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Das persönliche Interview

Anne Walser: «Von Liebe bleibt immer was übrig»

Sie ist eine der erfolgreichsten Filmproduzentinnen der Schweiz: Anne Walser. Ihr «Zwingli» lockte bereits über 200'000 Zuschauer ins Kino. Hier verrät sie, was Hunger mit Neugier zu tun hat, wie sie zu ihrem Spitznamen Dodo gekommen ist – und sie erinnert sich an ihren gar nicht netten ersten Schulschatz.

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Fimproduzentin Anne Walser

Filmproduzentin Anne Walser stellte sich dem persönlichen Interview der «Schweizer Illustrierten».

Thomas Buchwalder

Anne Walser, was für ein Hintergrundbild hat Ihr Handy?
Ein schönes Foto von New York, wo ich einige Zeit lebte.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Wäre ich nicht happy mit Zürich, würde ich nicht hier leben. Es ist grossartig! Einzig in trüben Wintermonaten vermisse ich das magische Licht Australiens oder das fantastische Blau des griechischen Meeres.

Wie würden Sie als Bub heissen?
Im Raum stand Philippe.

Welches Gemüse gehört verboten?
Ich mag alles. Am liebsten grilliert und mit feinstem Olivenöl.

Und was für eine Frucht wären Sie?
Mein «Dad» im Auslandsjahr in Australien rief mich «ma petite fruit de la passion». Weil ich morgens als Erstes mindestens acht Passionsfrüchte im Garten sammelte. Frisch sind sie am besten!

Filmproduzentin Anne Walser mit ihrem Bruder

Anne Walser, 41, als Kind mit ihrem Bruder Christoph (heute 45) in Bergün GR.

ZVG

Um wie viel Prozent müssten Sie Ihr Arbeitspensum reduzieren, damit Sie massiv glücklicher wären?
Ich liebe meine Arbeit und gehe rundum darin auf.

Als Sie Kind waren, was hat Ihre Mutter Ihnen da immer gesagt?
Es geht immer wieder es Türli auf. Und sie hatte recht damit.

Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Manchmal im Kreuz, wenn ich zu viel sitze. Aber ich beuge vor mit viel Sport und Yoga.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie den Teller nicht leer essen?
Ich esse meinen Teller immer leer. Ich esse gerne, viel und bin überzeugt, dass gesunde Menschen einen gesunden Appetit haben dürfen, ja müssen. Hunger ist wie Neugierde: Man muss ihn stillen.

Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Ich denke nie an mein Ableben, lebe im Hier und Jetzt. Aber bei der Beerdigung meines Grossvaters wurde «Ave Maria» gespielt, das fand ich sehr feierlich und schön.

Über welche Tat oder Aussage von Ihnen wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Ich hoffe, man behält mich als extrem loyalen Menschen in Erinnerung, der viel Liebe gibt. Und von Liebe bleibt immer was übrig.

Die bisher beste Idee Ihres Lebens?
Beruflich keine Konzessionen gemacht zu haben, sondern meinen Instinkten gefolgt zu sein.

Anne Walser Filmproduzentin

Beim Dreh zu Martin Suters «Der letzte Weynfeldt» übernahm Anne Walser die Rolle der Beobachterin.

ZVG

Und Ihre dümmste?
Ich mag meine «Schnappsideen», und zum Glück trug ich nie wirklichen Schaden davon. Ab und an kriegte ich unsanft eins auf den Deckel – was bisweilen guttut. Wirklich dumm ist: aus falschem Stolz Gefühle zurückzuhalten.

Welchen Wunsch haben Sie endgültig begraben?
Klavier zu spielen. Aber wer weiss, vielleicht mache ich das als Seniorin. Das Schöne am Leben ist, es ist fast nie für etwas zu spät.

Welcher Film hat Ihr Leben massiv beeinflusst?
«Irma la Douce» von Billy Wilder.

Was wird man in 100 Jahren über unsere Epoche sagen?
Das Internetzeitalter macht viel Gutes möglich, sorgt dafür, dass Information und Bildung überall zugänglich sind und jeder auch digital eine Stimme hat. Die Allgegenwart von Social Media ist aber auch gefährlich: Statt digitaler Kommunikation und Begegnung bin ich für direkten und physischen Austausch zwischen Menschen.

«Ich mag es nicht, wenn meine Katzen im Dunkeln sitzen müssen»

Welche Pille gehört erfunden?
Eine, mit der man Stunden verlängert. Es gibt Momente, in denen ich ewig verweilen könnte.

Ihr Spitzname als Kind?
Dodo, was auf Französisch «kleines Schläfchen» bedeutet. Ich wollte als Kind nie schlafen.

Als Sie 16 Jahre alt waren, wie sah da Ihr Zimmer aus?
Ein übervolles Bücherregal und jede Menge Reisetaschen.

Fimproduzentin Anne Walser

Anne Walser mit ihrem Kater Zappa, 14.

Thomas Buchwalder

Was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?
Ich komme gerne in ein beleuchtetes Haus nach Hause und mag es nicht, wenn meine Katze im Dunkeln sitzen muss.

Bei wie viel Franken pro Liter Benzin liegt Ihre Schmerzgrenze?
Ich fahre wenig Auto, nur wenn ich muss. Mehr als 1.80 wäre zu viel. Lieber gebe ich Geld für ein neues Fahrrad aus!

Haben Sie ein Tattoo?
Nein. Alles langweilt, was so fix ist.

Der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?
Ein ganz simpler: nett und dankbar sein und sich von ersten Eindrücken nicht täuschen lassen.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ich hatte drei gleichzeitig. Mit einem schrieb ich Briefe, mit dem anderen verbrachte ich die Freizeit, und den dritten himmelte ich so lange aus der Ferne an, dass er mich zur Glace einlud. Nett war er schon, aber ich fand ihn nicht nett.

Anne Walser als Jurorin am ZFF

Filmwelt Anne Walser am ZFF mit ihren Jury-Kollegen Anne Fabini (l.) Burhan Qurbani und Quirin Berg (r.).

2017 Getty Images
Von René Haenig am 6. April 2019 - 17:38 Uhr