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50 Jahre Frauenstimmrecht

«Die psychische Gesundheit hat an Relevanz ge­wonnen»

Durch eine eidgenössische Abstimmung wurde 1971 in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt. 50 Frauen blicken für die Schweizer Illustrierte zurück – und wagen einen Blick in die Zukunft. Heute: Kunstturnerin Ariella Kaeslin.

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Ariella Kaeslin, Kolumne SI 06/2021

«Kein Hokuspokus, sondern einfache Hacks»: Ariella Kaeslin.

Geri Born
Ariella Kaeslin, Kolumne SI 06/2021
Ariella Kaeslin

Corona, Lockdown, fehlende Kontakte – langsam, aber sicher merke ich, wie die ganze Situation an mir zehrt. Ich spüre, dass die psychische Gesundheit vieler Menschen stark unter der Pandemie leidet.

Als Spitzensportlerin lernte ich Techniken zur Resilienz. Kein Hokuspokus, wie Aussenstehende oft meinen, sondern einfache Hacks. Wenn der Stress an Wettkämpfen besonders akut war, wendete ich den #BrainHack «Self Talk» an. Sich das Schlimmste vorzustellen, ist in diesen Momenten toxisch, schliesslich habe ich 18 Jahre trainiert. Also brachte ich mich mit bewussten Selbstgesprächen ins Hier und Jetzt, kommentierte jede noch so einfache Handlung und konnte so den Stress reduzieren. Keine Hexerei und auch im Büro einfach anzuwenden.

In der Pandemie hat die psychische Gesundheit, die mich schon als Studentin der Psychologie und Sportwissenschaften beschäftigte, an Relevanz gewonnen. Vor einem Jahr stellten vier ebenso sportbegeisterte Personen und ich deshalb fünf Module zur Resilienz zusammen. Unternehmen können uns buchen, um diese Tipps an ihre Mitarbeiter, ihre Leistungsträger, weiterzugeben. #PhysiOffice etwa informiert über die beste Arbeitsergonomie. Oder #InvestInRest zeigt auf, wie man sich auch im Alltag schnell und optimal erholen kann. 30 Sekunden Muskeln anspannen und wieder entspannen – das hilft schon viel! Denn wir alle wissen, Bewegung ist gesund.

Ariella Kaeslin, Kolumne SI 06/2021
TOV
Zur Person

Die 33-jährige Luzerner Kunstturnerin gewinnt 2009 WM-Silber und EM-Gold im Sprungpferd. Die Schweiz wählt Kaeslin drei Jahre hintereinander zur Sportlerin des Jahres (2008, 2009, 2010). 23-jährig, gibt sie ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt. In ihrem Buch «Leiden im Licht» bricht die Turnerin Tabus: thematisiert ihr Burnout und die Missstände im Leistungssportzentrum Magglingen. Aktuell studiert sie Physiotherapie an der Fachhochschule in Landquart.

#NatureNutrition – mit meinem Hund gehe ich oft in den Wald und versuche, die Natur mit allen Sinnen aufmerksam wahrzunehmen. Waldbaden – japanisch Shinrin Yoku – heisst diese Technik. Simpel, aber eine perfekte Kontrastübung zum schnelllebigen Stadtleben.

Generell hilft mir Sport sehr, psychisch gesund zu bleiben. Bei einigen löst der Gedanke an Sport aber zusätzlich Stress aus. Wichtig ist deshalb zu erkennen, weshalb man Sport macht: Gesellschaft, Ästhetik, Ehrgeiz, Gesundheit? Da hilft #PowerOfSports.

Ja, auch ich verfüge nur über Hacks, keine Geheimmittel. Und für das Kompensieren der sozialen Interaktion habe ich noch keine Technik gefunden. Irgendwie finde ich es auch schön, dass wir Menschen diese brauchen.

Von Ariella Kaeslin am 11. Februar 2021 - 17:36 Uhr