Seit zwei Monaten führen Sie gemeinsam die FDP. Haben Sie sich gegenseitig schon privat besucht?
Benjamin Mühlemann: Susanne war schon bei mir in Mollis im Glarnerland.
Susanne Vincenz-Stauffacher: Beni muss bei uns in Abtwil noch den Luna-Test bestehen. Luna ist unsere Labrador-Hündin. Sie hat ein gutes «Gspüri» für Menschen.
BM: Das hätten wir eigentlich vor der Wahl ins Präsidium machen müssen (lacht). Das Problem ist: Ich mag Hunde nicht so. Wir haben eine Katze.
SV: Wir haben auch zwei Katzen! Ich mache mir da keine Sorgen.
Welches Ereignis hat Ihr Leben verändert?
SV: Die Geburt meiner ersten Tochter Lisa. Da bin ich auch nochmals auf die Welt gekommen – im positiven Sinn.
BM: Sicher auch die Geburt meiner Tochter, später kam noch der Sohn. Aber auch die Wahl in den Ständerat.

Susanne Vincenz‑Stauffachers Familie: «Mein Mann Reto, unsere Töchter Lisa und Laura sowie Hündin Luna. Hier in Wildhaus haben wir ein Ferienhaus.»
Geri BornWas wollten Sie als Kind werden?
BM: Ingenieur. Immer, wenn ich heute in einem Wasserkraftwerk unterwegs bin, fasziniert mich die Technik extrem. Gescheitert ist der Berufswunsch an der Mathi, heute bin ich da recht gut.
SV: Ich wollte Pudelcoiffeuse werden. Sehr spezifisch, ich weiss (lacht). Ich bekam später einen Hund – allerdings keinen Pudel. Als es dann wirklich ernst wurde, war von Anfang an klar: Rechtsanwältin. Das habe ich durchgezogen.
Für wen haben Sie als Teenager geschwärmt?
SV: Für den Pfarrer aus dem Film «Die Dornenvögel», Richard Chamberlain.
BM: Ich fand MacGyver cool. Und zu meiner Teenagerzeit war «Baywatch» der Hit.
Haben Sie einen Spitznamen?
BM: Mir sagen einfach alle Beni.
SV: Eine kleine Gruppe aus der Schule nannte mich Suggi.
Wie sah Ihr Zimmer mit 16 aus?
SV: Sicher nicht ordentlich. Das bin ich bis heute nicht, sehr zum Leidwesen meines Mannes. Er ist ein Ordnungsfreak, ich mag das kreative Chaos. Aber zum Zimmer: Ich mochte Sprüche aus einem Jugendheft, die ich aufschrieb und an die Wand hängte. Ich studiere gerade, woher. Irgendwas mit Alp …
BM: … meinst du den «Musenalp-Express»?
SV: Genau!
BM: Mein Zimmer war eher puristisch. Ich hatte einen Commodore 64 und versuchte mich im Programmieren.
Wann haben Sie das letzte Mal geweint?
SV: Jedes Mal, wenn ich «Love Story» lese. Ich habe das Buch schon fünfmal gelesen, und am Schluss, wenn die Protagonistin stirbt, weine ich immer.
BM: So richtig durchgeschüttelt hat es mich bei der Beerdigung meiner Grossmutter. Das ist aber schon eine Weile her. Mit Abschieden habe ich Mühe.
Wie möchten Sie sterben?
BM: Alt und bei vollem Verstand.
SV: Sehr selbstbestimmt. Ich kann mir auch vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen.
Auf wen waren Sie zuletzt eifersüchtig?
BM: Auf meine Tochter. Am letzten Abstimmungssonntag konnte sie Ski fahren gehen, und ich musste nach Bern ins TV-Studio. Aber ich mag ihr das natürlich von Herzen gönnen. Ich bin sowieso kein eifersüchtiger Typ.
SV: Ich auch nicht. Worauf ich etwas neidisch bin: Ein Kollegenpaar ist gerade mit den Kindern in ein Generationenhaus gezogen. Das könnte ich mir auch gut vorstellen, weil ich zwei wunderbare Töchter mit tollem Anhang habe. Ob meine Schwiegersöhne von der Idee auch begeistert wären, ist eine andere Frage (lacht).
Welche Eigenschaft hätten Sie lieber nicht?
BM: Ich schiebe Pendenzen auf bis zum letzten Drücker. Unter Stress arbeite ich am besten.
SV: Ich wäre gern etwas weniger misstrauisch. Als Anwältin ist das wohl eine Déformation professionnelle.

Susanne Vincenz‑Stauffachers Familie: «Mein Mann Reto, unsere Töchter Lisa und Laura sowie Hündin Luna. Hier in Wildhaus haben wir ein Ferienhaus.»
Geri BornWelches Kompliment haben Sie kürzlich erhalten?
SV: Vielleicht etwas klischeehaft, aber trotzdem schön: Eine Parteikollegin lobte meine Hosenanzüge.
BM: Ich habe in der Fraktion ein flammendes Plädoyer für den Freisinn gehalten. Danach haben mir einige Kolleginnen und Kollegen gesagt, dass sie es sehr motivierend fanden.
Was lernen Sie gerade, was Sie noch nicht so gut können?
BM: Französisch. Darum versuche ich mit den Romands im Bundeshaus konsequent Französisch zu sprechen. Ich möchte künftig auch mal ein Interview auf Französisch geben können.
SV: Bei mir ist es auch Französisch. Ich habe es lange nicht gebraucht. Ich versuche jetzt, meine Netflix-Serien auf Französisch zu schauen. Und im Auto höre ich welsches Radio.
Wofür geben Sie am meisten Geld aus?
SV: Früher vor allem für Bücher. Heute habe ich einen E-Reader. Darum: für ein schönes Essen oder ein schönes Hotel. Bei Geschenken für Menschen, die mir nahe sind, bin ich ebenfalls gern grosszügig.
BM: Für das Ski- oder das Velofahren.
Welches ist Ihr Lieblingsspiel?
BM: Spiele finde ich etwas einschläfernd. Wenn, dann «Tschau Sepp» mit den Kindern.
SV: Bei mir ist das völlig klar: Jassen.
Was darf in Ihrem Haushalt nicht fehlen?
SV: Dunkles Brot, Butter und Honig. Das ist mein Zmorge. Immer.
BM: Bei mir auch. Glarner Bienenhonig.

Das lese ich «Eine Frage der Chemie» von Bonnie Garmus. «Die inspirierende Geschichte einer ungewöhnlichen Frau, die ihrer Zeit offensichtlich voraus war.»
Wofür sollte es Bussen geben.
(Beide verschränken synchron die Arme.)
BM: Hallo, wir sind liberal!
SV: Es braucht keine neuen Bussen. Aber die Bussen, die wir haben, sollten auch bezahlt werden müssen. Bedingte Bussen sind ein Unding.
BM: Wenn, dann noch für Autoposer.
Wo möchten Sie gern leben?
BM: Ich will nicht weg aus dem Glarnerland. Wenn es sein müsste, dann irgendwohin, wo es ganz viel Schnee hat.
SV: Ich bin sehr glücklich in der Ostschweiz, fühle mich aber auch sehr wohl in Frankreich auf dem Land.
Womit belohnen Sie sich selber?
SV: Mit Pralinés.
BM: (Lacht.) Mir ist gerade in den Sinn gekommen, dass ich mir früher, wenn ich in Zürich bis spät eine Sitzung hatte, am Bahnhof ein Päckli Zigaretten gekauft habe und eine rauchte. Diese Zeiten sind aber längst vorbei.
Ihr absolutes Lieblingsessen?
BM: Glarner «Zigerhöreli». Ganz ehrlich!
SV: St. Galler Bratwurst und selbst gemachte Rösti.
Welchen Tag möchten Sie noch einmal erleben?
SV: Meine Hochzeit vor 32 Jahren. Es war so ein schönes Fest mit über 300 Gästen. Die Feier nochmals bewusst zu erleben, wäre toll.
BM: Bei mir war es die Wahl zum Landammann. Als Politiker eine Landsgemeinde zu leiten, ist etwas vom Grössten überhaupt. Das ist Demokratie pur.

Das höre ich «‹Ella Wishes You a Swinging Christmas›» von Ella Fitzgerald – aktuell laufen bei mir Weihnachtssongs in Endlosschleife.»
Haben Sie einen Tick?
SV: Meine Familie würde klar sagen, ich hätte einen Hygienefimmel. Ich frage sogar Erwachsene am Tisch, ob sie die Hände gewaschen haben.
BM: Ich gehe an keinem Brunnen vorbei, ohne mir die Hände nass zu machen.
Was machen Sie als Letztes, bevor Sie ins Bett gehen.
BM: Den Wecker stellen!
SV: Genau! (Beide lachen herzhaft.)
Mit dem Slogan «Für alle, die den Wecker stellen» ging ihr Vorgänger Thierry Burkart allerdings vielen auf die Nerven.
SV: Ach was, der Spruch wird noch Kult!

