1. Home
  2. People
  3. Swiss Stars
  4. Mirjana Zuber und Morena Diaz sprechen über ihre Erfahrungen mit sexueller Gewalt

«Ich dachte, ich sei nichts mehr wert»

Auch Mirjana Zuber erlebte sexuelle Gewalt

Vor wenigen Wochen sagte Influencerin Morena Diaz vor Gericht gegen einen Mann aus, der sie sexuell genötigt hat. Im Gespräch mit Mirjana Zuber erzählt Diaz nochmals vom Vorfall und Zuber offenbart, dass auch sie schon sexuelle Gewalt erleben musste.

Artikel teilen

Mirjana Zuber

Mirjana Zuber erinnert sich in ihrem Podcast «Road to Success» an ein schlimmes Erlebnis in ihrer Jugend.

imago images/Future Image

«Sexuelle Belästigung ist nicht gerade etwas, über das auf Social Media gerne gesprochen wird», sagt Mirjana Zuber, 28, einleitend in der neusten Folge ihres Podcasts «Road to Success». Doch sie möchte dazu beitragen, dieses Tabu zu brechen. Dazu hat sie die Influencerin und Body-Positivity-Aktivistin Morena Diaz, 28, eingeladen.

Diaz machte im vergangenen Dezember via Instagram publik, dass sie vergewaltigt wurde. Ende April stand sie vor Gericht, weil sie den Täter angezeigt hat. Morena bekam Recht: Der 33-jährige Italiener wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von 12 Monaten verurteilt und wird für fünf Jahre des Landes verwiesen. Die Straftat wurde allerdings nicht als Vergewaltigung, sondern als sexuelle Nötigung deklariert.

Morena erklärt Mirjana: «Ich rede immer noch von Vergewaltigung, aber vor Gericht wird es als sexuelle Nötigung angesehen.» Dies, weil nach Schweizer Strafrecht nur das Eindringen des Penis in die Vagina als Vergewaltigung gilt. Besagter Mann sei jedoch gegen ihren Willen mit den Fingern in sie eingedrungen. «Er hat über meinen Kopf, meinen Körper und mein Herz hinweg entschieden, was mit meinem Körper passiert oder passieren soll», sagt die 28-Jährige. 

«Du weisst nicht, was du machen sollst»

Morenas Offenheit bewegt Mirjana Zuber dazu, über ihre eigene Erfahrung mit sexueller Belästigung zu sprechen. «Ich habe das nie öffentlich gesagt», erzählt sie. Es sei in der achten Klasse gewesen und der Täter ein Freund der Familie: «Er wollte, dass ich ihm etwas am Computer zeige und als ich das tat, legte er von der Seite seine Hand auf meine Brust.» 

Zunächst sei sie wie eingefroren gewesen. «Du weisst nicht, was du machen sollst», erklärt sie. Schliesslich habe sie den Raum verlassen, sei an ihrer Familie vorbeigelaufen und ins Zimmer ihres Bruders gegangen. Ihre Mutter habe rasch gespürt, dass etwas vorgefallen ist und schliesslich habe sie ihr unter Tränen erzählt, was der Mann getan hat. 

 

Mirjana Zuber, Morena Diaz

Mirjana Zuber und Morena Diaz machen ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung öffentlich.

Instagram / Mirjana Zuber

Nach dem Vorfall sei sie eine Woche zuhause geblieben, habe ihr Zimmer kaum mehr verlassen und nur geheult. «Ich habe gedacht, ich sei jetzt nichts mehr wert», sagt Zuber. Das Erlebnis habe sie noch lange beschäftigt und sei der erste Kontakt gewesen, den sie je mit einem Mann hatte. Sie könne sich gut vorstellen, wie sich Morena Diaz nach der sexuellen Nötigung gefühlt haben muss.

Belästigungen im öffentlichen Raum

Morena Diaz und Mirjana Zuber sind bei weitem keine Einzelfälle. Und sexuelle Übergriffe finden nicht nur hinter verschlossenen Türen, sondern oft auch im öffentlichen Raum statt. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, gehören sexuelle Belästigungen gemäss einer von der Stadt Zürich in Auftrag gegebenen Studie zur Tagesordnung. Zwei Drittel aller befragten Frauen gaben an, schon einmal belästigt worden zu sein. Unter den Begriff «Belästigung» fallen dabei nicht nur strafrechtlich relevante Vergehen, sondern auch Beleidigungen, Anrempeln und obszöne Gesten.

Besonders betroffen ist die Gruppe der 16- bis 35-jährigen Frauen: Neun von zehn Frauen dieser Alterskategorie sagten, sie seien schon einmal belästigt worden. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corinne Mauch zeigte sich ob diesen Zahlen betroffen: «Die Häufung von Belästigungs-Fällen ist erschreckend», sagte sie an der Pressekonferenz zur Präsentation der Studie. 

Zudem stellte sie zusammen mit Polizeivorsteherin Karin Rykart ein Massnahmenpaket vor, mit dem sexuell motivierte Übergriffe sichtbar gemacht werden sollen. Im Rahmen des Gleichstellungsplans 2019-2022 wurde das Projekt «Zürich schaut hin – Gemeinsam gegen Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit» lanciert. Dazu gehört unter anderem die Website zuerichschauthin.ch, auf der erlebte und beobachtete Übergriffe gemeldet werden können. 

Von fei am 12. Mai 2021 - 13:47 Uhr