Die Fussball-Nati der Frauen begeistert mit ihrem Kampfgeist und ihrer Natürlichkeit über die Schweizer Grenzen hinaus. Und dabei platzen vor allem die Liebsten der Spielerinnen vor Stolz. Wir beleuchten unsere Nati-Stars von einer anderen Seite, abseits des Spielfelds, hautnah. So ticken unsere Spielerinnen privat – zumindest laut ihrer Angehörigen.
Smilla Vallotto (21)
Ihr Nati-Shirt hat sie schon verschenkt. Smilla Vallotto mit Vater Emmanuel, den Brüdern Matteo, Nils und ihrem Zwillingsbruder Elia (v. l.).
Toto Marti«Es zählen nicht nur die Spiele»
Smilla Vallotto hat norwegische Wurzeln und musste gegen ihre zweite Heimat ran. Das sagt ihr Vater Emmanuel Vallotto über seine Tochter: «Natürlich sind wir stolz auf Smilla. Es zählen aber nicht nur die Spiele, sondern auch alles dazwischen. Smillas Fussballkarriere entstand ohne Druck. Es ist alles ganz natürlich so passiert. Es war unser Job als Eltern, unseren Kindern Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu schenken, ihnen aber auch beizubringen, dass sie Fehler machen dürfen. Vor allem vor dem Spiel gegen Island spürte Smilla Druck. Nach dem Sieg war sie erleichtert, glücklich und auch müde. Smilla ist in der Schweiz geboren, auch wenn sie den grössten Teil ihrer Kindheit in Norwegen verbracht hat. Unsere Kinder sind sehr offen aufgewachsen. Deshalb war es auch kein Problem für Smilla, für die Schweiz zu spielen. In Norwegen sind die Hürden, in die Nationalmannschaft zu kommen, höher. Die Schweiz ist viel flexibler, das entspricht eher Smillas Charakter.»
Alayah Pilgrims (22)
Alayah Pilgrim umringt von Schwester Aileen, Kindergartenfreundin Lisa-Marie, Mami Tanja und Partner Elijah Okafor.
Toto Marti«Die Familie ist ausgetickt»
Alayah Pilgrim kommt gegen Island als Edeljoker – und trifft zum 2:0. «Die Spiele waren der absolute Wahnsinn», erzählt Tanja Pilgrim, die Mutter von Island-Knipserin Alayah. Familie Pilgrim war schon beim Fanmarsch mit dabei, bei dem 14'000 Fans in Rot-Weiss singend von der Berner Altstadt ins Stadion zogen. Dass ihre Tochter ein Tor erzielt, erfüllt die Mama mit «Stolz und Freude». – «Wir als Familie sind ausgetickt», schwärmt Schwester Aileen Pilgrim. «Wir haben beim Tor geschrien, es war mega, mega cool und schön. Und so verdient.»
Alayah Pilgrims Torprämie: ein Kuss von Partner Elijah Okafor. Dieser ist ebenfalls Fussballer – beim FC Lugano.
Toto MartiBesonders gefreut hat die Familie auch, dass so viele Fans aus Muri im Stadion gewesen seien. In diesem Dorf im Kanton Aargau ist Alayah Pilgrim aufgewachsen. Es sei jedes Mal eine Anspannung, sagt Tanja Pilgrim, ob Alayah spielen dürfe oder nicht. «Dann kommen ihre Minuten, und sie bringt direkt so viel Energie mit. Und dann dieses Goal in der 90. Minute gegen Island. Sie kam sofort zur Bande, umarmte uns. Ich spürte, wie sie zitterte und bebte vor Freude. Dass die Frauen eine solche Unterstützung erleben dürfen, ist einfach fantastisch.»
Sydney Schertenleib (18)
Sydney Schertenleib mit ihrer kleinen Cousine Billie, die extra für die EM-Spiele aus den USA angereist ist.
Toto Marti«Sydney ist bodenständig und weiss, was sie kann»
Mit erst 18 Jahren ist Sydney Schertenleib eine Stütze der Nati geworden. Sie gilt als grösstes Schweizer Talent.
Die Schertenleibs aus Zürich, das ist quasi ein Familienunternehmen, das die Spiele von Sydney – wenn immer möglich – im Stadion verfolgt. So ist es selbstverständlich, dass die Eltern sowie die Schwestern Josephine und Lillian am Sonntagabend im Wankdorf sind, als die Schweizerinnen gegen Island 2:0 gewinnen: «Das liessen wir uns nicht nehmen», sagt Vater Tom Schertenleib, der früher in den USA College-Soccer gespielt hatte. Dass seine Tochter plötzlich mit grossen Erwartungen konfrontiert wird, sieht er gelassen: «Im Fussballbusiness wird immer etwas übertrieben – im Guten wie im Schlechten.» Dass Sydney selbst in dieser aufgeheizten Atmosphäre cool bleibt, erklärt er mit ihrem Charakter: «Sie ist sehr bodenständig – und weiss, was sie kann.» Mit dem Transfer zum FC Barcelona habe sie schon eine Erfahrung gemacht, die ihr in schwierigen Momenten weiterhelfen kann: «Sydney hat einen sehr starken Willen, wenn es darum geht, sich durchzusetzen – auch als sie in Barcelona neue Freundinnen finden musste und vielleicht auch etwas Heimweh verspürte, ging sie immer ihren Weg.»
Leila Wandeler (19)
Leila Wandeler (2. v. r.) mit Bruder Malick, Schwester Amina, Mutter Maty, Vater Gilles und Jugendfreund William Grosset (v. l.).
Toto Marti«Leila hat sich diesen Auftritt verdient»
Mit der Selektion von Leila Wandeler haben die wenigsten gerechnet. Doch die Freiburgerin hat alle überzeugt.
Ihr Vater Gilles Wandeler sagt: «Leilas Talent haben wir schon früh bemerkt. Sie hat mit fünf oder sechs Jahren mit dem Fussball angefangen, wollte immer Fussballerin werden. Doch für uns ist das, was jetzt passiert, natürlich neu. Wir waren an den EM-Spielen dabei, es war super. Wir bekamen pro Familie 20 Tickets, die wir fleissig verteilt haben. Es war lässig, eine super Stimmung. Natürlich sind wir stolz auf Leila – aber nicht wegen dieser EM-Spiele. Viel mehr, weil sie lange verletzt war und sich so erfolgreich zurückkämpfen konnte.»
20 Tickets haben Wandelers an die Familie vergeben. So ist auch Grossvater Jean-Marc im Stadion mit von der Partie.
Toto MartiUnd weiter: «Die EM-Teilnahme ist eine schöne Belohnung für sie. Wir als Familie hatten das Gefühl, dass sie sich diesen Auftritt verdient hat. Natürlich ging für Leila ein Traum in Erfüllung. Der Traum war aber nicht nur, selektioniert zu werden, sondern auch zu spielen. Das ist beim Match gegen Island in Erfüllung gegangen. Für uns war immer klar, dass wir sie unterstützen. Wir sind froh, dass sie so eine Leidenschaft hat.»
Noemi Ivelj (18)
Jeder Match ist Familiensache: Cousine Ana, Onkel Stojan, Cousin Teo, Bruder Ivan, Tante Nataša, Papi Goran (v. l.) und Mami Dragana (r.) sind die grössten Fans von Noemi.
Toto Marti«Noemi lebt unsere Familienwerte»
Die Zürcherin Noemi Ivelj gilt als eines der begehrtesten Jungtalente der Schweiz und erklimmt unerschrocken die Karriereleiter.
Vater Goran Ivelj zeigt sich stolz: «Die von Freude erfüllten und jubelnden Spielerinnen nach dem Sieg zu sehen, war wundervoll. Als ehemaliger Profi und heutiger Trainer weiss ich, wie wichtig eine gute Stimmung im Team ist. Ein Grossteil davon ist Pia Sundhage zu verdanken, die die Frauen auf wunderbare Weise prägt. Noemi stand im Spiel gegen Island nicht auf dem Platz und war verständlicherweise enttäuscht, aber sie weiss, dass es im Fussball um das Ganze geht und nicht um einzelne Personen – und genau das erfüllt mich als Vater mit besonderem Stolz. Sie lebt unsere Familienwerte! Demut, Dankbarkeit und Fairness prägen sie als Mensch. Schon mit zwölf Jahren hat sie beschlossen, ihren Traum zu verfolgen. Seither geht sie ihren Weg. Wir begleiten sie als Eltern, geben ihr Denkanstösse, und doch lassen wir ihr die Freiheit, selbst zu entscheiden. So auch beim Entschluss, künftig für Eintracht Frankfurt zu spielen. Unser Herz ist voll, wenn wir sehen, dass Noemi – genauso wie unser Sohn Ivan, der kürzlich beim FC Zürich unterschrieben hat – zufrieden ist. Meine Frau und ich sind für sie der sichere Hafen. Ganz gleich, wohin das Leben sie führt, wir sind und bleiben die grössten Fans.»
Fakten
22 EM-Spiele
sind schon vor dem Startpfiff ausverkauft. Über 600'000 Tickets wurden abgesetzt, ein neuer Rekord.
34'063 Zuschauerinnen und Zuschauer
verfolgten das Eröffnungsspiel der Schweizerinnen gegen Norwegen im Basler St. Jakob-Park. Volles Haus!