Einen grossen Gin auf die Queen und einen Besuch im Thermalbad – das hat sich «Gesichter & Geschichten»-Moderator Michel Birri, 35, nach dem achtstündigen Live-Marathon als Kommentator der Verabschiedung von Elizabeth II. gegönnt. «Ich dachte, dass ich ‹easy-peasy› meine neue Stelle bei ‹G&G› anfangen kann – dann starb die Queen», erzählt er daheim in seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung in Baden. Seit Anfang September ist der «Hitparaden»-Moderator bei Radio SRF 3 auch das neue Gesicht der People-Sendung. Als er vor zwölf Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen angefangen hat, wollte er schon dorthin. «Aber diese grosse Live-Übertragung war ein sehr steiler Einstieg», sagt Birri, der privat sämtliche Doks über das britische Königshaus geschaut hat. «Ich sprang ins kalte Wasser – und es war toll!»
Die Liebe und Leidenschaft für die Geschichten von Stars und Sternchen und besonders der Royals hat ihm sein Grosi mütterlicherseits, Margrith, weitergegeben. Sie arbeitete im Coop und kam abends jeweils zum Znacht vorbei, um das Neuste zu erzählen. Klein Michel hörte gespannt zu. «Sie hatte viele Heftli abonniert, die im WC lagen.» Wenn er bei ihr auf die Toilette ging, kam sie entweder mit und unterhielt ihren kleinen Enkel oder rief nach einer gewissen Zeit, wenn er zu lange in den Magazinen blätterte: «Wenn du noch lange sitzt, kriegst du Hämorrhoiden.» Birri lacht bei all den Erinnerungen. Wohl wegen ihr hielt er in der dritten Klasse auch einen Vortrag über die Queen Mom statt über einen coolen Rockstar. «Leider starb mein Grosi, als ich 14 war.»
Die Geschichte seines eigenen Lebens spielt die ersten 24 Jahre im Fricktal, genauer in Zeihen AG. Mit der jüngeren Schwester wächst Michel in einem grossen Haus mit Hund, Katzen, Hasen, Geissen und vielen Nachbarskindern auf. Zusammen veranstalten sie im Quartier Zirkus, Theater, Sing- und Tanzshows, machen eigenen Sirup. «Ich war oft federführend.» Eine Eigenschaft, die er wohl von seinem Vater hat, der als OK-Präsident des Dorffests amtete. Öfters kommen im Spiel die Gspänli auch bei «Lehrer Michel» in den Unterricht. «Ich war begeistert von meiner Primarlehrerin. Sie hatte kurze rote Haare, war nett und peppig.» Klar will der damals Achtjährige diesen Beruf erlernen. «Ein Lehrer moderiert auch auf eine gewisse Art – und zwar vor den härtesten Zuschauern», sagt der heutige «SRF Kinder-News»-Moderator.
Doch Michel Birris Laufbahn nimmt nach der Sekundarschule einen anderen Weg. Statt dem Lehrersemi absolviert er eine KV-Lehre in der Medienbranche. «Ich musste lange eine Lehrstelle suchen, schickte Bewerbungen oft ohne mein Zeugnis.» Denn in Mathe hatte er die Note 3,5. «Bei der Abschlussprüfung bekam ich gar eine 1,25 – aber nur, weil ich in der Geometrieprüfung eine einzige Linie richtig gezogen habe.» Michel Birri und die Zahlen, eine Geschichte, die bis heute auf ihr Happy End wartet. Zum Glück ist seine Mutter Buchhalterin und erledigt für ihn die Steuererklärung. Nach über zehn Jahren ist es nun bald auch bei der «Hitparade» mit dem Rückwärts-Countdown von 50 bis Platz 1 vorbei. «Spätestens per Ende Jahr gebe ich die ‹Hitparade› ab. Ich habe genügend Sonntagsdienste geleistet», sagt Birri mit einem Augenzwinkern, er, der früh von seiner Mama an Konzerte von The Kelly Family, DJ Bobo und East 17 mitgenommen wurde und noch heute vorwiegend mit ihr geht. Zuletzt sah er Queen, Bryan Adams und Ed Sheeran live, als Nächstes freut er sich im Oktober auf die Backstreet Boys.
Die KV-Lehre beim Magazin «Home Electronics» – daneben schreibt er für 70 Franken pro Artikel bereits für die «Neue Fricktaler Zeitung» – wird letztendlich ein Erfolg. Als Belohnung für die Abschlussnote von 5,3 schenkt ihm sein Lehrmeister ein Kurzpraktikum bei Radio Argovia. «Zudem gabs während der Lehre jeden Freitag Apéro!» Etwas, das Birri noch heute zelebriert. «Wenn mich jemand nach meinen Hobbys fragt, sage ich stets: Leute treffen. Egal ob bei Konzerten, zum Kaffee oder eben zum Apéro.» Zudem liebt Birri Thermalbäder wie das Fortyseven in Baden und hält seinen Körper mit Elektromuskelstimulation fit. «Das Training für Faule. 20 Minuten schwitzen wie ein Elefant, dann ists vorbei», sagt er lachend. «Ich bin tendenziell ein fauler Mensch, kann aber, seit ich 30 war, nicht mehr sehr lange schlafen.» Michel Birri macht sich nun einen Kaffee. Der gestrige Tag war doch etwas anstrengend. Bei «G&G» hat er ein 40-Prozent-Pensum, und beim Radio SRF 3 arbeitet er weiterhin 50 Prozent. «Seit meiner Lehre habe ich nicht mehr Vollzeit gearbeitet, ich habe lieber weniger Geld, dafür mehr Freizeit», sagt er. «Aber ich schaffe sehr gern.» Schliesslich sind Menschen, Musik und Moderieren seine Leidenschaft – und auch der britischen Monarchie bleibt er treu. «Unter König Charles III. werden ebenfalls spannende Dinge passieren.»