Meisterschwanden am Hallwilersee. Sattgrüne Wiesen, das Blau des Wassers als malerischer Kontrast. Durch die lichten Wolken zieht ein Fischreiher seine Kreise. Landwirt Lukas Siegrist lebt in einer idyllischen Umgebung. Doch sein Tagwerk ist hartes bäuerliches Handwerk. Der Milchbetrieb des Aargauers mit 50 Kühen und einem Umschwung von 60 Hektaren Acker- und Wiesenland erfordert vollen Einsatz: «Wir führen den Hof in der vierter Generation. Das Leben als Bauer ist für mich eine Herzensangelegenheit.» Daneben steht Ehefrau Jolanda mit dem sechs Monate alten Ramon auf dem Arm. Das Baby macht grosse Augen und strahlt, als es eine Kuh auf der Weide sieht.
Die Arbeit des Landwirts besteht aus viel mehr als Felder bestellen und Kühe melken. Bürokratie und Administration machen einen beträchtlichen Teil des Aufwands aus. Wer da Übersicht und Ordnung verliert, kann leicht mit den Ämtern in Konflikt geraten oder Subventionsgelder verpassen. Um Direktzahlungen zu erhalten, muss ein Bauer nachweisen, dass er die Anforderungen des ökologischen Leistungsnachweises auf dem gesamten Betrieb erfüllt. «Das erfordert eine Menge Papierarbeit», sagt Lukas Siegrist.
Bäuerliche Managementaufgaben
Exakt hier setzt Barto mit seinem digitalen Hofmanager an. Er liefert den Bäuerinnen und Bauern die Möglichkeit, ihre Aufzeichnungen auf Basis des Internets nachzuführen. So können der administrative Aufwand verkleinert und die Daten des Betriebs für Planungs- und Managementaufgaben genutzt werden. Die Grundlage des Verfahrens ist ein Parzellenverzeichnis, in dem die Landflächen des Betriebs exakt eingezeichnet sind. Dazu kommen Hilfsstofflisten mit Düngemitteln – unabhängig davon, ob jemand ökologisch oder biologisch wirtschaftet.
Dokumente in Papierform immer seltener
Auch Colette Basler führt einen Bauernbetrieb – im Fricktal. «Allerdings ist bei uns alles halb so gross wie bei Lukas Siegrist», sagt sie lachend. Die SP-Grossrätin ist bei der Barto AG für Kommunikation und Marketing verantwortlich. Sie sagt, dass sich die Landwirtschaft der Digitalisierung gar nicht länger verschliessen könne: «Oft ist es nicht mehr möglich, gewisse Dokumente in Papierform auszufüllen und per Post zu schicken. Sie müssen am PC erfasst und digital versendet werden.» Basler spricht aus eigener Erfahrung: Beispielsweise laufe der ganze «Tierverkehr» heute zu 99,9 Prozent elektronisch. Die Landwirtschaft richtet sich nach einem gesamtgesellschaftlichen Trend, der sich nicht umgehen lässt. Auf die Frage, ob das Führen eines Bauernhofs heute ohne Computer noch möglich sei, sagt sie: «Das ist praktisch undenkbar. Die Digitalisierung in der Landwirtschaft ist ein laufender Prozess und wird sich in allen Bereichen verstärken. Da denke ich vor allem an Routinearbeiten – wie Melken oder die Unkrautbekämpfung.» So könne auch die Umweltbelastung reduziert werden – weil nur noch exakt jene Stellen bespritzt werden, an denen es auch wirklich nötig ist. So gesehen, gibt es viele Anwendungsformen, die die Nachhaltigkeit und die Umweltverträglichkeit steigern – mit sehr wenig Hilfsstoffeinsatz.
Jürg Guggisberg, Geschäftsführer der Barto AG, sagt zur wachsenden Bedeutung der Digitalisierung in der Agrarwirtschaft: «Sie bringt Erleichterungen – beispielsweise in der Prozesssteuerung oder im Dokumentieren von Aufgaben, aber auch in der Auswertung der Daten, um sie an Dritte zu übergeben.» Allerdings seien nicht alle Bauern Feuer und Flamme für diese Entwicklung: «Da ist die Bauernschaft nicht anders als die Gesamtbevölkerung. Die einen sehen darin eine Chance, um mit digitalen Mitteln die Betriebsabläufe zu vereinfachen, selber einen Nutzen zu generieren und mehr Zeit für andere Dinge zu haben. Aber es gibt auch Landwirte, die zur Digitalisierung mehr oder weniger gezwungen werden – weil die Behörden diesen Prozess forcieren.»
Milchautomat und Melkroboter
Landwirt Lukas Siegrist streicht eine überraschende Komponente heraus. Dank der Digitalisierung sei man «näher bei der Natur». Damit bezieht er sich etwa auf das «Wiesen- und Auslaufjournal der Nutztiere». Durch die exakte Dokumentation der Bewegungen könne Bewirtschaftung und Beweidung der Grünlandparzellen optimal gesteuert werden. Die geschieht per App oder Mobiltelefon. Auch der Milchautomat für die Kälber oder der Melkroboter für die Milchkühe begünstigen das natürliche Verhalten der Tiere – weil sie sich nach den eigenen Bedürfnissen richten können und nicht auf einen menschlichen «Fahrplan» angewiesen sind.
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«Technologie zum Wohl der Kranken»
Roland Siegwart ist Professor für Autonome Systeme an der ETH Zürich. Innovation und Unternehmertum stehen ihm nahe.
Roland Siegwart, was macht das Projekt des BBZ mit Qumea so speziell?
Das Projekt verbindet neue Technologien mit den Bedürfnissen aus dem Pflegebereich und ermöglicht somit eine optimale und effiziente Betreuung. Es ist ein wunderbares Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit, das zeigt, wie digitale Technologien zum Wohl der Pflegebedürftigen und Pflegenden beitragen können. Für alle wird das Leben einfacher.
Wo können digitale Anwendungen Pflegende am besten unterstützen?
Digitale Systeme wie die Radartechnologie von Qumea ermöglichen, effizient und kontinuierlich relevante Daten zu erfassen, auszuwerten und dem Pflegepersonal zur Verfügung zu stellen. So wird eine optimale Betreuung der Pflegebedürftigen möglich, mit Fokus auf die persönliche Interaktion.
Wird damit auch der Fachkräftemangel entschärft?
Neue digitale Technologien können das Pflegepersonal bei Nebenaufgaben entlasten und so die direkte Arbeit mit den Pflegebedürftigen ins Zentrum stellen. Damit wird die Arbeit für Pflegende attraktiver und effektiver und entschärft hoffentlich auch den Fachkräftemangel.
Welches könnten die nächsten Entwicklungsschritte im Bereich der digitalen Anwendungen in Spitälern und Pflege- oder Altersheimen sein?
In der Schweiz ist der wichtigste nächste Schritt, dass wir flächendeckend ein elektronisches Patientendossier einführen. Nur das ermöglicht, die Gesundheitsversorgung zum Wohl der Kranken und der Pflegebedürftigen zu optimieren. Es schafft die Grundlage für präzise Diagnosen, massgeschneiderte Therapien, schnellere Genesung und eine höhere Lebensqualität während und nach Krankheiten und im hohen Alter. Digitale Systeme können Krankheitsverläufe analysieren und das Gesundheitspersonal unterstützen.
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