Bei einem Spaziergang lüften Sven Epiney, 47, und Michael Graber, 25, den Kopf. Gleich geht es weiter beim Entertainment-Forum in Interlaken. Graber nimmt als Social-Media-Manager für Ticketcorner teil, Epiney moderiert. Richtig verarbeiten, was in den vergangenen Tagen passiert ist, konnte das Paar noch nicht. Denn seit Sven Epiney am Samstagabend bei der SRF-Tanzshow «Darf ich bitten?» vor seinem Lebenspartner auf die Knie ging und dieser Ja sagte, ist richtig was los!
Erzählt mal: Was ist seit vergangenem Samstag passiert?
Sven Epiney: Wir wurden von Reaktionen und Gratulationen überhäuft. Es haben sich unfassbar viele Menschen gemeldet. Dafür möchten wir uns bedanken.
Auch das mediale Echo war riesig. Habt Ihr damit gerechnet?
Michael Graber: Ich ja sowieso nicht. (Lacht.) Ich war schon erstaunt, wie weitreichend das war.
Epiney: Es gab Reaktionen aus der Westschweiz, dem Tessin, sogar aus dem Ausland. Das hätte ich so nicht erwartet.
Heiratsantrag von Sven Epiney an Partner Michael
Wie erklärt Ihr Euch diesen riesigen Trubel?
Graber: Vielleicht hat die Leute das berührt, was auch mich in diesem Moment fast sprachlos gemacht hat: Dass Sven seine emotionale Seite, die man sonst am Bildschirm weniger kennt, auf so eine schöne Art zeigen konnte. Und das vor so vielen Menschen.
Warum haben Sie, Sven, diesen persönlichen Moment mit der ganzen Schweiz geteilt?
Ich wollte mich bei Michael bedanken. Er hatte den Mut dazu, diesen Tanz, bei dem es um meine Lebensgeschichte ging, mit mir zu tanzen. Den Antrag hatte ich zwar im Kopf, schlussendlich war das ein Impuls aus dem Moment heraus. Ich wusste bis zu diesem Augenblick nicht, ob ich das wirklich vor den Kameras durchziehen würde.
War es für Sie auch ein Statement?
Schon unser gemeinsamer Tanz war ein Statement. Der Antrag hat es noch verstärkt. Natürlich habe ich mir als Nebeneffekt erhofft, dass alle sehen, hier passiert etwas Schönes: Zwei Menschen haben einander gern und möchten ihr Leben gemeinsam verbringen. Dass dies zwei Männer sind, sollte eigentlich keine hohen Wellen werfen.
Und doch war zu lesen, Ihr hättet TV- und Gleichstellungsgeschichte geschrieben.
Epiney: Das war nicht meine Absicht. Aber wenn wir damit etwas bewegen können, umso schöner.
Wie hat Euer Umfeld reagiert?
Epiney: Unsere Mütter waren im Fernsehstudio, alle anderen sahen es am Bildschirm. Unsere Handys hörten nicht auf zu vibrieren.
Und was sagten Eure Mütter zum Antrag?
Graber (lacht): Ich glaube, mein Mami weinte die halbe Nacht vor Freude.
Epiney: Beide freuen sich sehr. Wir stiessen nach der Sendung alle zusammen an und feierten ziemlich lange.
Waren die Reaktionen alle derart positiv?
Graber: Natürlich gibts immer kritische oder negative Stimmen, das gehört dazu.
Erlebt Ihr im Alltag Homophobie?
Graber: Zum Glück fast nie.
Epiney: Ich lese nicht alles über mich. Jeder darf seine Meinung haben und diese kundtun, solange das nicht unter der Gürtellinie geschieht. Letzteres kann ich ausblenden.
Ihr tragt keine Verlobungsringe?
Epiney: Wir schauen uns noch um. Vielleicht gibts dann auch etwas anderes als Ringe. Aber irgendein Symbol unserer Verbundenheit werden wir uns sicherlich in nächster Zeit zutun.
Warum wollt Ihr denn heiraten?
Graber: Ich glaube, das Jawort verbindet uns noch mehr. Dazu kommt das Rechtliche, das uns gegenseitig absichert.
Momentan habt Ihr ja nicht die Möglichkeit einer Ehe wie die von heterosexuellen Paaren. Ihr könnt Eure Partnerschaft nur eintragen.
Epiney: Wir heiraten ja nicht gleich morgen. Hoffentlich ist es bald so weit, dass die Ehe für alle möglich ist.
Ihr habt noch keine konkreten Hochzeitspläne?
Epiney: Wir geniessen es erst mal, verlobt zu sein. Wir schauen uns nach möglichen Orten um, aber es eilt nicht.
Gibts eine Traumvorstellung, wie die Hochzeit aussehen soll?
Graber: Die hat sich immer wieder geändert. Von einer ganz grossen Feier bis zu etwas Kleinem, vom Strand bis zu den Bergen ist alles möglich.
Epiney: Ein Schuss Romantik wird auf jeden Fall dabei sein.
Legt Ihr Wert auf kirchlichen Segen?
Epiney: Der Segen unserer Familie und Freunde ist uns wichtiger. Wie die Zeremonie gestaltet wird und wer sie führt, werden wir gemeinsam bereden.
Michael, Sie feiern demnächst Ihren 26. Geburtstag. Ziemlich jung, um zu heiraten.
(Lacht.) Wer weiss, wie alt ich bin, wenn es dann tatsächlich so weit ist. Aber im Ernst: Es gibt doch, sobald man erwachsen ist, kein richtiges oder falsches Alter zum Heiraten.
Sie glauben nicht, irgendwann das Gefühl zu haben, Sie hätten etwas verpasst?
Das ist keine Altersfrage. Dieses Gefühl kann man auch haben, wenn man später heiratet.
Epiney: Zudem ist das Jawort kein Ende, es ist ein Anfang. Man erlebt ganz vieles gemeinsam. Aber eine Garantie auf ewige Liebe hat niemand.
Wie würdet Ihr Eure Beziehung beschreiben?
Epiney: Wir sind sehr nah, sehr vertraut. Wir verstehen uns blind. Wir ergänzen einander gut, was nicht heisst, dass wir immer gleicher Meinung sind. Bei Michael fühle ich mich zu Hause.
Letzte Frage: Ihr Hochzeitstanz wird ein …
Graber: Ich denke, es wird ein Gruppentanz, bei dem alle mitmachen müssen!