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Baby, Rücktritt, neue Pläne: Bei Langlauf-Star Dario Cologna hat nun Sohn Leano statt Loipe Priorität. Mit der Familie genießt er im Tessin eine Auszeit und verrät wer momentan der Chef im Hause Cologna ist. Sina Albisetti
Leano gibt neu den Takt an

Dario Colognas erste Familienferien im Tessin

Baby, Rücktritt, neue Pläne: Bei Langlauf-Olympiasieger Dario Cologna hat nun Sohn Leano statt Loipe Priorität. Und Kniebeugen dienen als Einschlafritual. Bei der Auszeit mit der Familie im Tessin gibts also nicht nur Dolcefarniente.

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Es ist heiss an diesem Mai-Nachmittag. Die einzigen weissen Streifen am Himmel über dem Lago Maggiore sind Kondensstreifen von Kleinflugzeugen. Am Seeufer in Gambarogno TI weht ein angenehmes Lüftchen. Umringt von Olivenbäumen, Palmen und pinken Rhododendren, liegt Langlauf-Olympiasieger Dario Cologna, 36, auf dem Rücken in der Wiese. Wo er sonst jeweils einen Teil seines Sommertrainings absolvierte, heisst es nun: Fitness mal anders. Statt Gewichten stemmt er seinen acht Monate alten Sohn Leano in die Höhe. Statt Schweissperlen zeigen sich auf seinem Gesicht Lachfalten.

Das Ferienparadies ist für Cologna und seine Frau Laura, 32, seit Jahren der ideale Rückzugsort. Besonders im Frühling und im Sommer verbringen sie viel Zeit im Süden. «Das Tessin ist wie ein zweites Daheim für uns – auch vom Klima her die ideale Ergänzung zu Davos», sagt er. «Sobald wir aus dem San-Bernardino-Tunnel kommen, ist da schon dieses Ferienfeeling», ergänzt Laura, deren Mutter die Wohnung direkt am Wasser gehört.

Dario Cologna, Schweizer Skilangläufer, am Lago Maggiore, Ascona, 17. Mai 2022 mit Ehefrau Laura und Sohn Leano

Familie Cologna verbringt im Frühling und Sommer Zeit im Tessin – es ist für sie der ideale Kontrast zu ihrer Heimat Davos GR.

Fabienne Bühler

Dieses Jahr ist ausser der Bleibe so ziemlich alles anders als bisher: Cologna hat vor zwei Monaten seine Karriere als Profisportler beendet. Nun kann er auch dabei sein, wenn Familie und Freunde gegen Feierabend einen Apéro geniessen und relaxen. Sonst brach er zur selben Zeit jeweils auf ins zweite Training – joggen, Velo fahren, eine Kraft- oder eine Rollski-Einheit. «Das brauchte manchmal schon Überwindung.»

Allzu viel Dolcefarniente gibts dennoch nicht. Und Langeweile droht auch ohne straffes Sportprogramm nicht aufzukommen. Dafür sorgt seit dem 22. September Sohn Leano. «Dadada», brabbelt er. «Bist du sicher?», sagt sein Papa lachend, während er ihm einen Löffel Brei in den Mund schiebt. «Leano ist nun der Chef im Haus. Er gibt uns den Rhythmus vor.»

Dario Cologna, Schweizer Skilangläufer, am Lago Maggiore, Ascona, 17. Mai 2022 mit Ehefrau Laura und Sohn Leano

Eingespieltes Team: Dario und Laura Cologna sind seit zwölf Jahren zusammen, seit zwei Jahren ein Ehepaar und seit acht Monaten Eltern.

Fabienne Bühler

Direkt nach der Geburt ist das noch anders. Dario steckt mitten im Training für seine vierten und letzten Olympischen Spiele. Der Vierfach-Olympiasieger setzt für den Abschluss seiner Laufbahn nochmals alles auf eine Karte. Das bedeutet, dass sich in den ersten Monaten vorwiegend Mama Laura um Leano kümmert und die Nachtschichten übernimmt. Auch auf die Hilfe von Darios Eltern und Lauras Mutter – ihr Vater, HCD-Legende Richi Bucher, starb vor zehn Jahren – können sie zählen. «Wir hatten Glück – Leano ist ein Anfängerbaby. So ging das auch im Winter mit Darios Pensum gut», sagt Laura. «Auch wenn es für mich hart war, oft von Leano weg zu sein!», sagt Dario.

Herausfordernd ist für die Familie auch die Pandemie-Situation und die damit notwendige Isolation vor Olympia. Auf dem Weg nach Peking ist für Cologna zunächst das wichtigste Unterfangen, sich nicht mit Covid-19 anzustecken. Sogar der kleine Leano spürt die Auswirkungen des sozialen Rückzugs: «Da er lange Zeit nur Dario und mich sah, fremdete er danach und weinte, wenn er andere Menschen sah», erzählt Laura.

Unter den restriktiven Bedingungen in Peking ist für Dario Olympia vom Erlebnis her wie erwartet kein Highlight. Dass es auch sportlich nicht zu einem fulminanten Schlusspunkt reicht, ist für ihn eine Enttäuschung. Der 14. Platz im über 30 Kilometer gelaufenen 50-Kilometer-Rennen ist sein bestes Resultat. «Ich habe mehr erwartet.» Dennoch hadert er nicht und findet sogleich versöhnliche Worte: «Ich habe alles gegeben. Ich kann mir nichts vorwerfen. Es ist wirklich okay so.» Wenn man ihm zuhört und ihn mit Sohn Leano und Frau Laura beim gemeinsamen Zvieri sieht, spürt man: Dario geniesst es, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. «Leano ist ein Lausbub, er winkt jedem zu und strahlt alle an», sagt der Vater. «Und er ist aktiv, es muss stets was laufen, wohl wie bei uns», ergänzt die Mutter und schmunzelt.

Dario Cologna, Schweizer Skilangläufer, am Lago Maggiore, Ascona, 17. Mai 2022 mit Ehefrau Laura und Sohn Leano

«Am liebsten isst Leano Obstbrei – klar, der ist schön süss», sagt Dario. Das Füttern klappt bestens.

Fabienne Bühler

Eine strikte Aufgabenteilung gibt es im Hause Cologna seit Darios Rücktritt nur noch bei den Nachtschichten: Jeder übernimmt eine von zwei. Laura hat den organisatorischen Lead, sonst übernimmt die Kinderbetreuung, wer gerade zu Hause ist. Sie arbeitet einen Tag pro Woche als Immobilienbewirtschafterin, er ist unregelmässig unterwegs. Einen Tag wöchentlich verbringt Leano abwechselnd bei Grossmutter oder den Grosseltern. «Jeder macht es auf seine Art, und das ist gut so», sagt Laura. «Ich lege Leano etwa eher mal hin, damit er einschläft, Dario macht mit ihm auf den Armen Kniebeugen.»

Angst oder Bedenken vor der Zukunft ohne Profisport hat Dario Cologna keine. Der Bündner lässt sich Zeit herauszufinden, welchen Weg er langfristig einschlagen möchte. Allerdings füllen bereits jetzt diverse Projekte und Auftritte mit Sponsoren seinen Terminkalender. Zudem ist er dabei, eine Biografie zu schreiben, welche im Herbst erscheint. «Und ich arbeite an einem Start-up und bin mit Swiss-Ski in Gesprächen über eine Zusammenarbeit im Bereich Langlauf- Nachwuchsförderung.»

Dario Cologna, Schweizer Skilangläufer, am Lago Maggiore, Ascona, 17. Mai 2022 mit Ehefrau Laura und Sohn Leano

«Jeder macht es auf seine Art», sagt Laura Cologna über die Betreuung von Söhnchen Leano.

Fabienne Bühler

Der Sport liegt ihm nach wie vor am Herzen. Es überrascht nicht, dass er auch als Aktivsportler ein nächstes Ziel hat: «Ich möchte dieses Jahr den London- oder New-York-Marathon laufen», sagt Cologna, der nach wie vor fast täglich trainiert. Weil ihm die Bewegung Spass macht – und auch, weil er sie braucht. Besonders für Ausdauersportler ist das Abtrainieren wichtig, damit der Herzmuskel und das gesamte Herz-Kreislauf-System keinen Schaden nehmen.

Im Publikum dabei sein wird Sohn Leano bei Papas Marathondebüt nicht. «Die Reise und der Rummel wären für ihn zu stressig.» Lieber gibt Dario seinem Sohn danach wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit fernab des Trubels – beim Spielen zwischen Palmen und Olivenbäumen oder nachts mit Kniebeugen. Und, wer weiss, vielleicht irgendwann mal gemeinsam auf der Loipe.

Von Sarah van Berkel am 19. Juni 2022 - 09:57 Uhr