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  4. Krimiautorin Christine Brand: Zwischen Kokosnüssen und Bestsellern
Hausbesuch im WG-Zimmer von Krimiautorin Christina Brand 

Erfolg mit Mord und Totschlag

Sie ist die neue Kolumnistin der Schweizer Illustrierten. Und eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen der Schweiz – Christine Brand. Ihre Maxime: nie mehr ­Winter und mehr Meer.

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Momentan ist Christine Brand mit ihrem neuen Buch auf Lesetour in der Schweiz. Deshalb hat sie auch temporär eine Wohnung in Bern gemietet.

Momentan ist Christine Brand mit ihrem neuen Buch auf Lesetour in der Schweiz. Deshalb hat sie auch temporär eine Wohnung in Bern gemietet.

Geri Born

Nein, ein ängstlicher Mensch ist sie wahrlich nicht, die 52-jährige Christine Brand. Die halbe Welt hat sie schon bereist. Indien, Indonesien, Afrika. Allein. Nur mit einem Rucksack über den Schultern. Doch da gibt es die eine Sache, vor der sie sich fürchtet. Dass ihr nämlich eine Kokosnuss auf den Kopf fallen könnte. So weit entfernt ist dieser Gedanke nicht. Denn im Garten ihres Hauses direkt am Strand auf Sansibar stehen drei Kokospalmen. «Hänge ich dort die Wäsche auf, trage ich einen Velohelm», erzählt die Krimiautorin und lacht.

Privat liest Christine Brand kaum Krimis. Sie ist ein grosser Fan des US-Schriftstellers T. C. Boyle und des Schotten ­William Boyd.

Privat liest Christine Brand kaum Krimis. Sie ist ein grosser Fan des US-Schriftstellers T. C. Boyle und des Schotten William Boyd.

Geri Born

Im Moment ist diese Gefahr gebannt. Die Insel vor der Küste Ostafrikas weit, weit weg. Christine Brand ist wieder in der Schweiz und pendelt zwischen ihrem Mansardenzimmer in Zürich und einer temporär gemieteten Wohnung in Bern. Im Gepäck ihr 17. Buch: «Vermisst – Der Fall Emily», der zweite Band der Cold-Case-Reihe mit der Ex-Polizistin Malou Löwenberg. Das erste Buch dieser Serie, «Vermisst – Der Fall Anna», war 2024 auf Platz eins der Bestsellerliste. Vor den Romanen der Publikumsmagneten Martin Suter und Alex Capus. Brand: «Ich fiel fast in Ohnmacht, als ich diese Platzierung gesehen habe. Meine Freude war riesig!»

Ihr aktuelles Buch ist der zweite Band der Cold-Case-Reihe um ­Malou ­Löwenberg: «Vermisst – Der Fall Emily».

Ihr aktuelles Buch ist der zweite Band der Cold-Case-Reihe um Malou Löwenberg: «Vermisst – Der Fall Emily».

ZVG

Sterben war Alltag

Irgendwie liegt Christine Brand das Morbide im Blut. Aufgewachsen als Tochter eines Bestatters im Emmental, kam sie schon früh mit dem Tod in Kontakt. «Bei uns zu Hause war das Sterben Alltag. Die Leute haben angerufen, wenn jemand gestorben ist. Als Kind wusste ich genau, was ich am Telefon sagen musste, wenn mein Vater nicht da war. Auch half ich mit, die Särge mit Satintüchern auszustatten», erinnert sie sich. Sie tritt aber nicht in die Fussstapfen ihres Vaters, sondern wird Journalistin und arbeitet hauptsächlich als Gerichtsreporterin. Unter anderem bei der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens und bei der «NZZ am Sonntag». Sie sitzt nach dem Vierfachmord von Rupperswil AG im Gericht oder schreibt über den Fall Fritzl in Österreich.

Bei der Lesung in der Brasserie Hallers in Bern ist auch ihre Schwester mit dabei, die 57-jährige ­Franziska Brand.

Bei der Lesung in der Brasserie Hallers in Bern ist auch ihre Schwester mit dabei, die 57-jährige Franziska Brand.

Geri Born

Bücher schreiben ist für Brand damals noch ein Hobby. Sie schreibt über wahre Verbrechen, später fiktive Geschichten. In ihren Ferien. Irgendwo im Ausland, oft auch auf Sansibar – ihrem Herzensort. 2017 nimmt sie eine siebenmonatige Auszeit, reist allein um die Welt. Und beendet im Zug quer durch Indien den Thriller «Blind». Das Manuskript schickt sie ihrem Agenten und erhält vom grossen deutschen Verlag Blanvalet einen Vertrag. Sie kündigt ihren Job bei der «NZZ am Sonntag» und wird Schriftstellerin. Mit Erfolg. «Blind» – einer ihrer besten Krimis – wird sich übrigens fast 130'000 Mal verkaufen. Doch es kommt noch besser: «Blind» wird nun verfilmt. Im Juni beginnen die Dreharbeiten der TV-Serie in Kooperation mit SRF.

Alles für die Katz

Heute kann Christine Brand von ihrem Beruf leben. «Ich habe zwar noch immer nicht das gleiche Auskommen wie früher als Journalistin. Aber weil ich keine teure Wohnung in Zürich habe und auch in Sansibar günstig lebe, geht das gut.» Vor zwei Jahren hat sie sich auf Tansanias Trauminsel Sansibar das Haus, in dem sie vorher zur Miete lebte, gekauft. Entgegen ihrem Credo, dass Immobilien immobil machen. «Es ist ein altes Haus mit drei Zimmern. Sehr afrikanisch. Mit einem Dach aus Palmenblättern. Und liegt direkt am Strand», erzählt Brand.

Seit gut einem Jahr war die gebürtige Emmentalerin nicht mehr in Bern. Für die kurze Zeit in der Schweiz lebt sie in der ­Wohnung eines Freundes in der Berner ­Altstadt.

Seit gut einem Jahr war die gebürtige Emmentalerin nicht mehr in Bern. Für die kurze Zeit in der Schweiz lebt sie in der Wohnung eines Freundes in der Berner Altstadt.

Geri Born

Wenn es in der Schweiz kalt ist, lebt sie dort. Schwimmt jeden Tag im Meer. Fährt mit dem Kajak raus. Geht am Strand spazieren. Oder kümmert sich um die vielen Kätzchen, die verwaist irgendwann den Weg in ihren Garten gefunden haben. «Die meisten habe ich kastrieren lassen. Dies ist einer meiner grössten Ausgabenposten», weiss die Schriftstellerin. Und natürlich schreibt sie. Jeden Tag. Denn: Die Ideen fliegen ihr nur so zu. Auch am Samstag und am Sonntag. Bevors am Abend in ein Restaurant geht, oft mit Freunden. «Denn kochen kann ich nicht gut», schmunzelt die Weltenbummlerin.

Die Krimiautorin in ihrem 25 Quadratmeter grossen WG-Mansardenzimmer in Zürich. Das Handorgelspielen hat sie sich selber beigebracht, sie ­ist allerdings ein bisschen aus der Routine.

Die Krimiautorin in ihrem 25 Quadratmeter grossen WG-Mansardenzimmer in Zürich. Das Handorgelspielen hat sie sich selber beigebracht, sie ist allerdings ein bisschen aus der Routine.

Geri Born

Von Liebe und Freiheit

Der nächste Band der «Vermisst»-Reihe steht schon in der Pipeline, wird Anfang nächstes Jahr erscheinen. Nach ihrer Lesetour durch die Schweiz wird Christine Brand Anfang Juni für gut drei Monate auf die italienische Insel Lipari reisen, zusammen mit ihrem Partner, der dort ein kleines Häuschen besitzt. Mehr möchte sie über ihr Privatleben nicht verraten. Einzig, dass ihr Freund ein bisschen älter sei als sie, im IT-Bereich arbeite und ebenfalls ein Nomadenleben pflege. Christine Brand war nie verheiratet, hat keine Kinder. «Freiheit und örtlich ungebunden zu sein, ist für mich der grösste Luxus. Und das einfache Leben auf Sansibar.»

am 10. Mai 2025 - 18:00 Uhr