In der französischen Savoie fühlte sich Roger Pfund frei. Seine Oase war ein Hingucker. Umgeben von Olivenbäumen, schuf er mit Schwung und fetten Farben Bilder, die das Herz entzücken. In der beruflichen Tätigkeit als Grafiker und Illustrator war er eher kleinkarierter unterwegs, mit Lupe und Millimetermassstab. Seine minutiösen Arbeiten waren jeder Eidgenossin, jedem Eidgenossen ein Begriff. An sein ikonisches Werk erinnert man sich gern.
Banknoten mit Evita Perón und Maria Callas, Geldscheine für Malaysia und die Komoren, Briefmarken für die Schweizer Post, Debitkarten für die Credit Suisse: Pfunds Œvre liess sich sehen. Stolz hielten die Franzosen beim Bezahlen einen «kleinen Prinzen» aus seiner Ideenschmiede in Händen. Auch die elefantenverschlingende Boa aus Saint-Exupérys Buch «Le Petit Prince» war auf dem 50-Franc-Schein zu finden. 17 Jahre tüftelte er an der Frankreich-Serie. 2002 wich der kleine Prinz dem Euro. Gerne arbeitete er mit Fotografien, die er übermalte: «Ich liebe die Überlagerung der Dinge.»
Höhepunkt mit Schattenseiten
2003 folgte der elegante rote Schweizer Pass. Es war sein Meisterwerk. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth, einer Balletttänzerin, nahm er auch am Notenwettbewerb der Schweizerischen Nationalbank teil. Der Entwurf belegte bloss den zweiten Platz – verschwand als Reserveserie im Tresor. «Unsere Banknoten wären bei einer massenhaften Fälschung zum Einsatz gekommen.» Geldscheine waren für ihn kein simples Zahlungsmittel. «Eine Note vermittelt eine Botschaft, stiftet Identität», sagte er einst im SI-Interview.
Der Doppelbürger nahm die Schlappe sportlich. Schliesslich wurde sein Werk an der Documenta in Kassel und im Today Art Museum in Peking gezeigt. Wer darf das schon von sich behaupten? Der Sohn eines Schweizers und einer Französin wurde 1943 in Bern geboren. Roger Pfund wuchs zweisprachig auf, liebte Musik, spielte viele Jahre leidenschaftlich Kontrabass in einem Jazz-Trio. Gemalt hatte er schon immer: «Die Kunst gibt mir Energie für alles andere.» Auch im Alter blieb er cool, trug pinkfarbene Hemden und einen orangen Seidenschal, hatte stets eine Zigarette in den Händen.
2016 musste er sein Genfer Atelier wegen Überschuldung schliessen. In guten Zeiten beschäftigte er 20 Mitarbeitende – zuletzt noch 7. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider würdigte ihn als «herausragende Persönlichkeit des Schweizer Kunstschaffens». Er habe mit seinen Kreationen jeden Einzelnen angesprochen, was ihm «meisterhaft» gelungen sei. Die Würdigung hätte dem Pfundskerl gefallen.