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Die letzte olympische Schwester

Aita Gasparin – Biathlon Engel für Altholz

Die Biathletin Aita Gasparin hat die Olympischen Spiele 2026 in Italien im Visier. Was diese Saison anders ist? Sie ist die letzte der drei Gasparin-Schwestern, die noch an den Wettkämpfen teilnimmt.

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<p>Schon als Kind wusste Aita Gasparin, dass sie einmal Sportlerin werden will. Vom Geräteturnen und Langlauf fand sie zum Biathlon.</p>

Schon als Kind wusste Aita Gasparin, dass sie einmal Sportlerin werden will. Vom Geräteturnen und Langlauf fand sie zum Biathlon.

Lukas Maeder

Aita Gasparin (31) wuchs gemeinsam mit ihren Schwestern Elisa (33) und Selina (41) in Pontresina GR im Engadin auf. «Was macht ihr eigentlich beruflich?», ist eine Frage, die ihre italienischen Grosseltern über eine lange Zeit stellten, denn unter ihren Cousinen hat es eine Pianistin, eine weitere ist Ärztin. Die drei Schwestern hingegen haben keinen typischen Beruf: Sie sind Biathletinnen. Obwohl sie als Kinder keinen Bezug zum Spitzensport hatten, war für Aita Gasparin bereits im zweiten Kindergartenjahr klar, dass sie Sportlerin werden will. «Schon als Kind war ich sehr ehrgeizig», sagt die Bündnerin.

Ihre Karriere startete die 31-Jährige im Geräteturnen, dort gewann sie Medaillen bei Schweizer Meisterschaften. Im Sommer 2011 wurde sie ins Nachwuchskader von Swiss Ski aufgenommen. Konkurrenz unter den Sportler-Schwestern gab es nie. «Als Kinder stellten wir Parcours auf, natürlich hatte ich den Anspruch, schneller zu sein, aber ich konnte mir auch vieles von ihnen abschauen.» Von ihren Schwestern erhielt sie zu ihrer Firmung ein Biathlongewehr, und 2010 schlug sie einen neuen Weg ein. «Elisa und Selina haben mir alles beigebracht, was ich über Biathlon weiss.»

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«Drei Engel für Sotschi»

Die drei Schwestern schafften etwas, das es weltweit noch nie gab: Gleich alle drei bestritten 2014 die Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. «Es war irgendwie surreal. Unser Vater suchte nach Sponsoren. Mit dem Slogan ‹Drei Engel für Sotschi› warb er für uns. Zunächst war mir das peinlich, aber es funktionierte.» Die Älteste, Selina, gewann Silber. 2022 gab sie ihren Rücktritt bekannt, 2025 tat Elisa es ihr gleich. «Natürlich ist es schwer ohne die beiden, aber zwei Drittel der Sorgen fallen auch weg», sagt Aita Gasparin mit einem Schmunzeln. Stets habe sie sich bemüht, dass alles ins Lot kommt. «Ich habe immer versucht, organisatorisch oder emotional zu stützen.

Elisa war immer die etwas chaotischere von uns dreien, Selina hingegen die nervöse. Ich habe die Zeit mit ihnen sehr genossen, weil wir immer wussten, dass diese Ära einzigartig ist.» Sie freue sich darauf, diese Saison sowohl von ihren Eltern als auch von ihren Schwestern im olympischen Austragungsort Antholz in Italien unterstützt zu werden. «Meine Eltern besuchen seit Jahren den dortigen Campingplatz, gut, dass sie lange im Voraus reservieren», witzelt Gasparin.

Mental bereite sie sich mithilfe eines Coaches vor. «Auf dem Papier ist alles da, die fünf Schüsse zu treffen. Wenns aber darauf ankommt, ist es schwer. Er hilft mir dabei, Gelassenheit zu finden und umzudenken, um in meiner besten Form performen zu können.» Weiter gäben ihr das soziale Umfeld und die Natur sehr viel Kraft. «Ich versuche immer wieder, etwas Distanz zum Sport zu schaffen. Verbessern kann man sich nur, wenn man seinen Normalzustand auf ein höheres Level bringt, so steigern sich auch die Peaks des Erfolgs.» Dabei helfe ihr, sich immer wieder ein paar Tage zu nehmen, um Abstand vom Gewohnten zu gewinnen.

Auf ihrer Bucketlist steht der Ironman – und was viele nicht wissen: Gasparin ist eine hervorragende Schwimmerin. «Mein damaliger Trainer war in eine Schwimmlehrerin verknallt. Unter dem Vorwand, Schwimmtraining sei wichtig, gingen wir öfter hin – ich entpuppte mich als Naturtalent.» Wenn sie aus heutiger Sicht auf ihre Karriere zurückblickt, wird ihr bewusst: «Ich habe mich weiterentwickelt, ich durfte als Pionierin grosse Vorarbeit leisten, und doch frage ich mich, wie meine Karriere verlaufen wäre, wenn ich die Infrastruktur nicht erst hätte mitaufbauen müssen, sondern mit den heutigen Möglichkeiten gestartet wäre.»

Von Jovana Nikic am 30. November 2025 - 10:00 Uhr