Das Thermometer misst 34 Grad. Die Mittagshitze flimmert über dem Garten im Zürcher Oberland. Aus einem Nistkasten am Haus piepsen Stare, bei der Rapunzel-Glockenblume summt eine Hummel. Hanna Scheuring platziert eine grosse Erdbeertorte auf dem roten Tisch im Schatten einer alten Eiche. Genüsslich leckt sie sich die Finger, nachdem sie ein Stück auf den Teller ihres Mannes Daniel Rohr (64) gelegt hat. «Ich liebe Kuchen», sagt dieser und grinst breit.
Als Einstimmung auf Hannas Geburtstag gibts Erdbeertorte – ganz zur Freude von Daniel.
Geri BornEs ist Samstag, der 14. Juni – ein Tag vor Hanna Scheurings 60. Geburtstag. «Richtig feiern wir morgen im kleinen Rahmen», sagt sie bei einem Schluck Kaffee. Angestossen wird aber schon heute: Am Abend steht sie gemeinsam mit Daniel, Pepe Lienhard (79) und dem Rigiblick Symphonic Orchestra auf der Bühne. Aufgeführt wird «Spiel mir das Lied … von Morricone» – eine musikalische Hommage an den legendären Filmkomponisten Ennio Morricone. «Schöner könnte ich mir den Start in mein 60. Lebensjahr nicht vorstellen», sagt Scheuring strahlend.
Was macht diese Zahl mit ihr? «Nüt», meint sie und zuckt mit den Schultern. «Es ist, wie es ist. Und ich fühle mich wahnsinnig fit.» Tatsächlich: Das Alter scheint an ihr vorbeigegangen zu sein. Mit ihren blonden Locken sieht sie fast noch genauso aus wie «s Vreni» aus der Sitcom «Fascht e Familie», mit der Scheuring in den 90er-Jahren die Herzen der Schweizerinnen und Schweizer erobert hat. Klar, ein paar Falten sind dazugekommen – aber auf die ist Scheuring stolz: «Ich habe sie mir erlächelt», präzisiert sie.
Sie strahlt von innen: Hanna Scheuring hält nichts von Botox und Co. Ihr Schönheitsgeheimnis? Sport und viel Lebenslust.
Geri BornEine Reise für neue Erfahrungen
Ein Schönheitsgeheimnis hat sie nicht. Von Gesichtsstraffungen und Botox hält sie wenig. «Es ist doch schön, wenn man sieht, dass man gelebt hat!» Ihr Rezept? Bewegung, Natur und Lebensfreude. Die Aargauerin joggt regelmässig durch den Wald und badet täglich im Brunnen, den sie im Garten bauen liessen. «Das machen wir beide», sagt sie und zeigt auf Daniel. Der fügt an: «Bei jedem Wetter!»
Sie kann nicht mehr vor Lachen: Hanna Scheuring, nachdem Daniel Rohr sie ins kühle Nass zog.
Geri Born2012 haben sich die Leiterin des Bernhard Theaters und der Chef des Theaters Rigiblick bei einer gemeinsamen Produktion ineinander verliebt. Im August 2023 gaben sie sich das Jawort. «Das hat unsere Liebe noch einmal vertieft», sagt Rohr, der in Filmen wie «Sternenberg» oder «Achtung, fertig, Charlie!» mitgewirkt hat. Mit den Jahren sei die Beziehung nur gewachsen. «Wir sehen einander immer wieder neu. Ich entdecke fast täglich etwas an Hanna, das mich staunen lässt.» Sie entgegnet: «Ich bewundere Daniel für so vieles – sein Wissen, seine Art. Ich habe grossen Respekt vor ihm. Aber auf eine schöne Art.»
Seit 2012 ein Paar: Hanna Scheuring und Daniel Rohr. Im August 2023 gaben sich die beiden das Ja-Wort.
Geri BornSeit zehn Jahren wohnt das Paar in einem historischen Haus aus dem Jahr 1752 – umgeben von alten Bäumen und Naturwiesen. Genau so habe sie sich das immer vorgestellt, erzählt Scheuring. «Ich habe ein Wunschbuch, in dem ich mir aufgeschrieben habe, wie ich einmal leben möchte – Haus, Umgebung, Beziehung. Als ich es neulich wieder durchgeblättert habe, bekam ich Hühnerhaut. Es ist alles genau so gekommen!»
«Hanna, fängst du?» Daniel Rohr stutzt die Reben am Haus. Bei den Arbeiten im Garten kann das Theater-Paar abschalten.
Geri BornHat sie sich selbst ein Geschenk zum runden Geburtstag gemacht? »Ja, eine einmonatige Auszeit im Oktober», verrät sie. Wohin es geht, bleibt ihr Geheimnis. Nur so viel: Sie reist allein. «Das habe ich noch nie gemacht. Aber wenn nicht jetzt – wann dann? Auch wenn ich Dani und meinen Enkel sehr vermissen werde.» Daniel fügt an: «Ich werde Hanna auch vermissen. Sehr sogar. Aber ich finde es richtig und wichtig, dass sie das macht.»
Grosselternliebe und Zukunftspläne
Beide haben je zwei erwachsene Kinder in die Beziehung gebracht. Vor wenigen Monaten ist Hannas Tochter Rhea (26) Mutter eines Buben geworden. «Grossmami zu sein, ist das Grösste!», sagt Hanna und strahlt über beide Ohren. «Ich darf ihn verwöhnen, umarmen, lieben – ohne erziehen zu müssen. Das ist wunderbar.» Daniel nickt zustimmend. «Grossvater zu werden, hat für mich alles verändert.» Hanna ergänzt: «Bis jetzt finde ich das Älterwerden wunderschön.»
Harmonisch – auch auf der Bühne: Hanna Scheuring und Daniel Rohr im Stück «Spiel mir das Lied ... von Morricone» über den legendären Komponisten.
Geri BornSie fühle sich wohler als mit 30, 40 oder 50. Und doch ist für sie klar: «Irgendwann geht es körperlich bergab. Ich bin nicht mehr auf dem Zenit des Lebens.» Angst vor dem Tod hat sie nicht. Im Gegenteil: «Ich habe mich schon als Kind damit beschäftigt. Ich bin gespannt, was danach kommt», sagt sie. Daniel Rohr lacht und meint: «Ich vor allem darauf, was jetzt noch kommt!»
Pläne für die kommenden Jahre haben sie genug. Hanna möchte sich zur Sterbebegleiterin ausbilden lassen oder Yoga-Lehrerin werden. «Und vielleicht Philosophie studieren», sagt sie. Gemeinsam mit Daniel träumt sie davon, nach Sizilien zu reisen – zu Fuss, in Etappen. Eines ist für das Ehepaar aber klar: Die Schauspielerei wollen sie nicht aufgeben. Während Hanna an einer neuen Komödie fürs Bernhard Theater arbeitet, hat Daniel seinen Vertrag am Theater Rigiblick um weitere fünf Jahre verlängert. Hanna: «Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft gemeinsame Projekte haben. Denn ich liebe es einfach, mit Dani auf der Bühne zu stehen!»
Nach der Theatervorstellung stossen Daniel Rohr, Pepe Lienhard und dessen Frau Christine auf Hanna Scheuring an. «Hoch die Gläser und Happy Birthday!»
Geri BornSo wie an diesem Abend im Entra in Rapperswil ZH. Während Hanna in der Maske sitzt, trifft Daniel die letzten Vorbereitungen für den Auftritt. Dann stehen sie auch schon gemeinsam auf der Bühne. Der Höhepunkt: ein Kuss zwischen ihren Figuren. «Das ist immer ein schöner Moment», findet Hanna. Kurz darauf – backstage, zwischen Champagner und Geburtstagsständchen vom ganzen Ensemble – sagt sie: «Es ist so schön, dass ich mit euch in mein neues Lebensjahr feiern darf.» Was sie sich wünscht? «Vor allem Gesundheit!» Daniel ergänzt schmunzelnd: «Und ganz viel Erdbeertorte, die daheim schon auf uns wartet.»