Platsch! Mit einem gekonnten Köpfler hechtet der 106 Kilo schwere Schwinger Lario Kramer (26) ins Wasser. Das Boot ge- hört dem früheren Eishockeystar Philippe Furrer (39) der beim SC Bern und beim HC Lugano aktiv war. Der See gehört zu Murten – im Hintergrund die traumhafte Silhouette des Zähringerstädtchens. Die beiden einheimischen Sportler freuen sich riesig über den Sieg ihrer Gemeinde. «Murten bietet alles für eine aussergewöhnliche Lebensqualität», sagt Philippe Furrer.
Am liebsten fährt er im Sommer mit seiner Frau Melanie, den drei Kindern und Kollegen mit seinem alten Kutter auf den See. Das ist für den CEO der Immobilienfirma Immoseeker der ideale Rückzugsort. «Der 35-jährige Kutter war früher ein Taucherboot und diente während der Expo.02 sogar als Taxiboot.»
Auch Lario Kramer schwärmt von seinem Wohnort. «Murten ist ländlich, versprüht aber das Feeling einer Stadt», sagt der Schwinger und Gemüsegärtner. Er ist 58-facher Kranzgewinner, zwei davon sind eidgenössische – zudem gewann er fünf Kranzfeste. Der «Böse» schätzt die vielen kulturellen Angebote. «Hier ist immer etwas los.» Im Juli rockten beispielsweise die Scorpions im Rahmen von Stars of Sounds das kleine Städtchen.
Im August und im September kommen die Anhänger der klassischen Musik bei Murten Classics auf ihre Kosten. Von überall her strömen Fans zum regelmässigen Licht-Festival im Januar. Und für die Foodies ist der Trüffel-markt im November ein Muss.
Für Stadtpräsidentin Petra Schlüchter macht diese Vielfalt Murten so unverwechselbar und eigenständig: «Ich bin stolz, dass wir es gegenüber dieser tollen Konkurrenz auf den ersten Platz geschafft haben.» Murten liegt an der Sprachgrenze zwischen der Deutsch- und der Westschweiz. Doch vom Röstigraben will Petra Schlüchter nichts wissen.
Im Gegenteil: «Wir haben hier keinen Graben. Jeder kann sich in seiner Sprache und mit seiner Art einbringen. Das ergibt einen einzigartigen Mix aus Deutschschweizer Gewissenhaftigkeit und Savoir-vivre der Romands.» Die Präsidentin liebt ihr Städtchen: die einzige begehbare Ringmauer der Schweiz und die malerische Altstadt mit vielen verwunschenen Ecken und dem Seefenster an der Rathausgasse, wo sich Verliebte vor himmlischer Seekulisse ein Küsschen geben und sich per Selfie verewigen. Der weltbekannte Murtener Nidelchueche. Die Apéro-Kultur sowie die Dichte an Restaurants für alle Geschmäcker.
Und natürlich die Lage direkt am See. Hier wird noch Egli aus dem hiesigen See und nicht aus Litauen aufgetischt. Mit Glück findet sich auch ein Wels auf der Speisekarte. Vor ein paar Jahren hat ein Fischer einen Riesen von fast zwei Metern Länge und 45 Kilogramm Gewicht aus dem Murtensee gezogen. Auch Wasserratten kommen auf ihre Rechnung: Bei der Segelschule Murtensee können Besucher mit zwölf Pedalos und vier Kajaks in See stechen und das mediterrane Ambiente vom Wasser aus erleben.
Für Abenteuerlustige lockt ein Familientörn mit dem Segelschiff. Und das ganz ohne Angst: Die Betreiber Simi und Christa Züger haben mit ihrem damals einjährigen Sohn Lenny zweimal den Atlantik überquert. «Das alles ist fantastisch», sagt Petra Schlüchter. «Doch erst wenn die Bevölkerung das mitlebt, entsteht etwas Einmaliges.» «Sieg, Sieg!» Bestes Beispiel ist die Solennität, die «Soli», die stets am 22. Juni stattfindet. Es ist die Gedenkfeier an die Schlacht bei Murten im Jahr 1476. Damals schlug das eidgenössische Heer jenes von Karl dem Kühnen von Burgund. «Wer als Kind einmal an dieser Feier teilgenommen hat, kommt auch als Erwachsener immer wieder zurück», sagt Schlüchter.
Dem pflichtet Lario Kramer bei: «An allen Anlässen treffe ich jeweils wieder viele Schulkollegen.» Nur bei einem Anlass müssen die Sportskanonen Kramer und Furrer passen: Sie haben beide noch nie den Murtenlauf bestritten. Philippe wegen früher Probleme mit seiner Hüfte, und Lario meint: «Das ist vielleicht nach meiner Karriere ein Thema.» Rückblick: Eine Legende rankt sich um einen eidgenössischen Läufer, der mit einem Lindenzweig in der Hand die 17 Kilometer lange Strecke von Murten nach Freiburg rannte, um den Ausgang der Schlacht bei Murten zu melden. Nach seiner Ankunft konnte er noch die Worte «Sieg, Sieg!» verkünden – dann brach er tot zusammen. An dieser Stelle wurde die sogenannte Murtenlinde gepflanzt. Dem Läufer zu Ehren wird seit 1933 jedes Jahr der Murtenlauf durchgeführt.
Legende um eidgenössischen Läufer
Rückblick: Eine Legende rankt sich um einen eidgenössischen Läufer, der mit einem Lindenzweig in der Hand die 17 Kilometer lange Strecke von Murten nach Freiburg rannte, um den Ausgang der Schlacht bei Murten zu melden. Nach seiner Ankunft konnte er noch die Worte «Sieg, Sieg!» verkünden – dann brach er tot zusammen. An dieser Stelle wurde die sogenannte Murtenlinde gepflanzt.
Dem Läufer zu Ehren wird seit 1933 jedes Jahr der Murtenlauf durchgeführt. Lario Kramer fühlt sich auf dem Velo wohler: «Eine Fahrt via Mont Vully rund um den See ist gut für das Grundlagentraining», sagt er. Seit vergangenem Winter ist der Schwin-ger in einer neuen Trainingsgruppe. Diese wird von Matthias Glarner geleitet, dem Schwingerkönig von Estavayer-le-Lac 2016.
Bald wartet zum Abschluss der Saison ein Höhepunkt auf Lario: «Ich freue mich riesig auf das 125-Jahre-Jubiläumsschwingfest des Eidgenössischen Schwingerverbands in Appenzell.» Am 8. September ist es so weit: Dann trifft sich dort die Schweizer Schwinger-Elite. Bis dann hat Lario noch Zeit, um an einem schönen Sommermorgen im Beach House direkt am See einen Kaffee zu geniessen und für das grosse Ereignis mental aufzutanken. Dafür gibt es nicht viele Orte, die schöner sind.