesagte Kulturevents, schöne Plätze – Manuela Leonhard weiss als Assistentin von Stadtpräsidentin Corine Mauch, 63, genau, was die Limmatstadt zu bieten hat. Als Influencerin ist sie privat tätig. Dafür ist sie meist zu Fuss unterwegs. Leonhard kramt in ihrer Tasche und nimmt ein Paar Ballerinas raus. «Damit geht der Aufstieg auf den Karlsturm einfacher als in Heels», sagt sie.

Manuela Leonhard 2023

Am Puls der Stadt: 18 Jahre arbeitete Leonhard bei der Stadt Zürich – bald ist Schluss: «Wichtig ist, Zürich und die Menschen gern zu haben.»

Thomas Buchwalder

Vor zwölf Jahren fing alles per Zu-fall mit einem Profil auf der Business-Plattform Linkedin an. «Seither hat Social Media mein Leben verändert», sagt Leonhard, die von Anfang an davon fasziniert war. Da aber vieles vertraulich ist, was ihren Job bei der Stadt Zürich betrifft, begann sie damit, Fotos von ihrem «schönsten Arbeitsweg» vom Zürcher Seefeld bis ins Stadthaus (ihr häufigstes Objekt) zu posten. Was erst sporadisch passierte, macht sie anhand der positiven Reaktionen nun seit sechs Jahren täglich. «Ich habe schon immer gern fotografiert», sagt sie. «Ich habe alleine von meinen vier Kindern 140 analoge Fotoalben.»

Am Stammtisch gross geworden

Aufgewachsen ist Manuela Leonhard im thurgauischen Schocherswil. «Als Beizerstochter bin ich sozusagen am Stammtisch gross geworden, habe Schlagfertigkeit und Humor verinnerlicht – das hat mir 18 Jahre lang bei der Stadt Zürich und im Vorzimmer der Stadtpräsidentin das Leben erleichtert.» Ihr Traumberuf war aber ein anderer: Flight-Attendant bei der Swissair. Aus diesem Grund ging sie mit 19 nach Zürich. «Und was mache ich? Ich heirate mit 20 den erstbesten Zürcher.»

Das Paar schlägt den klassischen Weg ein, mit 26 ist Manuela Leonhard vierfache Mutter. Daneben führen sie das Hotel Leonhard. Doch der Traum vom Fliegen bleibt. Als der Jüngste in den Kindergarten kommt, verwirklicht sie ihn mit 32. «Ich habe nicht viel Verschiedenes gemacht im Leben, aber immer mit 100 Prozent Herzblut», sagt sie rückblickend. «Es war anstrengend, aber ich habe schon in jungen Jahren gelernt, hart zu arbeiten.»

Manuela Leonhard 2023

Durchatmen in der eigenen Oase: Die vierfache Mutter geniesst ihre Zweizimmerwohnung im Zürcher Seefeld. «Eine typische Single-Bude.»

Thomas Buchwalder

Auf in ein neues Leben!

In ihrer Zweizimmerwohnung im Zürcher Seefeld steht noch ein Swissair-Trolley. «Den habe ich von meiner Familie auf meinen 40. bekommen.» Manuela Leonhard liest viel (aktuell Bücher über Wechseljahre, Coaching und Social Media) und empfängt hier so gut wie nie Gäste. Seit elf Jahren ist sie von ihrem Ex-Mann geschieden. «Erst mit 47 lebte ich erstmals allein und kanns nicht genug feiern! In meinem Alter Single zu sein, ist toll.» Vor fünf Jahren liess sie sich zum systemischen Coach ausbilden. «Jetzt bin ich an einem guten Punkt angekommen. Mir stehen viele Türen offen.»

Manuela Leonhard

Zwölf Jahre in ihren Diensten: Manuela Leonhard hat Stadtpräsidentin Corine Mauch den Rücken freigehalten.

ZVG

Nach 18 Jahren hat sie nun ihren Job bei der Stadt gekündigt. «Ich bin aus der Rolle herausgewachsen, möchte noch anderes machen.» In einem Teilzeitpensum wird sie ab September bei einem Jungunternehmer arbeiten, «der eine Person wie mich braucht. Eine mit Netzwerk, die mit Leuten umgehen und ein Office managen kann.» In der frei gewordenen Zeit will sie als Selbstständige ihr Potenzial ausschöpfen – Social Media vorantreiben, Influencerin für die Altersgruppe Ü50 sein und Menschen coachen. «Insbesondere die Frauenförderung liegt mir am Herzen. Ich hätte selber gern eine Mentorin gehabt.» Zu spät sei es grundsätzlich nie. «Ich habe noch so viele Ideen!» Manuela Leonhard wird in Ballerinas und High Heels ihren Weg weitergehen – in eine neue Richtung.

Von Aurelia Robles am 10. Juni 2023 - 18:00 Uhr