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Maja Riniker & Andrea Caroni

«Du langst überall rein!» – «Meine Mutter liess mich nicht in die Küche!»

Liebe geht durch den Magen, und Musik öffnet das Herz: Darum haben Maja Riniker und Andrea Caroni ein Jahr lang mit der Bevölkerung gekocht und gesungen. Diese Eindrücke sind den zwei höchsten Schweizern geblieben.

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<p>Politik mal anders: Im Bundeshaus-Restaurant spielen Andrea Caroni und Maja Riniker ihre Stärken aus.</p>

Politik mal anders: Im Bundeshaus-Restaurant spielen Andrea Caroni und Maja Riniker ihre Stärken aus.

Kurt Reichenbach

Das Restaurant Galerie des Alpes im Bundeshaus versorgt jeden Mittag Politikerinnen und Politiker von links bis rechts. Doch heute wird die Kantine gestürmt: Hobbyköchin Maja Riniker (47), eigentlich Präsidentin des Nationalrats, schwenkt die Pilzpfanne. Und Hobbymusiker Andrea Caroni (45), Präsident des Ständerats, trommelt auf den Töpfen. Sie sind es gewohnt, denn die FDPler nutzten ihr Präsidialjahr, um mit Kindern und Jugendlichen im ganzen Land zu kochen und zu singen. Und nebenbei mehr über die Schweiz und ihre Menschen zu erfahren.«

Auf Ihrer Schweiz-Tour verbrachten Sie viel Zeit zusammen. Was haben Sie übereinander gelernt?

Maja Riniker: Du langst in der Küche überall rein. Das hat mich positiv überrascht!

Andrea Caroni: Das kommt daher, dass ich früher zu Hause nie etwas anfassen durfte. Meine Mutter liess mich nicht in die Küche, obwohl mir Kochen wahrscheinlich Spass gemacht hätte.

Wie war das bei Ihnen, Frau Riniker?

Bei uns war die Küche ein Ort, an dem wir uns versammelten. Das habe ich meinen Kindern weitergegeben. Ich traute ihnen früh einiges zu. Und jetzt, wenn ich von der Session nach Hause komme, riechts öfters gut, weil meine Tochter einen Kuchen gebacken hat.

Caroni: Mich hat an dir übrigens beeindruckt, dass du einen sehr offenen Zugang zu allen Menschen hast. Und am Schluss noch alle Namen weisst.

Mit welchen Gefühlen denken Sie an die Abende in Bellinzona, Ilanz und Genf zurück?

Riniker: Mit Freude und Dankbarkeit. Schweiz Tourismus, Gastrosuisse und der Verband Schweizer Volksmusik haben das super auf die Beine gestellt.

Caroni: Der magischste Moment war für mich immer, wenn ich nach schweisstreibenden Proben die Lieder mit den Jugendlichen aufführen durfte und das gut geklappt hat. Nicht wegen mir, sondern trotz mir.

Sprachen Sie in Genf eigentlich Deutsch oder Französisch?

Riniker: Französisch natürlich. Es ist so wichtig, dass man sich in allen Landesteilen irgendwie verständigen kann.

Ist das ein Plädoyer fürs Frühfranzösisch, das derzeit vielerorts abgeschafft wird?

Caroni: Da lehne ich mich nicht aus dem Fenster.

Riniker: Ich halte gern ein Plädoyer für unsere Landessprachen. Auch wenn man sich nicht perfekt in der anderen Sprache ausdrücken kann, ist es doch enorm wichtig, dass man den anderen zumindest versteht.

Herr Caroni, welche Lieder gefielen Ihnen besonders?

Mich haben alle berührt. Besonders in Erinnerung ist mir, wie kraftvoll wir mitsamt dem Publikum die Genfer Hymne «Cé qu’è lainô» sangen.

In Ilanz sangen Sie auf Rätoromanisch – ohne den Text zu verstehen?

Mir wurde zum Glück erklärt, was ich ungefähr singe. Und es waren oft Kinderlieder – die Chöre suchten etwas aus, was ich schnell lernen konnte.

Wussten die Kinder und Jugendlichen überhaupt, wer Sie sind?

Riniker: Am Anfang nicht so recht, nein.

War das nicht komisch?

Riniker: Es war gerade gut. Die Gespräche waren so ganz natürlich und voller Neugierde. Je länger der Abend dauerte, desto grösser wurde das Interesse. So konnten wir auch ein bisschen Werbung für die direkte Demokratie machen und erzählen, was wir in Bern machen. Und für nächstes Jahr haben wir sie ins Bundeshaus eingeladen.

Caroni: Genau, mein Geheimplan ist, dass dann alle Jugendchöre zusammen singen werden. Da werde ich natürlich mit Inbrunst mitmachen.

Frau Riniker, welche Rezepte bleiben Ihnen in Erinnerung?

In Ilanz gab es Capuns. Nebenbei hat uns der Koch gezeigt, was man aus einer Taube machen kann.

Taube?

Ja, er verwertete das ganze Tier. Am Schluss blieben nur die Beine übrig. Eins habe ich als Souvenir mitgenommen, und das liegt jetzt in der Vitrine in meinem Büro.

Lynn Scheurer von Schweizer Illustrierte
Lynn ScheurerMehr erfahren
Text: Lynn Scheurer vor 3 Stunden