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Kandidatur zurückgezogen

Eveylne Binsack will doch nicht in den Nationalrat

Vor knapp vier Wochen gab Extrem-Sportlerin Evelyne Binsack bekannt, dass sie für die SVP ins Parlament einziehen will. Nun zieht sie ihre Kandidatur zurück – aus gesundheitlichen Gründen.

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Evelyne Binsack

Evelyne Binsack sucht sich jetzt ein neues Lebensziel.

imago images/VISTAPRESS

Eigentlich hatte Evelyne Binsack (55) vor, bei den kommenden Wahlen für die SVP Oberhasli einen Sitz im Nationalrat zu erobern. Doch jetzt komm alles anders. Aus gesundheitlichen Gründen verzichtet die Extrem-Bergsteigerin auf eine Kandidatur. «Aufgrund von Spätschäden eines unverschuldeten Unfalls vor elf Jahren erlitt ich eine Halswirbelfraktur und eine Gehirnerschütterung. Ich war seitdem nie ganz schmerzfrei, aber in letzter Zeit haben sich die Symptome verschlimmert», sagt sie im Interview mit dem «Blick». Zuerst dachte sie noch, sie könnte Kraft ihres Willens die Beschwerden überwinden. «Aber leider hat der Wille keinen Zugriff auf das Nervensystem.»

Der Entscheid, sich doch nicht auf die Liste zu setzen, sei bei der Partei auf viel Verständnis gestossen. Jetzt hofft Binsack, dass die SVP Oberhasli eine andere Kandidatin oder einen anderen Kandidaten in den Wahlkampf schickt. Und auch eine andere politische Funktion kommt für die Sportlerin derzeit nicht in Frage. «Ich bin ein Ganz-oder-gar-nicht-Mensch. Der Entscheid, die Nationalratskandidatur zurückzuziehen, bedeutet, dass ich keine andere politische Aufgabe übernehmen werde.»

«Die Schweiz hat in meinen Augen an Souveränität verloren»

Wie sie der Zeitung weiter erzählt, sei sie eigentlich eher ein unpolitischer Mensch, jedoch eine Person, die über eine ausgeprägte Beobachtungsgabe verfüge. Als Bergführerin und Mentalcoach hätte sie Einblick in die Geschichten von vielen Menschen. «Bei vielen zeigt sich eine latente Angst. Bedauerlicherweise befeuern Teile der Politik diese Angst, anstatt sie zu lösen. So hat die Schweiz in meinen Augen an Souveränität verloren. Ich will die Menschen durch ihre Ängste hindurch zu Stärke und Souveränität führen», so Binsack. Der SVP stünde sie vor allem Nahe, «weil sie an die Eigenverantwortung der Bürger glaubt und verstanden hat, dass diese, wenn sie gefördert wird, zu eigener Stärke führt.»

Um sich eine Meinung zu bilden, bedürfe es eines unabhängigen Geistes. «Ich glaube, das ist die schwierigste Aufgabe eines Politikers: sich immer eine neutrale, offene Haltung zu bewahren. Zum Beispiel beim Klimaschutz, der leider auf Kosten des Naturschutzes angestrebt wird», sagt sie dem «Blick». Als Beispiel fügt Binsack die Windenergie an, wo unter jedem Windrad ein Einfamilienhaus grosser Betonblock in den Boden gegossen werde. «Da wird Leben im Boden einfach ausgelöscht. Leider haben wir uns vom Denken in Kreisläufen, wie es sie in der Natur gibt, entfernt und staunen, dass wir langfristig so nicht weitermachen können. Ich habe die Lösung auch nicht, aber das Denken in Kreisläufen müsste oberste Priorität haben. Ich bin für Naturschutz. Das Klima reguliert sich dann von alleine.»

Erste Schweizerin auf dem Mount Everest

Im Jahr 2001 erreichte die Extrem-Bergsteigerin im Gipfel-Alleingang als erste Schweizerin den höchsten Berg der Welt, den 8848 Meter hohen Mount Everest. Ausserdem durchkletterte sie die Eiger-Nordwand im eisigen Winter, bestieg den Fitz Roy und unternahm diverse Expeditionen nach Patagonien oder in den Himalaya.

Jetzt, nachdem sie definitiv nicht politisch aktiv werden wird, werde sie sich ein neues Ziel suchen. Doch zuerst stünden noch diverse Untersuchungen an, in der Hoffnung, mit den Symptomen besser klarzukommen.

 

Von bes am 19. Dezember 2022 - 17:17 Uhr