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«10 vor 10»-Moderatorin Bigna Silberschmidt

Auf den Spuren von Globi

Vom Nationalpark hört Bigna Silberschmidt erstmals als Kind – dank einer Hörspielkassette. Nun durchstreift die «10 vor 10»-Moderatorin das Naturjuwel fürs SRF und offenbart dabei ihre ganz persönliche Verbundenheit mit dem Engadin.

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Bigna Silberschmidt im Nationalpark

Auf gehts! Die Moderatorin auf dem Naturlehrpfad Richtung Margunet. Als Schülerin beobachtete sie dort einst die ersten Bartgeier.

Mirjam Kluka

Nur nicht vom Weg abkommen! Selbst als sich Bigna Silberschmidt, 36, kurz umschaut, achtet sie genau darauf, auf dem vorgegebenen Pfad zu bleiben. Die «10 vor 10»-Moderatorin durchstreift den Schweizerischen Nationalpark im Engadin. Zu ihrer Linken hat sie gerade die Alp Stabelchod passiert. Auf der unterhalb der einstigen Alphütte gelegenen alten Weidefläche recken zwei Murmeli ihre Nasen in den Wind, sie warnen mit gellenden Pfiffen Artgenossen vor der Wanderin.

Auch wenn Wandern zu einem ihrer Hobbys zählt, die Bergschuhe schnürt Bigna an diesem Morgen nicht nur zum Vergnügen. Am Ofenpass will sie Not Armon Willy, 53, treffen, einen von acht Nationalparkwächtern. Für die TV-Doku-Reihe «Rendez-vous im Park» stellt Silberschmidt gemeinsam mit ihren Kollegen Alain Orange (RTS) sowie Christian Bernasconi (RSI) fünf der 20 Parks von nationaler Bedeutung in der Schweiz vor. «Ich war überrascht, dass es so viele gibt.»

Zum 1914 gegründeten und ältesten Nationalpark in den Alpen hat Bigna einen ganz persönlichen Bezug. Zum einen sind da die Bündner Wurzeln der gebürtigen St. Gallerin (auch ihr zweiter Vorname Seraina stammt aus dem Rätoromanischen und bedeutet «Heiterkeit»), zum anderen brannte ihr als kleines Mädchen ein Gelbschnabel den Nationalpark tief ins Gedächtnis. «‹Globi im Nationalpark› hörte ich als Kind auf Kassettli. In dem Hörspiel springt Globi einem Schmetterling hinterher, um ihn zu fotografieren, kommt vom Weg ab und hört plötzlich ein donnerndes Halt!» Mit tiefer Stimme imitiert Bigna «Hitsch», denn so – daran erinnert sie sich – habe der Parkwächter im Globi-Geschichtli geheissen.

Bigna Silberschmidt im Nationalpark

Gemeinsam mit Naturparkwächter Not Armon Willy sucht Bigna den Himmel nach dem grössten Vogel der Alpen ab.

Mirjam Kluka

Beeindruckt zeigt sich Bigna Jahre später auch bei einem Ausflug mit der Primarschule ins Engadin. «1991 wurde der Bartgeier wieder angesiedelt. Beim Besuch im Nationalpark zeigte uns der damalige Direktor die imposanten Vögel in freier Natur.» Wie Bigna dieses Erlebnis berührte, lässt sich erahnen, als sie ihre Arme weit ausbreitet, um anzudeuten, wie gross die Flügelspannweite des Greifvogels ist.

Vergeblich sucht Bigna mit dem Feldstecher den Himmel nach dem grössten Vogel der Alpen ab. Auch Not Armon Willy bekommt in der Mittagshitze keinen der Greifvögel vor die Linse. Silberschmidt lässt sich vom Nationalparkwächter dessen Aufgaben erklären – auf Rätoromanisch. «Puh, ich glaube, ich habe mich wacker geschlagen», atmet Bigna erleichtert auf, als die Szene für die TV-Doku im Kasten ist. «Ich verstehe etwas Sursilvan, also Oberländer Romanisch, nicht aber Vallader, das Idiom des Unterengadins», sagt sie selbstkritisch. Mit Rätoromanisch verbindet Bigna «ein heimeliges Gefühl».

Ins Engadin ziehts die Fernsehfrau fast jeden Herbst, entweder zum Mountainbiken, oft aber auch zum Wandern in den Nationalpark. «Wenn die Nadeln der Lärchen goldgelb verfärbt sind, sieht das einfach fantastisch aus. Es ist ein Gefühl, wie in einen Farbeimer einzutauchen.»

Bigna Silberschmidt im Nationalpark

Konzentriert: Unterhalb des Felsgrats, an dem sie einst als Schülerin Bartgeier beobachtete, dreht die TV-Moderatorin einen Beitrag zur Dokuserie.

Mirjam Kluka

Eingetaucht ist Bigna noch am späten Vorabend in ihre Notizen. Die Perfektionistin feilte bis kurz vor Mitternacht am 30-Sekunden-Text für den Trailer zur Naturpark-Doku-Reihe. Erst hatte sie das Manuskript von Italienisch auf Deutsch übersetzt, ins Schweizerdeutsche übertragen und «dann auf meinen Schnabel angepasst». «Gut vorbereitet sein gehört für mich zum Job. Je näher Sprache und Stil an mir sind, desto authentischer kann ich sein.»

Themen wie Biodiversität, Nachhaltigkeit und Naturschutz liegen Silberschmidt «persönlich sehr am Herzen». Bereits als Jugendliche engagierte sie sich für den Naturschutz, sammelte etwa Kröten und Frösche von der Strasse, um sie dann im nahen Schlossweiher wieder auszusetzen.

Obwohl spät ins Bett gekommen, zeigt sich Bigna am Frühstückstisch fröhlich. Den Ruf, ein «Morgenmuffel» zu sein, quittiert sie lächelnd: «Ich bin älter geworden.» Es gibt noch etwas, das ihr das Aufstehen erleichtert: Yoga. Zweimal pro Woche quält sich Silberschmidt um Viertel nach sechs aus dem Bett für Live-Lektionen «eines guten Freundes». Es tue ihr gut, zudem merke sie, «wie toll es sein kann, früh aufzustehen und sich nach dem Yoga fokussiert an meine Arbeit zu machen».

Bigna Silberschmidt im Nationalpark

Letzter Check: Bevor Bigna Silberschmidt zum Filmdreh im Nationalpark aufbricht, geht sie im Hotel noch ihre Notizen durch.

Mirjam Kluka

Nachmachen kann Bigna nicht nur «Hitsch» aus dem Globi-Hörspiel. Eine Freundin verrät, dass Bigna Tierlistimmen gut imitiert. Bigna ist das ein bisschen peinlich, gibt deshalb auch keine Kostprobe. In diesen Genuss kommen nur ihre Gottemeitli und ein «Mann» – der Sohn einer guten Freundin.

«Rendez-vous im Park» 5 Folgen, Start: 8. Juli, jeweils freitags um 21 Uhr auf SRF 1, letzte Folge: Montag, 1. August um 22.25 Uhr

Von René Haenig am 3. Juli 2022 - 18:00 Uhr