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  4. Gülsha Adilji spricht zum Valentinstag über Liebe, Männervorlieben und ihr schlimmstes Date
Gülsha Adilji

«Ein Date endet in einem Streit»

Zuletzt richtig verliebt war Gülsha Adilji vor zwei ­Jahren. Nun ist sie zwar ­jeden zweiten Tag verknallt, doch trotz vielen Dates will es nicht klappen. Zum Valentinstag ­erörtert die «Deep Dating»-­Moderatorin, wie sich die Suche nach der Liebe verändert.

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«Welches Gemüse ist total überbewertet?» Mit dieser Frage schafft es Gülsha Adilji, beim Flirten das Eis zu brechen. Hier im «Kir Royal» an der Zürcher Langstrasse datet sie auch mal physisch.

Geri Born

Blumen, Pralinen, Liebesschwüre – am 14. Februar steht alles im Zeichen der Verliebten. Manche machen begeistert mit, andere sind genervt vom Rummel. Zur Gruppierung, denen der Valentinstag komplett egal ist, gehört Moderatorin Gülsha Adilji (38) – und das, obwohl sie kaum etwas mehr interessiert als Liebe.

Was halten Sie vom Valentinstag?

Es stört mich nicht, wenn Paare ihn zelebrieren. Aber ich erlaube mir, die These aufzustellen, dass niemand merken würde, wenn es den Valentinstag nicht mehr gäbe.

Sie sind keine Romantikerin?

Was hat das damit zu tun? Für mich ist Valentinstag wie Weihnachten: Ich nehme ihn wahr, zelebriere ihn aber nicht.

Gibt es einen Mann in Ihrem Leben?

Das ändert sich bei mir im Wochentakt (lacht).

Wie läuft die Suche nach dem richtigen?

Gar nicht. Ich bin gerade in einer Dating-Lethargie. Das passiert immer, wenn ich mich zu sehr reinsteigere und zu viele Männer treffe, sodass ich ein Gnusch mit ihren Namen bekomme. Sobald ich zu mir komme und verdränge, wie mühsam das Daten ist, beginnt alles wieder von vorne.

Klingt anstrengend. Wie daten Sie denn?

Ist es auch! Wie die meisten: Ich nutze sowohl Apps als auch Situationen im Ausgang oder Alltag, um Personen anzusprechen.

Überrascht es Sie, dass sich so etwas Intimes wie Dating in den letzten Jahren fast gänzlich ins Internet verlagert hat?

In keiner Weise. Nachrichten, Filme, Musik, Finanzen – alles ist ins Internet gerutscht.

Was geben Sie in Ihrem Online-Dating-Profil bekannt?

Alles, was ich von den Männern auch erwarte: Interessen, Art des Humors, aktuelle Bilder.

Gülsha Adilji im SI.Talk

«Dating ist für mich Selbstgeisselung»

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Während ihr eigenes Dating-Leben «frustrierend, unerfolgreich und langweilig» ist, schlüpft Gülsha Adilji für die neue SRF-Serie «Deep Dating» mit einer Therapeutin in die Rolle der Kupplerin. Im SI.Talk verrät die 37-Jährige, weshalb eine Paar-Therapie immer Sinn macht – auch wenn sie wie bei ihr zur Trennung führt–, erzählt von üblen Beziehungen mit egozentrischen Männern und erklärt, warum sie nie Geld hat und keine Bewerbungen mehr schreibt. Sina Albisetti

Welches sind Ihre No-Gos beim Swipen durch Apps?

Haben wir genug Zeit? (Lacht.) Also: Wenn er sich stolz mit einem gefangenen Fisch zeigt, ist er raus. Gruppenfotos, auf denen die anderen Personen unkenntlich gemacht werden, gehen nicht. Wenn er mit einem Auto oder Motorrad posiert. Bei solchen, die ihre Muskeln flexen oder sich im Oktoberfest-Outfit präsentieren, swipe ich auch weiter. Bilder, auf denen er mit einem Büsi auf dem Bett schmust oder sich mit offenen Armen vor einem Bergpanorama zeigt, sind auch nicht meins. Reicht das?

Eine beachtliche Aufzählung. Was muss ein Mann denn mitbringen?

Eigentlich bin ich wirklich unkompliziert. Er muss anständig, eloquent und humorvoll sein. Mehr nicht.

Viele No-Gos, wenige Erwartungen. Hat das etwas mit Oberflächlichkeit von Online-Dating zu tun?

Extrem! Innert Sekunden winkt man jemanden durch oder verbannt die Person. Die erste Nachricht muss zu 100 Prozent sitzen. Wenn das geschafft ist, sind die folgenden 15 Minuten relevant, ob eine spannende Konversation zustande kommt. Das ist erschreckend. Ich spiele da mit, das kann man nicht schönreden.

Welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei der Verwendung von Dating-Apps im Vergleich zu traditionellem Kennenlernen?

Online kann man mit Menschen niederschwellig in Kontakt treten. Gleichzeitig ist es ein Nachteil, dass man eine riesengrosse Auswahl hat und einfach weiterziehen kann. Online kann das Gegenüber zudem wie gedruckt lügen, während man bei physischen Treffen einen Menschen besser spürt und sich ein reales Bild machen kann.

Gab es Dates, bei denen Ihr Gegenüber anders war als auf dem Online-Profil?

Logisch. Mit einem Typen habe ich einige Tage hin und her geschrieben, und es hat zwischen uns total «gevibt». Als er aber vor mir stand, sah er viel älter aus als auf den Bildern. Hinzu kam, dass er auch bei der Grössenangabe sehr fest geflunkert hatte. Bereits beim ersten Witz hat er mich total irritiert angeschaut und den Scherz nicht verstanden. Schliesslich endete unser Date im Streit, und ich musste mir anhören, dass ich mit meinem Humor Unsicherheiten überspiele.

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«Wir sind füreinander geschaffen»: Gülsha Adilji himmelt Sänger Harry Styles an.

Geri Born

Wie sieht ein perfektes erstes Treffen aus?

Ich unternehme gern etwas. Von Planetarium, Minigolf, Töpferkurs bis Improvisationstheater kann alles dabei sein. Das schafft eine entspannte Stimmung, und man lernt sich besser kennen.

Und wenns doch ein klassisches Tête-à-Tête wird?

Dann gern hier im «Kir Royal» an der Zürcher Langstrasse. Ich mag es aber grundsätzlich nicht besonders, wenn man sich banal vis-à-vis sitzt. In der Vergangenheit habe ich oft erlebt, dass ich das Gespräch leitete und eine Frage nach der anderen stellen musste. Es ist so schlimm, dass ich auf meinem Handy einen vorbereiteten Fragenkatalog in den Notizen habe. Ich weiss echt nicht, wo die spannenden Männer abgeblieben sind. Oder wenigstens solche, die eine Konversation am Laufen halten können.

Glauben Sie noch an die Liebe des Lebens?

Aber so was von! Ich habe sie auch schon in einer Freundin gefunden, und weil ich diese tiefe Freundschaft habe, bin ich überzeugt, dass es dieses «für immer» auch auf partnerschaftlicher Ebene gibt.

Wann haben Sie zuletzt einen Partner intensiv geliebt?

Das war vor zwei Jahren, meinen letzten Freund.

In welchen Momenten fühlen Sie sich ohne Partner einsam?

In keinem. Mir fehlt kein Partner, mir fehlt keine Liebe, mir fehlt keine Nähe. Das mag kitschig klingen, aber ich bin meine eigene grosse Liebe. Was durch Partner hinzukommt, ist ein Bonus.

Wie wichtig ist Selbstliebe in einer Beziehung?

Sie ist mit Abstand das Wichtigste. Auch das mag nun wieder kitschig klingen, aber wenn man sich nicht selber liebt, wird es schwierig, dass man die Liebe von jemand anderem ernsthaft zulassen kann.

Sind monogame Ehen ein Auslaufmodell, oder haben sie Ihres Erachtens noch eine Zukunft?

Sie haben zu 100 Prozent ihre Daseinsberechtigung. Doch in der heutigen Zeit ist monogam sein tatsächlich auch ein Commitment. Man muss sich einfach bewusst sein, dass man sich jeden Tag aufs Neue dafür entscheiden muss und dass eine Beziehung immer auch Arbeit bedeutet.

Welche Veränderungen an der Liebes- und Dating-Front stehen uns als Nächstes noch bevor?

Ich glaube, dass künstliche Intelligenz bei der Suche nach dem oder der Richtigen weiter in den Vordergrund rücken wird und den Menschen zu richtigen Matches verhilft. Meines wäre der Sänger Harry Styles, an dem ich schon lange dran bin (lacht). Zudem glaube ich, dass die Gesellschaft alternativen Beziehungsmodellen offener gegenüberstehen wird. 

MEHR ZUR PERSON

Die Ostschweizer Moderatorin, Podcasterin und Autorin Gülsha Adilji ist bekannt für ihren offenen Umgang mit den Themen Liebe und Sexualität. Diese finden sich auch in ihrem neuen Programm «Gülsha lernt Liebe», mit dem sie bald durch die Schweiz tourt. Tourdaten und Tickets sind online verfügbar. Zudem geht die zweite Staffel ihrer SRF-Kuppelshow «Deep Dating» im Mai an den Start.

Toni Rajic von Schweizer Illustrierte
Toni RajicMehr erfahren
Von Toni Rajic am 14. Februar 2024 - 06:00 Uhr