Es ist der Abend, an dem die Schweizer Sport-Stars statt im Rennanzug, Trikot oder Tenue plötzlich in Sakko und Stilettos auf die Bühne treten: Am Sonntagabend fand in den Fernsehstudios des SRF im Zürcher Leutschenbach die Verleihung der Sport Awards statt.
Nach dem ersten Pandemie-Jahr 2020, in dem die Besten des Schweizer Sports aus den letzten 70 Jahren gekürt wurden, standen heute wieder die klassischen Wahlen der erfolgreichsten Helden des Sports auf dem Programm. Gesucht wurden unter anderem die Nachfolgerin von Mujinga Kambundji und der Nachfolger von Christian Stucki, die bei der letzten regulären Wahl 2019 den Award mit nach Hause nehmen durften.
Um kurz vor 23 Uhr war es dann klar: Belinda Bencic, 24, konnte die begehrte Trophäe bei den Frauen einheimsen, Marco Odermatt, 24, gewann den Award der Männer.
«Für mich ist jedes Skirennen ein Highlight»
Der Nidwaldner setzte sich letzten Endes gegen seinen Teamkollegen Beat Feuz, 34, durch. Odermatt holte 34 Prozent der Stimmen. «Beat, sorry! Ich hoffe, wir können gleichwohl in Kitzbühel zusammen besichtigen gehen!», sagte er in Richtung des daheimgebliebenen Feuz. Eine Rede habe er nicht vorbereitet, gab Odermatt offen zu, zeigte sich aber sehr gerührt von der Wahl. «Es ist ein Traum, der hier in Erfüllung geht.»
Ähnlich tönte es bei Belinda Bencic, die sich mit 26,3 Prozent der Stimmen gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen konnte. Nach einem Jahr voller Erfolge war die Wahl zur Sportlerin des Jahres für die Olympiasiegerin ein weiteres i-Tüpfelchen. Es habe viele sportliche Highlights gegeben dieses Jahr, meinte Bencic. «Ich bin froh, dass ich etwas dazu beitragen konnte.» Es freue sie riesig, Sportlerin des Jahres zu werden. «Es ist eine Riesenehre!»
In die Wahl der Sportlerin und des Sportlers des Jahres konnte das Publikum entscheidend eingreifen. Für die Wahl waren zu je einem Drittel die Ergebnisse der Zuschauerstimmen, das Ergebnis der Vorwahl durch Sportmedienschaffende sowie Sportlerinnen und Sportler von Swiss Olympic relevant.
Mit der Wahl der Sportlerin und des Sportler des Jahres ging ein Abend zu Ende, der zwar aufgrund der aktuellen Lage ohne Live-Publikum über die Bühne gehen musste, deshalb aber nicht minder vollgepackt war mit Emotionen. Im Vorgang der abschliessenden beiden Wahlen waren bereits das Team des Jahres, der Most Valuable Player (MVP), der paralympische Sportler des Jahres, der Trainer des Jahres sowie das SRF 3 Best Talent gekürt worden.
Team des Jahres
Als Team des Jahres konnte sich die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft gegen die 4x100-Meter-Staffel der Frauen sowie das Olympia-Tennis-Doppel um Viktorija Golubic und Belinda Bencic durchsetzen. Mit dem erstmaligen Erreichen des Viertelfinales an einer Endrunde war es dem Team gelungen, die Schweiz im Sommer in Fussball-Ekstase zu versetzen. Erst im November hatte man dann Topfavorit Italien in der Qualifikations-Gruppe für die Weltmeisterschaft in Katar auf den 2. Platz verwiesen.
Most Valuable Player (MVP)
Als Most Valuable Player, also als der Sportler mit der herausragendsten Leistung in einer Mannschaftssportart, wurde Nati-Goalie Yann Sommer ausgezeichnet. Der 32-Jährige war insbesondere an der Europameisterschaft im Sommer stark beteiligt am Schweizer Fussball-Märchen, das die Nationalmannschaft geschrieben hatte. So hielt er im Achtelfinale den entscheidenen Elfmeter und öffnete der Schweiz somit die Tür für die erste Viertelfinal-Teilnahme der Nati in der Neuzeit. Auch in der Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Katar 2022 zeigte der zweifache Vater herausragende Leistungen.
Paralympischer Sportler
Zum insgesamt sechsten Mal ist Marcel Hug zum Paralympischen Sportler des Jahres gekürt worden. Der 35-Jährige hat ein Jahr hinter sich, das mit sportlichen Erfolgen vollgepackt war. Er holte in Tokio vier Goldmedaillen über 800 Meter, 1500 Meter, 5000 Meter und die Marathon-Distanz. Zudem holte er drei weitere Siege in den Marathons von Berlin, London und Boston und wurde dreifacher Europameister über 800 Meter, 1500 Meter und 5000 Meter. Der Thurgauer setzte sich gegen Manuela Schär und Heinz Frei durch.
Trainer des Jahres
Zum Trainer des Jahres wurde Edmund «Edi» Telser ausgezeichnet. Der 47-Jährige ist gleich an vier Olympia-Medaillen der Schweizer Radsport-Frauen beteiligt. Sowohl der historische Dreifach-Triumph der Mountainbikerinnen Jolanda Neff, Sina Frei und Linda Indergand als auch die Silbermedaille von Marlen Reusser im Zeitfahren fussen auf Telsers Arbeit. Der Südtiroler ist seit 2013 Nationaltrainer bei Swiss Cycling – zunächst ausschliesslich für den Bereich Mountainbike, mittlerweile auch auf der Strasse.
SRF 3 Best Talent
Als SRF 3 Best Talent ist am Sonntagabend Amy Baserga, 21, ausgezeichnet worden. Die Biathletin und zweifache Junioren-Weltmeisterin wurde durch ein Online-Voting durch das Publikum ermittelt. Mit der Wahl erhält die Einsiedlerin einen Förderpreis der Schweizer Sporthilfe im Wert von 12'000 Franken.