Sie beantwortet jede Frage in druckreifen Sätzen, nimmt sich kurze Denkpausen. Ihre Stimme ist fest, ihren wachen Blick richtet sie direkt in die Augen des Gegenübers, lächelt. Cornelia Gantner wirkt so souverän, man könnte meinen, sie sei ein alter Hase im Filmgeschäft. Dabei zeigt sie am ZFF ihr Erstlingswerk. Ob sie so kurz vor der Weltpremiere nervös ist? «Nein, ich freue mich einfach nur riesig, meinen Film und seine Botschaft präsentieren zu dürfen», sagt die 48-Jährige.
Sechs Jahre hat sie an «That Girl» gearbeitet, ist dafür elfmal nach Sambia gereist. Gemeinsam mit Ehemann Fredy, der als Gründer des Vermögensverwalters Partners Group zum Milliardär wurde, ist Cornelia Gantner seit über 20 Jahren in Afrika humanitär tätig. «Anfangs war die Idee, eines unserer Entwicklungsprojekte von A bis Z eng mit der Kamera zu begleiten.» Konkret sollte der Schweizer Thomas Furrer im kleinen Dorf Chewe eine Farm und eine Brücke errichten. Doch schnell geriet Furrers sambische Frau Gladys in den Fokus. «Ich war beeindruckt von ihrem Engagement und ihrer Offenheit. Sie hat mir ihr Herz geöffnet.»
Gladys, die selbst auf dem Land aufgewachsen ist, und sich mit 16 gegen ihre Verheiratung wehrte, will in Chewe eine Schule bauen. Um auch anderen Mädchen ein besseres Leben zu ermöglichen. «Am Schluss wurde es ein Film über weibliche Selbstbestimmung», sagt Gantner.
Am ZFF wird «That Girl» in der Reihe #GetUpStandUp gezeigt. Der Hashtag passe perfekt, ist Gantner überzeugt: «Es ist ein Film, der die Frage stellt, welchen Preis man bereit ist für seinen Traum zu bezahlen.» Eine Frage, mit der insbesondere Frauen konfrontiert sind. «Wir sind eher so sozialisiert, dass wir uns anpassen, als dass wir unser Ding durchziehen», ist Gantner überzeugt. «Als Mütter sind wir tendenziell diejenigen, die Kompromisse eingehen und zurückstecken.» Natürlich sei die Ausgangslage hierzulande eine andere als in Sambia. «Aber ich frage mich manchmal, ob wir unsere Freiheiten und Möglichkeiten auch nutzen oder ob wir uns von Erwartungen aus der Familie oder aus dem Umfeld zurückhalten lassen.»
Gantner selbst heiratet mit 20 Jahren, wird Mutter. Die studierte Journalistin legt ihre Karriere auf Eis, konzentriert sich ganz auf die Familie. «Damals wusste ich noch nicht, dass es fünf Kinder werden!», sagt sie lachend. Nebenbei baut sie das Hotel Guarda Val in der Lenzerheide auf, engagiert sich in der Dorfschule, bringt sich in der Kirchgemeinde ein. Gantners sind die wohl bekanntesten Mormonen des Landes. Als der Jüngste mit zwölf Jahren aufs Gymi kommt, beginnen die Dreharbeiten für «That Girl». Mit dem Dokfilm-Projekt steigt Cornelia wieder ins Berufsleben ein, gründet ihre eigene Produktionsfirma. «Es war ein bewusster Entscheid, eins nach dem anderen zu machen», sagt sie.
Als Neuling in der Filmbranche muss Gantner sich beweisen. «Anfangs hat mir mein Team bestimmt etwas genauer auf die Finger geschaut», erzählt sie. «Aber wenn du vollen Einsatz zeigst und gute Resultate lieferst, wirst du auch von den Vollprofis schnell akzeptiert. Die Arbeit unter der sengenden Sonne Afrikas nimmt dir niemand ab.» Gantner sammelt 130 Stunden Material, die sie am Ende auf Spielfilmlänge kürzt. Jetzt geht es darum, die Herzensangelegenheit mit der Öffentlichkeit zu teilen. «Ich bin bereit, alles zu geben», sagt sie. Im Zuge der Dreharbeiten hat sie sogar eine neue Stiftung gegründet: Die «Be That Girl Foundation» ermutigt Frauen zu einem selbstbestimmten Leben. Im Filmschaffen ist Cornelia Gantner angekommen. «Ein konkretes neues Projekt gibt es noch nicht. Aber jetzt, wo ich weiss, wie es geht, wäre es doch schade, wenn ich es bei einem Film belassen würde.»
Das ZFF lädt gemeinsam mit der Müller-Möhl Foundation zur Panel-Diskussion «Leading FeMales im Film» ein. Die Veranstaltung stellt inspirierende Frauen, die über ihren Werdegang berichten und die unterschiedlichen Herausforderungen in der Filmbranche aufzeigen, in den Mittelpunkt. An der Diskussion nehmen die bekannten Schweizer Regisseurinnen Sabine Boss und Bettina Oberli, die englische Produzentin Suzanne Mackie (Left Bank Pictures) sowie die Regisseurin Philippa Lowthorpe (The Crown) teil. Das Panel findet am Samstag,
26. September, statt.