An seinen ersten Auftritt als Fernsehmoderator erinnert sich Nik Hartmann (53) noch heute ganz genau: Seine TV-Premiere startete der Zuger am 15. September 2005 als Nachfolger von Sven Epiney (53) in der SRF-Sendung «Fensterplatz» mit den Worten: «Grüezi mitenand, ich bin jetzt also der Neue!» Dabei zeigte der Newcomer mit dem Zeigfinger an sich herab – und direkt auf die in diesem Moment auf dem Bildschirm eingeblendete Bauchbinde mit seinem Namen.
Bereits einige Wochen zuvor war der damals frisch vom Radio kommende Moderator nach Realp UR gereist, um für seine erste «Fensterplatz»-Folge «Mit Dampf über die Furka» zu drehen. «Bei meiner Ankunft kam ein Jugendlicher auf mich zu und fragte, ob er ein Autogramm haben darf. Das passierte danach nie mehr! Aber in diesem Moment dachte ich mir nur: Boah, jetzt bist du berühmt und hast deine Fans.» Ob es daran lag, dass die damalige DRS-3-Morgensendung mit Besserwisser Rüedu – «Schöne Tag, Hartmann, wiitermache!» – bereits Kultstatus genoss oder ob ein Mitarbeiter der Filmcrew den Jungen instruiert hatte, Hartmann anzufragen, fand Nik nie heraus.
Die TV-Premiere jedenfalls war Auftakt zu einer unglaublichen Erfolgsgeschichte. Nik Hartmann mauserte sich schnell zum TV-Liebling der Nation – und dass er jetzt sein 20-Jahr-Jubiläum am Bildschirm feiert, kommt ihm selbst irgendwie «unwirklich» vor. «Die Zahl wirkt um einiges grösser, als ich sie im Bewusstsein habe.» Er sei in einem Alter, in dem 20 Jahre gefühlt wahnsinnig schnell vorbeigingen, aber wenn er daran denke, dass er in 20 Jahren bereits 73 werde, sei das andererseits auch «eine verrückt lange Zeit».
Ein Auge für Kunst: Weisse Wände gibt es im Hause Hartmann nicht. Schon als Bub besuchte Nik mit seinen Eltern Ausstellungen.
Kurt ReichenbachWarum Nik Wehmut überfällt
Es ist einiges passiert in den vergangenen 20 Jahren: Bei Niks Fernsehdebüt waren die beiden ältesten Buben von ihm und seiner Frau Carla Cerletti (52) gerade einmal drei Jahre beziehungsweise sieben Monate alt. Erst 2009 erblickte ihr dritter Sohn Melchior das Licht der Welt. Zu der Zeit war Nik statt für «Fensterplatz» bereits als «Wanderer der Nation» zusammen mit Familienhund Jabba für den SRF-Quotenhit «Über Stock und Stein» unterwegs.
Inzwischen werden Hartmanns Älteste langsam flügge: Constantin, heute 22, studiert Kunstgeschichte und Germanistik an der Uni Zürich; Frederik, jetzt 19, fängt eine Ausbildung zum Bäcker und Konditor an. Nik gibt ganz offen zu, dass ihn Wehmut überfällt, wenn er nur daran denke, dass sie bald eigene Wege gehen und ihr Elternhaus verlassen werden.
Ein Sinn für Pläne: Für die Betreuung ihres Jüngsten, Melchior, stimmen sich Nik und Carla jeweils ab. Kater Hobbit schnurrt dazu nur.
Kurt ReichenbachFür Nik und seine Frau Carla bedeutet das auch, dass sie ihr Familienleben neu organisieren werden müssen. Denn ihr dritter Sohn, Melchior, heute 16, ist mit einer Zerebralparese, einem Gendefekt, zur Welt gekommen. Er ist seither auf intensive Betreuung angewiesen – und bei der haben auch seine Brüder schon sehr früh Verantwortung mit übernommen.
Ein «Schaffer» mit Selbstzweifeln
Obschon er als Quotengarant und Publikumsliebling gilt, hat Nik vor seinem anstehenden TV-Comeback als «Happy Day»-Moderator am 27. September ziemlich Bammel. Das ist keine Koketterie seinerseits, sondern tiefstes Empfinden. Was sein Können angeht, sagt er über sich: «Ich hatte immer das Gefühl, es reicht nicht.» Er sei zwar ein «Schaffer», aber er traue sich weitaus weniger zu, als ihm die meisten in der Öffentlichkeit attestieren würden.
Ein Finger am Kinn. Einst forderte Carla von Nik nach einem TV-Dreh: «Der Bart muss ab!» Heute liebt sie seine grauen Stoppeln.
Kurt ReichenbachAbsolutes Vertrauen in Niks Fähigkeiten hat dafür seine Frau Carla – und obendrein noch ein gutes Bauchgefühl. Schon vor Jahren, als im Familienkreis mal das Gespräch auf die Kultsendung «Happy Day» gekommen sei, habe sie Nik prophezeit, dass er als möglicher Nachfolger von Röbi Koller (67) beim SRF ganz sicher in der Poleposition sei.
Carla hat recht behalten. Im Gegensatz zu Nik hat sie ihr Jurastudium abgeschlossen. Seit Jahren hält sie ihrem Mann den Rücken frei, organisiert als Familienmanagerin Melchiors lückenlose Betreuung, erledigt die Administration in Verbindung mit der Invalidenversicherung, ist Teilzeit als Friedensrichterin für die Gemeinde Risch ZG tätig – und packt bei einem Obstbauern in der Nachbarschaft hin und wieder bei der Kirschenernte an.
Ein Händchen für Pferde: Carla und ihr Isländer Pokki. Hin und wieder geht Nik mit in den Stall bei benachbarten Freunden.
Kurt ReichenbachNik unterbricht sein Musikstudium
Als Nik vor fünf Jahren dem Schweizer Fernsehen den Rücken kehrte, war das eine «rein persönliche Entscheidung, weil ich mich irgendwie in einer Talsohle fühlte». Es habe weder Knatsch mit Kollegen und Vorgesetzten gegeben noch sonst Ärger mit seinem jetzt wieder neuen Arbeitgeber SRF. Bei CH Media, wo er seit 2020 als Co-Leiter Eigenproduktionen TV National unter anderem die Sendung «Sing meinen Song – Das Schweizer Tauschkonzert» verantwortete, habe er viel dazugelernt. «Ich kehre jetzt mit einem ganz anders gefüllten Rucksack zu SRF zurück.»
Ein Ohr für Musik: «Ich habe noch nie so gut Querflöte gespielt wie jetzt.» 2022 begann Nik ein Studium an der Musikhochschule Luzern.
Kurt ReichenbachApropos Musik! Seit früher Jugend spielt Nik Querflöte. Seine Produzententätigkeit bei «Sing meinen Song» habe ihn daran erinnert, dass er bis zu seinem 20. Lebensjahr eigentlich Musiker werden wollte. Vor drei Jahren bewarb er sich für ein Studium an der Musikhochschule Luzern – und bestand prompt die Aufnahmeprüfung. «Mich wieder mehr der Musik zu widmen, gab mir Sinn und neue Kraft». Jetzt hängt er das Studium zwar für «Happy Day» an den Nagel. Aber wer weiss, vielleicht erklingt irgendwann auch da einmal wieder: «Schöne Tag, Hartmann, wiitermache!»?