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Baba-Shrimps-Frontmann Adrian Kübler

«230 Kilometer veränderten mein Leben»

Die Band Baba Shrimps löste sich beinahe auf, weil Frontmann Adrian Kübler die Notsignale ­seines Körpers nicht erkannte. Sein Weg der ­Heilung war lang – doch er hat sich gelohnt.

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Adrian Kübler

In diesen Schuhen begab sich Adrian Kübler auf eine Pilgerreise zurück ins Leben. Auch wenn Religion bei ihm keine grosse Rolle spielt.

Roger Hofstetter

Ungeduldig steht Adrian Kübler am Herd und blickt auf seine Espressokanne. «Ohne die geht gar nichts», sagt der 39-Jährige und lacht spitzbübisch. Dass er es voller Tatendrang und Energie aus dem Bett schafft, war allerdings nicht immer so. Dabei lief es eigentlich richtig gut für den Frontmann von Baba Shrimps. Die Songs der Zürcher Band wurden am Radio rauf- und runtergespielt, ihr Hit «Hurry Hurry» war 2018 der offizielle Song der SRF-Olympia-Übertragungen. Das Album «III» stieg 2021 direkt auf Platz zwei der Hitparade ein. Und dann, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, fühlte sich Adrian plötzlich verloren. Er verpasst wichtige Termine, lässt seine Bandkollegen bei Proben sitzen. Als er unvorbereitet an einer Jamsession auftaucht, erntet er Kritik. «Da schmiss ich meine Gitarre hin und verliess das Studio türknallend. Es war mir alles zu viel, die Erwartungen, der Druck, ich konnte einfach nicht mehr.» Auf Anrufe und Nachrichten seines Umfelds reagiert er nicht. Die Band löst sich im Stillen fast auf.

Die Einzige, die in dieser Zeit einen Zugang zu ihm hat, ist seine langjährige Freundin. Doch auch die Beziehung gerät ins Wanken. Adrian fasst den Entscheid, sich in Therapie zu begeben. Schnell steht fest: Depression, kurz vor einem Burnout. «Es hat Überwindung gebraucht, mir einzugestehen, dass ich Hilfe brauche. Heute bin ich froh über diesen Schritt. Ich hätte sonst vieles verloren.»

Den Problemen entgegenlaufen

Als der Musiker merkt, dass ihm die Natur hilft – besonders Spazieren –, beschliesst er, eine Pilgerreise durch Portugal anzutreten. Von Lissabon läuft er bis ans Kap St. Vinzenz. Eine Befreiung. «Diese 230 Kilometer haben mein Leben verändert. Ich konnte meine Gedanken loslassen, habe plötzlich die Menschen um mich herum wieder vermisst.»

Mit zittrigen Händen entscheidet er sich, in den Baba-Shrimps-Gruppenchat auf Whatsapp zu schreiben, sich für sein Abtauchen zu entschuldigen, und schlägt einen Neustart vor. Die Kollegen zeigen Verständnis. «In diesem Moment konnte ich richtig aufatmen. Ich habe meinen sicheren Hafen zurückbekommen.»

Adrian Kübler

Heute kann der Zürcher wieder kreativ sein.

Roger Hofstetter

Neustart nach Tief

Das Trio startet in ein neues Kapitel und reist nach Liverpool, um in einem kleinen Studio neue Musik zu kreieren. Mit Erfolg. Die Jungs haben nicht nur menschlich wieder zusammengefunden, sondern auch musikalisch. Entstanden ist das Mini-Album «Best Days», in dem sie auf Erlebtes eingehen und gemeinsam ihre Emotionen verarbeiten.

Auch wenn alles gut ausgegangen ist. Ein Ende der turbulenten Reise ist nicht erreicht. «Ich arbeite noch immer an mir und muss lernen, Sorge zu meinem Körper, meiner Seele und meinem Umfeld zu tragen. Sicher ist aber, dass ich zu mir gefunden habe und inzwischen stärker bin denn je.»

Bandbilder Baba Shrimps

Nach dem Tief tourt er mit seinen Bandkollegen Moritz Vontobel, 36 (l.), und Luca Burkhalter, 34, wieder durch die Schweiz.

ZVG
Toni Rajic von Schweizer Illustrierte
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Von Toni Rajic am 23. März 2024 - 12:00 Uhr