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Barbara Lüthi

«Betrunken bin ich manchmal peinlich»

Im «Club» diskutiert Barbara Lüthi wöchentlich, was Menschen im Land bewegt. Hier plaudert die Moderatorin über Kitsch und ihre Modesünden, verrät, warum sie wenig von festgefahrenen Meinungen hält – und wer bei ihr für schlechtes Gewissen sorgt.

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Barbara Luethi, Persoenliches Interview, SI 04/2022

Barbara Lüthi, 48, berichtete für SRF lange aus Asien. 

PETER HAUSER

Barbara Lüthi, wie würde Ihr Vorname als Bub lauten?
Felix, nach dem Zürcher Stadtheiligen.

Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern da immer zu Ihnen gesagt?
Rede im Tram oder im Zug nicht immer laut über die Leute um dich herum. Ich hatte die Angewohnheit, alles zu kommentieren: «Schau, der Mann, der sieht traurig aus. Vielleicht hat ihn niemand lieb.» Und das war noch harmlos.

Wie sah Ihr Zimmer mit 16 aus?
Kleiderhaufen, Notenständer, Bücherstapel, Posters von Soft Cell, The Cure und Aerosmith an der Wand.

Ihr Spitzname als Kind?
Bärbeli, was ich harmlos fand. Und als Teenager nannte man mich Babs.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ich hatte schon im Kindergarten einen Schatz, genau genommen zwei: Florian und Sämi. Einer hatte blonde Locken, der andere braune.

Ihr schönstes Geschenk als Kind?
Ein blaues Allegra-Velo. Ich raste damit am zweiten Tag in ein fahrendes Auto. Es ist nichts passiert, aber alle waren in Schockstarre.

Ihr Lieblingsbild im Fotoalbum aus Kindertagen?
Im aufblasbaren Schwimmbecken im Garten mit Florian Froschmayer (heute Filmregisseur, u. a. «Tatort»). Happy days.

Barbara Luethi Moderatorin Club2019Copyright: SRF/Oscar Alessio

Seit 2018 ist sie Redaktionsleiterin und Moderatorin des «Clubs».

SRF/Oscar Alessio

Welche Bücher, Filme und Musik haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Als Teenie beeindruckte mich das Lebensgefühl im Roman «On the road» von Jack Kerouac. Die atemlose Suche nach Glück, Freiheit und der grossen Liebe. So auch im Film «Wild at Heart». «Wenn du wirklich ein wildes Herz hast, dann wirst du für deine Träume kämpfen. Du darfst nicht vor der Liebe davonlaufen», sagt dort die gute Fee zur Hauptfigur Sailor Ripley, als diese von einer Strassengang zusammengeschlagen wurde. Und ich dachte mir: Ja, genau so. Und der Film «La Strada» von Fellini, den ich als Kind das erste Mal gesehen habe. Menschen, die ausserhalb der gesellschaftlichen Norm leben. Getrieben, suchend, auch kompromisslos und roh. Das zog mich an.

Für welche Eigenschaften bekommen Sie immer wieder Komplimente?
Für meine Begeisterungsfähigkeit, meinen Tatendrang und mein Lachen.

Ihr träfstes Mundartwort?
Gmögig. Tolles Wort, das kann man eigentlich gar nicht übersetzen. Es sagt alles, ohne etwas zu sagen.

Barbara Luethi, Persoenliches Interview, SI 04/2022

Das trage ich immer in meiner Tasche: Sackmesser und Schminkbeutel – für jede Situation gewappnet.

Handout

Ihre peinlichste Modesünde?
Ich bin ein Kind der 80er-Jahre, da war rückblickend alles grauenhaft. Die übelste Kombination war ein pinker Stretchjupe, ein mintfarbener Oversize-Pullover mit «Blondie»- Aufdruck und Wildlederstiefel mit Fransen. Die Jacke mit den Schulterpolstern kriegte ich gar nicht mehr über den Pulli. Später kam die schwarze Gruftie-Phase.

Haben Sie Phobien?
Ich mag Spinnen nicht besonders. Seit ich den Zimmermann an meiner Decke «Frida» taufte, hat sich mein Verhältnis zu Spinnen aber normalisiert.

Ihr grässlichster Urlaub?
Lloret de Mar mit Freunden. Ein viel zu kleines Appartement, ich schlief auf dem Boden. Entweder verloren wir uns immer oder wir stritten.

Ihre liebste Website oder App?
Twitter – eine Hassliebe.

Das Kitschigste, das Sie jemals gemacht haben?
Mich nach drei Monaten zu verloben, damals mit dem Vater meiner Kinder.

Barbara Luethi, Persoenliches Interview, SI 04/2022

Mein liebstes Kleidungsstück: Diese schwarze Lederhose. Sitzt wie eine zweite Haut. Ich habe sogar schon drin geschlafen.

Handout

Die beste Idee Ihres Lebens?
Kinder zu haben.

Und die dümmste?
Da gabs einiges aus heutiger Sicht. Von Haare schwarz färben bis zum überstürzten Auszug bei den Eltern, weil ich plötzlich unabhängig sein wollte.

Haben Sie nachts einen Traum, der immer wiederkommt?
Ich schlafe tief und meist ohne Träume. Aber ich knirsche mit den Zähnen und lache im Schlaf. Beides unheimlich.

Welches Geräusch lieben Sie?
Sommerregen, der aufs Dach prasselt.

Und welches hassen Sie?
Gabeln, die auf dem Teller kratzen. Und den Staubsauger meiner Nachbarn. Da kriege ich ein schlechtes Gewissen.

Wovon träumen Sie schon lange, getrauen sich aber nicht, es zu tun?
Bis jetzt bin ich meinen Träumen gefolgt. Ich bin ziemlich impulsiv.

Bei welchem Thema haben Sie Ihre Meinung fundamental geändert?
Von festgefahrenen Meinungen halte ich wenig. Wichtig ist, die Meinung ändern zu können, wenn neue Informationen dazukommen oder sich Umstände und Rahmenbedingungen ändern. Da sollte man Dinge auch neu betrachten und beurteilen können, ohne seine Werte und seine Haltung zu verleugnen. Es gibt dazu ein asiatisches Sprichwort. «Be like Bamboo. Bend but don’t break. Be flexible yet firmly rooted.»

Barbara Luethi, Persoenliches Interview, SI 04/2022

Mein Haustier: Unsere Zwillingskatzen, die ich nie wollte und jetzt nie mehr hergeben würde.

Handout

Ihr härtester je verrichteter Job?
Ich fand keinen so hart. Selbst nach Restaurant-Nachtschichten sortierte ich mit Hingabe Flaschen im Keller.

Wie sind Sie betrunken?
Heiter, anhänglich, noch redseliger und manchmal etwas peinlich.

Und: Was können Sie alkoholisiert besser als in nüchternem Zustand?
Karaoke singen.

Sie sind für einen Tag ein Mann. Was tun Sie? Was probieren Sie aus?
Multitasken, um zu prüfen, ob das Männer wirklich weniger gut können als Frauen. Hört man so ... Ich finde es auch als Frau anstrengend mit bald 50.

Wer soll dereinst Ihren Nachruf schreiben?
Meine Tochter. Sie kann in mich hineinsehen und sieht mich glasklar.

Von René Haenig am 30. Januar 2022 - 16:46 Uhr